Fungizide ursächlich für Niedergang von Hummeln

  • Veröffentlicht am: 16.11.2021

Fungizide sind doch nicht ganz so gut für Hummeln wie bisher angenommen. Foto: Martin Ludlam/Pixabay

Ein Team von Wissenschaftlern analysierte zwei Dutzend Umweltfaktoren, um den Rückgang von Hummel-Populationen besser zu verstehen. Sie erwarteten als Stressfaktoren etwa die veränderte Landnutzung oder den Einsatz von Insektiziden, durchaus naheliegende Gründe. Stattdessen stießen sie aber vor allem auf Fungizide, die bisher als weitgehend unverdächtig galten.

„Insektizide wirken, sie töten Insekten. Fungizide sind weitgehend übersehen worden, weil sie sich nicht gegen Insekten richten. Fungizide sind aber vielleicht doch nicht ganz so gut für Hummeln wie wir bisher angenommen haben. Das hat uns überrascht“, so Studienautor Scott McArt.

Die Studienergebnisse zeigen wie Fungizide, insbesondere Chlorthalonil als allgemein verwendetes Fungizid, die Bienengesundheit negativ beeinflussen können. Chlorthalonil wurde häufig in Hummelvölkern nachgewiesen wie Scott McArt zu berichten weiß.

Sydney Cameron, Professor für Entomologie an der Universität Illinois hat in der Vergangenheit eine Menge Daten gesammelt. Darauf baute Scott McArt mit seinem Team einem von Wissenschaftlern auf und entdeckten das, was sie als „landschaftliche“ Verbindungen zwischen der Verwendung von Fungiziden, der Verbreitung von Krankheitserregern und dem Rückgang gefährdeter Hummeln in den Vereinigten Staaten bezeichnen.

Fungizide werden bei Nutzpflanzen gegen Pflanzenpathogene eingesetzt, doch Bienen nehmen ihre Rückstände auf, wenn sie nach Pollen und Nektar suchen. Da Landwirte sowohl Insektizide als auch Fungizide verwenden, sorgen sich die Wissenschaftler um Effekte, die durch die kombinierte Wirkung entstehen können. „Obwohl die meisten Fungizide für Bienen relativ ungiftig sind, sind viele dafür bekannt, synergistisch mit Insektiziden zu interagieren, was ihre Toxizität für die Bienen stark erhöht“, so Scott McArt.

Chlorothalonil wird mit dem unterentwickelten Wachstum von Hummelvölkern und einer erhöhten Anfälligkeit für Nosema, einer tödlichen Darminfektion bei Hummeln und Honigbienen, in Verbindung gebracht.
„Nosema kann für Hummeln und Honigbienen verheerend sein“, erläutert Scott McArt. „Da Fungizide die Anfälligkeit von Bienen für Nosema erhöhen können, kann dies der Grund dafür sein, dass wir in der Datenauswertung auf Verbindungen zwischen der Fungizid-Exposition, einer Nosema-Prävalenz und dem Rückgang von Hummeln in den Vereinigten Staaten gestoßen sind.“

Chlorothalonil ist seit Anfang 2020 in der Europäischen Union und in der Schweiz verboten.

Für die heimische und globale Landwirtschaft sind Hummeln von großer Bedeutung bei der Bestäubung von Nutzpflanzen. Die Bestäubungsleistung der Bienen in den Vereinigten Staaten hat eine Studie der Cornell Universität aus dem Jahr 2012 auf mehr als 15 Milliarden US-Dollar geschätzt; global soll der Wert sogar 170 Milliarden US-Dollar betragen. Nur die Hälfte der Bestäubungsarbeit in der US-Landwirtschaft wird von kommerziellen Honigbienenvölkern erbracht, der Rest entfällt auf Hummeln und andere Wildbienen.

Literaturstelle: 

Scott McArt et al. Landscape Predictors of Pathogen Prevalence and Range Contractions in United States Bumblebees. Proceedings of the Royal Society B, 2017 DOI: 10.1098/rspb.2017.2181

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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