Solitärbienen in starkem Wettbewerb mit Honigbienen und Hummeln

  • Veröffentlicht am: 26.01.2021

Brombeerblüten sind für Bienen ziemlich attraktiv. Foto: Ulrike Leone/Pixabay, CC0

Eusoziale Bienen – Honigbienen und Hummeln – sind wahrscheinlich ökologisch bedeutsame Konkurrenten um Blütenressourcen. Zur Untersuchung von Wettbewerbseffekten bei Wildbestäubern, haben Wissenschaftler Honigbienen und Hummeln oder beide von wild wachsenden Brombeeren ferngehalten.

Ganz neu ist der Gedanke nicht, dass vor allem Honigbienen ihre wilden Schwestern unter Druck setzen können: Frühere Untersuchungen von Lindström et al. ergaben 2016, dass eine Zunahme von Honigbienen zu einer räumlichen Verschiebung von Hummeln, Solitärbienen und sogar weiteren Insekten bei Feldern führte, auf denen Ölsaaten angebaut wurden.

Auswirkungen eines Wettbewerbs um Ressourcen werden häufiger untersucht, wenn von Menschen speziell vermehrte Bestäuber in Gebiete eingeführt werden, in denen sie ursprünglich gar nicht heimisch waren, insbesondere Westliche Honigbienen oder Hummeln. Durch sie nimmt ein potenzieller Wettbewerb tendenziell zu.

Wettbewerb existiert aber auch in natürlichen Blüten-Bestäuber-Gemeinschaften; er kann dort jedoch viel schwieriger zu erkennen sein.
Vielfach teilen sich Bestäuber die zur Verfügung stehenden Blüten räumlich und zeitlich auf, als Reaktion auf den Wettbewerb. Das erleichtert die Koexistenz der Insekten mit Überschneidungen in ihrer Ernährung, macht es aber um so schwieriger vom Menschen als Wettbewerb um dieselben Ressourcen erkannt zu werden.

In einer Studie, die im Jahr 2010 von Zurbuchen et al. veröffentlicht wurde, zeigten die Wissenschaftler anhand der Natternkopf-Mauerbiene Osmia adunca und der Glockenblumen-Scherenbiene Osmia rapunculi, dass ein größerer Abstand zu den von beiden Arten bevorzugten Blüten die Dauer der Nahrungssuche bei gleicher Ressourcenmenge verlängerte. Die längere Nahrungssuche wiederum führte zu einer Verringerung der Reproduktionsleistung. Solitärbienen können daher besonders anfällig für die Auswirkungen eines Wettbewerbs sein, dies insbesondere dann, wenn die Ressourcen knapp sind.

Untersuchung per Ausschluss

Ausschlussexperimente, bei denen dominante Konkurrenten von Blumen entfernt werden, sind ein wertvoller Weg, um diese zugrunde liegenden Wettbewerbsmuster zwischen Insektengruppen aufzudecken (Balfour et al. 2015b).

Die aktuelle Studie wurde am Stadtrand von Brighton im Jahr 2019 durchgeführt. An den zwei Untersuchungsstandorten gab es reichlich Brombeerpflanzen Rubus fruticosus, teils in Busch- und teils in Heckenform. In der Umgebung gibt es viele aktive Imker; die Dichte der Honigbienen ist in der Region hoch.

Honigbienen und Hummeln verdrängen sich gegenseitig, insbesondere Solitärbienen, zumindest von Brombeeren, einer wichtigen Nektar- und Pollenquelle in der untersuchten Region. Die Auswirkungen waren um so stärker, wenn die Verfügbarkeit lokaler Blumenressourcen begrenzt war. Insbesondere nach dem Ausschluss von Honigbienen und Hummeln von den Blüten stieg der Besuch der Solitärbienen um bis zu 447 %, was auf einen starken Wettbewerb hindeutet.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse Wettbewerbsinteraktionen, die in einer Bestäubergemeinschaft üblich sind. Der Wettbewerb zwischen Hummeln und insbesondere Honigbienen kann weit verbreitet sein; die Auswirkungen sind groß, wenn die Blütenressourcen begrenzt sind. Letztlich ist die Verfügbarkeit von Ressourcen pro Insekt entscheidend das Überleben, die Gesundheit und den Fortpflanzungserfolg wie Balfour et al. 2018 zeigten. Zusätzlich dient eine ausreichende Ressourcenvielfalt auch als Puffer gegen andere Stressfaktoren wie Krankheitserreger (Brown et al. 2000; Goulson et al. 2015).

Für den Bestäuberschutz gefährdeter und bedrohter Arten ist es daher wesentlich, die Muster des Wettbewerbs zu verstehen. So kann bei Verwaltung von Flächen berücksichtigt werden, wie hoch die Besatzdichte mit Honigbienen sein darf. Die Bereitstellung geeigneter zusätzlicher Blütenressourcen ist ein weiterer Weg für den Artenschutz.

Literaturstelle: 

Wignall, V.R., Brolly, M., Uthoff, C. et al. Exploitative competition and displacement mediated by eusocial bees: experimental evidence in a wild pollinator community. Behav Ecol Sociobiol 74, 152 (2020). https://doi.org/10.1007/s00265-020-02924-y

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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