Nosema bei Europäischen Honigbienen

  • Veröffentlicht am: 04.10.2021

Durchfall aufgrund von Nosema bei Honigbienen. Foto: laboratorio diagnostica ancona IZSUM/Flickr, CC BY 2.0

Nosematose wird bei Honigbienen durch die Mikrosporidien Nosema apis und Nosema ceranae ausgelöst. Die Folge ist eine Erkrankung des Darms der Bienen, was zu einer Schwächung und am Ende in Kombination mit anderen Stressfaktoren auch dem Verlust von Völkern führen kann.

Bedeutende andere Faktoren sind etwa die Exposition mit Pestiziden und Ernährungsstress; beide belasten das Immunsystem. Honigbienen werden damit anfälliger für Parasiten, sodass sich eine Nosematose manifestieren kann.

Sporen von N. ceranae sind kleiner als die von N. apis.
Die Ansteckung erfolgt durch Aufnahme von Sporen über den sozialen Nahrungsaustausch (Trohallaxis) und möglicherweise auch über die Pflege der Körperbehaarung.
Die Übertragung über eine sporenhaltige Ernährung gilt bislang als wichtigster Übertragungsweg von N. apis. Während der ersten fünf Tage nach dem Eindringen infektiöser Sporen aufgrund der Störung der Darmbarriere gelangen saprophytische Bakterien aus dem Verdauungstrakt in die Bienenhämolymphe und sterben anschließend an einer Gesamtinfektion des Organismus. Infizierte Darmepithelzellen verlieren Plasma und entwickeln später eine peritrophe Membran, was zu einer Beeinträchtigung der Magenfunktion und einer unvollständigen Verdauung und Trohallaxis führt.

N. ceranae kommt ganzjährig in Bienenvölkern vor, wohingegen N. apis einen saisonalen Charakter mit einem typischen Vorkommens- und Wirkungsgipfel im Winter besitzt. N. ceranae verläuft in der Regel asymptomatisch, während N. apis in seiner typischen Form zu Ruhr führt und an Rähmchen, Wabenmaterial und sogar den Außenwänden eines Bienenstocks sichtbar wird.
Ruhr wird durch eine mangelhafte Aufnahme von Kohlenhydraten aufgrund des Parasiten ausgelöst. Eine akute Infektion führt bei den Bienen zum Zittern und einem vergrößerten Abdomen.

Bei normalem Infektionsverlauf können sich Kolonien erholen, wenn sie zu Jahresbeginn infiziert werden, während im Herbst infizierte Völker oft während der Überwinterung sterben.

Mit N. apis infizierte Honigbienen zeigen zunächst keine Infektionszeichen; ihre Lebensdauer ist aber deutlich kürzer und sie haben mangelhaft ausgebildete Futtersaftdrüsen. Die Infektion kann epidemische Ausmaße annehmen und zu einer erheblichen Schwächung des gesamten Honigbienenvolkes führen. Mit N. apis infizierte Königinnen stellen vor allem im Frühjahr häufig die Eiablage ein und sterben einige Wochen nach Beginn der Infektion, meist außerhalb des Bienenstockbereichs.

Eine N.-apis-Infektion ist laut Fries et al. 2013 oft mit drei weiteren Virusinfektionen verbunden: Black Queen Cell Virus (BQCV), Bienenvirus Y (BVY) und Filamentous Virus (FV). Insbesondere die Kombination einer N.-apis-Infektion mit dem BQCV ist deutlich schädlicher als Einzelinfektionen allein.
Es wurde auch ein häufiges Auftreten einer Nosematose in Kombination mit dem Einzeller Malpighamoeba mellificae gefunden, was die Ursache für die Ruhr sein könnte.

Ist die Nosema in den Fettzellen der Honigbienen angelangt, verursacht sie dort eine Genexpression im Stoffwechsel, was wahrscheinlich zu den sichtbaren Verhaltensänderungen, einer verminderten Immunantwort und einer verkürzten Lebensdauer führt. Völker mit chronischem Verlauf der Nosemose sind schwach, die Zahl der Bienen geht allmählich zurück, die Bienen fliegen schlecht und sterben früher.

Infektionsrisiken senken

Im Sommer ist das Auftreten von Nosematose im Allgemeinen geringer, da hohe Temperaturen im Bienenstock die Vermehrung von Nosema spp. hemmen.
Ein weiterer Risikofaktor, ist die Dichte im Bienenvolk. Eine Infektion kann zu Beginn der Saison von selbst verschwinden, wenn die Honigbienen nach ihrer Überwinterung außerhalb des Bienenstocks ihren Kot absetzen können. In eine ähnliche Richtung zielt die Wahl des Ortes für die Überwinterung: In wärmeren Gegenden können die Bienen früher ausfliegen.
Wichtig sind grundsätzlich eine gute imkerliche Praxis im Hinblick auf die Vorbereitung des Wintervorrats, eine hygienische Fütterung und Möglichkeiten zur Wasseraufnahme und ein regelmäßiger Tausch des Wabenmaterials.

Nach einer Infektion ist es notwendig, die Sporen an den Bienenbeuten thermisch zu zerstören. Die Behandlung der Varroa-Milbe mittels Ameisensäure trifft auch Nosema-Sporen wie Evans et al. 2006 beschrieben.

Durch die Wahl der richtigen Labordiagnostik kann die Prävalenz beider Nosema-Spezies bestimmt werden. Neben der PCR-Methode gibt es weitere mikroskopische Methoden zum Nachweis von Nosematose sowie zur Unterscheidung beider krankheitsverursachenden Spezies.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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