Pestizide im Wachs schädigen Honigbienen-Königinnen nicht

  • Veröffentlicht am: 07.12.2021

Zumindest von Pestiziden im Wachs werden Königinnen nicht geschädigt. Foto: M. Roth/Pixabay

Eine gesunde Honigbienen-Königin ist entscheidend für die Gesundheit und Produktivität ihrer Völker. Pestizide können daher mit einem frühzeitigen Verlust von Königinnen oder deren vorzeitiger Ablösung in Verbindung stehen. Da Königinnen in ständigem Kontakt mit Wachs stehen, wenn sie auf Waben umherlaufen und Eier ablegen, kann die Belastung von Wachs ein möglicher Expositionsweg sein. In einer Studie sind Wissenschaftler dem nachgegangen.

Dazu hat das Team der Wissenschaftler sechs häufig in Wachs vorkommende Pestizide in den Fokus genommen: Coumaphos, Tau-Fluvalinat, Atrazin, 2,4-DMPF, Chlorpyriphos, Chlorthalonil und einen Cocktail aller sechs Pestizide. Die Untersuchungen fanden mit der einfachen mittleren Konzentration statt, wie sie typischerweise in Bienenwachs nachgewiesen wird und darüber hinaus mit der vier-, acht-, 16- und 32-fachen Konzentration, jeweils an Gruppen von 24 Königinnen; zusätzlich gab es eine Kontrollgruppe.

Für die Untersuchungen wurden zwei Mikroliter einer in Aceton verdünnten Pestizidlösung auf den Brustkorb jeder Königin aufgetragen, die anschließend in Käfigen mit Begleitbienen und Nahrung bei 34,5 ° C gehalten wurden.
48 Stunden nach der Belastung mit der Pestizidlösung wurden die Königinnen mit Kohlendioxid anästhesiert und für die weiteren Untersuchungen vorbereitet.

Es konnten keine Auswirkungen der sechs getesteten Pestizide oder deren Mischungen auf die Morphometrie der Königin, die gespeicherte Spermienmenge oder die Lebensfähigkeit der Spermien festgestellt werden. Das Herbizid Atrazin verursachte die größte Verringerung der Gesamtlebensfähigkeit der Spermien unter den getesteten Verbindungen, allerdings war dieser Effekt statistisch nicht signifikant. Die Mischung aller Pestizide in Kombination mit ihrer höchsten Dosis führte zu einer geringeren Lebensfähigkeit des Königinnenspermas, obgleich auch dieser Zusammenhang statistisch nicht signifikant war.
Die Forscher beobachteten keine Wechselwirkungen zwischen den Pestiziden der Cocktail-Behandlung. Die Daten legen nahe, dass eine akute Exposition gegenüber Pestizidkonzentrationen, die üblicherweise in Wachs vorkommen, keine negativen Auswirkungen auf Königinnen hat.

In der Praxis muss davon ausgegangen werden, dass nur ein Teil der im Bienenwachs enthaltenen Rückstände frei übertragbar ist. Allerdings bleibt die Dynamik der Pestizidbewegungen weiter unbekannt, einschließlich der Auswirkungen einer subletalen chronischen Exposition auf eine Königin im Laufe ihres Lebens.

Die Laborergebnisse wurden auch durch ergänzende Feldbeobachtungen bestätigt: Dabei wurde ebenfalls eine Exposition der Königin mit einem vereinfachten Pestizid-Cocktail untersucht. Die Forscher fanden keinen Einfluss auf das Eiablagemuster, die Königinmasse, die Auflaufmasse der Arbeiterinnen. Proteine in der Spermathekalflüssigkeit wurden nicht unterschiedlich exprimiert.

Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass erwachsene Königinnen eine robuste Fähigkeit besitzen könnten, Spermien vor den potenziell schädlichen Auswirkungen einer Kontaktexposition gegenüber bestimmten Pestiziden zu schützen.

Frühere Beobachtungen haben Auswirkungen von belastetem Wachs auf Königinnen gezeigt. Anhand der aktuellen Studie sind dies aber wohl eher auf indirekte Auswirkungen zurückzuführen, etwa belastete Arbeiterinnen. Sie könnten zu einer Vernachlässigung der Pflege der Königin oder einer veränderten Wahrnehmung der Königin zurückzuführen sein.

Auch ein weiterer Weg bleibt im Dunkeln: Pestizide können prinzipiell die Fruchtbarkeit und das Überleben von Drohnen verringern. Es ist nicht klar, ob und wie sich dies auf die Fruchtbarkeit der Königin auswirken kann: Die Königin nimmt während der Paarung einen 20-fachen Überschuss an Spermien an und nur lebensfähige Spermien können zur Lagerung in die Spermatheka einwandern. Es ist jedoch möglich, dass die Lebensdauer lebensfähiger Spermien durch die Belastung der Drohnen beeinträchtigt wird.

Literaturstelle: 

McAfee, A., Milone, J.P., Metz, B. et al. Honey bee queen health is unaffected by contact exposure to pesticides commonly found in beeswax. Sci Rep 11, 15151 (2021). https://doi.org/10.1038/s41598-021-94554-1

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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