Flugkapazitäten Stachelloser Bienen

  • Veröffentlicht am: 06.09.2021

Die Bienenbeuten waren nur 25 x 25 x 8 cm groß. A zeigt die Front-, B die Seitenansicht und C eine Aufsicht. Daraus lässt sich erkennen, wie die Bienen Zugang zur Beute erhielten und wo der RFID-Leser angebracht war. Quelle: Costa et al. 2020, CC BY 4.0

Die Flugkapazität von Bienen bestimmt das Gebiet, das eine Biene oder bei sozialen Bienen das Volk für sich nutzen kann. Daraus leiten sich Möglichkeiten für eine wirtschaftliche Nutzung von Bienen und Erhaltungsstrategien ab. Im Mittelpunkt einer Untersuchung stand die Flugkapazität der Stachellosen Biene Melipona seminigra.

Die Experimente zur Bewertung der Flugkapazität wurden zwischen Juli und August 2017 im brasilianischen Carajás National Forest durchgeführt. Juli und August sind die trockensten Monate mit einer Fülle von Blütenpflanzen in dieser Zeit.
Die Untersuchungsvölker standen an zwei gegensätzlichen Gebieten: ein offenes Gebiet ohne Vegetation mit Kratern des Bergbaus und ein Gebiet mit Regenwald-Vegetation.

Mithilfe von RFID-Tags (Radiofrequenz-Identifikation) wurde die Flugkapazität der Stachellosen bewertet. Zuerst untersuchte das Team der Forscher, ob die RFID-Tags den Flug von M. seminigra-Arbeiterinnen beeinflusst.
Die Etiketten waren 2,5 × 2,5 × 0,3 mm groß, bei einem Gewicht von 5,4 mg. Das entspricht 1/13 des Gewichts von M. seminigra (70 mg).

Im Ergebnis zeigte sich, dass das verwendete RFID-Tag die Flugfähigkeit der Stachellosen nicht beeinflusst. Bienen, die mit ungiftiger Farbe im Vergleich zu RFID-Tags markiert waren, hatten das gleiche Rücklaufverhältnis und die gleiche Rücklaufzeit zu ihrem Volk. 

Untersucht wurde von den Wissenschaftlern auch, wie sich die Landschaft auf die Nahrungssuche auswirkt. Es zeigte sich, dass entsprechende Marker in der Landschaft von wesentlicher Bedeutung für die Navigationsfähigkeiten sind. Die Rücklaufrate der Völker mit Standorten abwechslungsreicher Gebiete war höher als in eintöniger, steriler Landschaft. 

Der letzte Punkt der Untersuchung war die Zeit. Dabei wurde ermittelt, ob die zurückliegende Dauer eines Volkes an einem Standort einen Unterschied auf die Flugreichweite der Sammlerinnen hat. Dies war in der Tat so: Die Rücklaufquote der Arbeiterinnen nahm mit der Zeit zu, nachdem die Kolonie an einen neuen Standort verlegt wurde.
M. seminigra führt Futtersuchflüge von ungefähr 1.000 m Entfernung durch. Die maximale Flugreichweite beträgt 5.000 m. Um die Landschaft der Umgebung allerdings voll ausnutzen zu können, benötigen die Stachellosen mehr als ein oder zwei Monate Eingewöhnungsphase an einem neuen Standort.

Literaturstelle: 

Costa, L., Nunes-Silva, P., Galaschi-Teixeira, J.S. et al. RFID-tagged amazonian stingless bees confirm that landscape configuration and nest re-establishment time affect homing ability. Insect. Soc. (2021). https://doi.org/10.1007/s00040-020-00802-4

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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