Blütenvielfalt schwächt Insektizid-Effekte bei Wildbienen
Überblick eines Versuchsaufbaus, mit dem das Forschungsteam die Reproduktion der Bienen untersucht hat. Foto: Felix Klaus/Universität Göttingen
Eine höhere Blühpflanzenvielfalt erhöht den Bruterfolg von Wildbienen und könnte helfen, negative Effekte von Insektiziden auszugleichen. In großen Monokulturen finden sich jedoch nur selten andere Pflanzen als die angebaute Nutzpflanze und viele Solitärbienen haben einen sehr beschränkten Flugradius.
In ihren Versuch untersuchten das Team der Forscher, wie erfolgreich sich die ökologisch und ökonomisch bedeutsame Rote Mauerbiene Osmia bicornis vermehrte. In mehr als 50 Flugkäfigen wurden die Wildbienen hierbei mit verschieden artenreichen Blühmischungen und insektizid-behandeltem Raps zusammengebracht. Anschließend wurde über mehrere Monate der Reproduktionserfolg der Wildbienen anhand der Zahl ihrer Brut und geschlüpfter Nachkommen gemessen.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass sich die Zahl der angelegten Brutzellen der Wildbienen, bei denen artenreiche Blühmischungen verfügbar waren, im Vergleich zu den Tieren, bei denen nur Raps-Monokulturen verfügbar waren, verdoppelte. Der Reproduktionserfolg der Wildbienen, die ihre Nachkommen mit Pollen und Nektar versorgen müssen, erhöhte sich sowohl in Käfigen mit einer großen Blühpflanzenvielfalt als auch durch das Vorhandensein einzelner, besonders wichtiger, Pflanzenarten.
War für die Tiere hingegen Raps verfügbar, der mit dem Neonicotinoid Clothianidin gebeizt war, wirkte sich dies negativ auf den Reproduktionserfolg aus. Dieser negative Insektizid-Effekt trat jedoch nur in Käfigen mit Raps-Monokulturen auf, was auf eine Kompensation solcher Effekte in Käfigen mit alternativen Nahrungsressourcen aus artenreichen Blühmischungen schließen lässt.
Die Studie zeigt, dass sowohl die Vielfalt von Blühpflanzen als auch Insektizide die Reproduktion von Wildbienen maßgeblich beeinflussen, wobei eine hohe Blühpflanzenvielfalt die negativen Effekte von Insektiziden ausgleichen könnte.
„Eine mögliche Erklärung ist, dass die Bienenlarven weniger Insektiziden ausgesetzt sind, und sie von zusätzlichen Nährstoffen profitieren, wenn ihnen neben Raps auch Pollen anderer Pflanzenarten zur Verfügung steht“, erläutert Studienautor Felix Klaus von Universität Göttingen.
„Unsere Ergebnisse betonen die wichtige Rolle von artenreichen Blühressourcen für Wildbienen“, ergänzt Prof. Dr. Ingo Grass von der Universität Hohenheim. „Wenn ausreichend diverse Blühressourcen in der Agrarlandschaft vorhanden sind, dann könnte dies den negativen Effekten von Monokulturen und Insektiziden entgegenwirken“, so Prof Dr. Teja Tscharntke von der Universität Göttingen.
Felix Klaus et al. (2021): Floral resource diversification promotes solitary bee reproduction and may offset insecticide effects – evidence from a semi-field experiment. Ecology Letters. DOI: https://doi.org/10.1111/ele.13683