Honigbienen als Umweltdetektive

  • Veröffentlicht am: 26.10.2021

Während der dritten Welle der italienischen COVID-19-Pandemie waren Honigbienen ganz nebenbei als Detektive in Bologna unterwegs. Foto: Thaddaeus Lim/Unsplash

Honigbienen-Völker können helfen, über die Luft übertragene Krankheitserreger nachzuweisen. Sie dienen damit als Bioindikatoren für Umweltproben. Das funktioniert sogar für das Coronavirus. SARS-CoV-2 wurde in dem von Honigbienen-Arbeiterinnen mitgeführten Feinstaub nachgewiesen.

SARS-CoV-2 ist Auslöser der COVID-19-Pandemie. Die Ausbreitung der Infektionswelle ist über die Luft möglich. Atmosphärischer Feinstaub (PM) spielt eine Rolle bei der Übertragung von SARS-CoV-2. Er kann das Virus tragen und damit seine Verbreitung begünstigen, wie Comunian et al. 2020 zeigten. Eine Reihe von Studien haben nachgewiesen, dass hohe Inzidenz von SARS-CoV-2-Infektionen durch hohe Luftverschmutzungen mit hoher Smogbelastung begünstigt werden: Liu et al., 2021; Travaglio et al., 2021; Wang et al., 2020b; Wu et al., 2020c; Yao et al., 2021; Zhu et al., 2020.
In Norditalien wurde SARS-CoV-2-RNA in Filtern zur Überwachung der Luftqualität gefunden.

Bienenvölker werden häufig als Bioindikatoren verwendet, etwa für den Nachweis von radioaktivem Niederschlag, Schwermetallen, Pestiziden und Pflanzen-Pathogenen.
Sowohl ihre Morphologie als auch ihr Verhalten macht Honigbienen zu idealen Kandidaten: Sie sind sehr mobil und decken ein großes Gebiet ab, verfügen über große Populationen, besitzen eine hohe Empfindlichkeit gegenüber chemischer Verschmutzung; und ihr Körper ist mit Haaren und Borsten bedeckt, die Partikel aufnehmen können.

In einer Studie haben Wissenschaftler Honigbienen-Völker zum SARS-CoV-2-Monitoring verwendet.
Der Versuch wurde am 18. März 2021 in Bologna durchgeführt, als die dritte Welle der italienischen Pandemie ihren Höhepunkt erreichte und die Umweltbedingungen für hohe Feinstaubkonzentrationen in der Luft sorgten. Am Flugloch von zehn zufällig ausgewählten Bienenvölkern eines deutlich größeren Standes wurden sterile Tupfer aufgereiht, um von den rückkehrenden Arbeiterinnen den Feinstaub von ihren Körpern zu erhalten. Die Tests fielen anschließend positiv für die virale SARS-CoV-2-RNA aus.
Eine interne SARS-CoV-2-Kontamination konnte in den Völkern dagegen nicht nachgewiesen werden. Das Fehlen viraler RNA bei den internen Abstrichen und untersuchtem Bienenbrot führen die Wissenschaftler auf die gesunde Umgebung der Honigbienen-Kolonien zurück – die antivirale Umgebung innerhalb eines Bienenvolks.

Mit dem Experiment sollen keine Spekulationen über die Rolle von Honigbienen oder ihrer Produkte bei der Übertragung von SARS-CoV-2 genährt werden. Vielmehr ist das Ziel, Honigbienen beim Nachweis von Pathogenen zu nutzen, die über die Luft verbreitet werden. Insbesondere in einem dicht besiedelten Gebiet kann dies die Datenerhebung deutlich verbessern, da Honigbienen mobil sind, anders als stationäre Geräte für die Luftüberwachung.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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