Abtöten von Honigbienen

  • Veröffentlicht am: 07.06.2021

In Ausnahmefällen lässt sich das Abtöten eines Bienenvolkes nicht vermeiden. Foto: Niels Gründel

Bei bestimmtem infektiösen oder parasitären Befall von Honigbienenvölkern wie der Amerikanischen Faulbrut Paenibacillus larvae oder mit dem Kleinen Beutenkäfer Aethina tumida kann die Abtötung des Wirtsvolkes zur Durchsetzung restriktiver Maßnahmen aufgrund bestehender veterinärmedizinischer Vorschriften notwendig sein. Dazu gibt es verschiedene verfügbare Optionen.

Für Imker ist es normalerweise nur schwer zu ertragen, wenn ein oder sogar mehrere Völker eines ganzen Bienenstandes abgetötet werden müssen. Der Regelfall ist der Befall mit der Amerikanischen Faulbrut, wenn Völker nicht mehr saniert werden können. Das Bakterium Paenibacillus larvae befällt ausschließlich die Brut der Honigbiene. Die Sporen des Erregers sind sehr resistent gegen Kälte wie Hitze.
Franco Mutinelli vom Istituto Zooprofilattico Sperimentale delle Venezie hat die bekannten Möglichkeiten zusammengetragen und sie im Hinblick auf ihre Wirkung gegenüber Honigbienen als auch auf ein Risiko gegenüber dem Anwender beurteilt. Im Mittelpunkt seiner Betrachtungen stehen Anwendungen, die im Freien angewandt werden können.
Daneben werden Honigbienen auch regelmäßig nach Laborversuchen im Rahmen von Studienarbeiten getötet. Diese Varianten hat er zwar auch kurz angerissen, sie stehen aber nicht im Vordergrund seiner Veröffentlichung.

Das Abtöten von Honigbienen ist in einigen Ländern durchaus geregelt etwa Australien, Kanada und den Vereinigten Staaten, nicht aber innerhalb den Ländern der Europäischen Union.

Der Tod soll mit einer für die Spezies geeigneten Methode herbeigeführt werden, womit ein rascher Bewusstseinsverlust ohne Genesung und minimale Schmerzen und Leiden für das Tier verbunden sind. Für Honigbienen gilt, sie so schnell wie möglich abzutöten. Weitere wissenschaftliche Experimente und Forschungen sind erforderlich, um Einblicke in mögliche schmerzähnliche Zustände bei Honigbienen zu erhalten.

In der Regel Schwefeldioxid

Bei Honigbienen wird empfohlen, ein Abtöten erst nach Einbruch der Dunkelheit vorzunehmen, da erst dann alle Sammelbienen zurück im Volk sind und so verhindert wird, dass sie in andere gesunde Kolonien einkehren. Das Bienenvolk wird vor der letzten Behandlung versiegelt.

Früher wurden Substanzen wie Ethylacetat, Calciumcyanid oder Natriumcyanid zum Abtöten von Honigbienen verwendet. Aufgrund ihrer Toxizität für die Anwender kommen sie jedoch nicht mehr zum Einsatz.

Schwefeldioxid ist sehr giftig und wird aus praktischen Gründen meist in Form von Schwefelstreifen in einer Brenndose verwendet. Das Expositionsrisiko für die Anwender ist aufgrund der Belüftung im Freien begrenzt. Am schnellsten, sichersten und wirksamsten ist Schwefeldioxidgas aus entsprechenden Zylindern.
Die Methode zum Abschwefeln von Bienen findet sich sogar schon in historischer Literatur wie „The Feminine Monarchy“ von Charles Butler aus dem Jahr 1663.

Geeignet sind auch bleifreies Benzin und Diesel wegen ihrer leichten Verfügbarkeit und Toxizität gegenüber Bienen, nicht wegen ihrer Brennbarkeit und damit als Brandbeschleuniger. Beschrieben wurde das Verfahren 2016 von Agriculture Victoria: Der Kraftstoff wird auf ein Tuch aufgebracht, das in das Bienenvolk eingelegt wird. Es kann 5 bis 15 Minuten dauern, bis alle Bienen tot sind.
Die Menge des verwendeten Kraftstoffs hängt von der Größe des Bienenvolkes ab. Die Angaben variieren allerdings. Agriculture Victoria gibt 125 bis 250 ml Benzin pro Bienenvolk an. Andere Quellen geben 300 bis 500 ml für ein bis zwei Zargen oder einen Liter Dieselkraftstoff für ein Volk mit drei- bis vier Zargen an (Goodwin & Van Eaton, 1999; Neumann & Hoffman, 2008; OMAFRA, 2020).
Dieseldämpfe töten Bienen sehr schnell und verursachen weniger Probleme als Benzin.

Weitere Methoden sind 70%iger Isopropylalkohol (500 ml für einen versiegelten Bienenstock). Früher wurde auch eine Dosierung von 40 l Trockeneis pro Volk in der kanadischen Provinz Ontario verwendet. Eine Anwendung von Seifenwasser ist ebenfalls möglich: ein Teil Spülmittel auf vier Teile Wasser. Diese Lösung ermöglicht es, großen Mengen Wasser in die Körper der Bienen einzudringen und diese abzutöten (Burlew, 2012; Merchant, 2020).

Nach dem Abtöten können – sofern erlaubt – die Bienenvölker verbrannt werden.
Das Verbrennen erfolgt in einer Grube, die groß genug ist, alle Gegenstände aufzunehmen, und tief genug, geschmolzenes Wachs und Honig zurückzuhalten, mindestens 30 cm. Bienen aus anderen gesunden Völkern könnten ansonsten Honig und Wachs sammeln. Nach dem Verbrennen wird das Loch mit dem zuvor ausgehobenen Boden verfüllt.

Ist ein Verbrennen nicht möglich, müssen die Bestandteile der Bienenvölker in starken Plastikfolien oder -beuteln doppelt verpackt werden, um sie dann bienen- und auslaufsicher in eine Verbrennungsanlage zu bringen.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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