Soziale Bienen verfliegen sich horizontal

  • Veröffentlicht am: 16.08.2021

Der Versuchsaufbau: Oben die Anordnung der acht Völker, darunter die Technik im jeweiligen Vorbau. Quelle: Oliveira et al. 2021, CC BY 4.0

Das Abdriften Stachelloser Bienen stand im Fokus einer aktuellen Studienveröffentlichung. Obwohl die Völker im Rahmen eines Versuchs so markiert wurden, dass die Eingänge besonders gut zu erkennen waren, nahm der Verflug der Bienen weiter zu. Inwieweit spielt dabei die Orientierungslosigkeit wirklich eine Rolle?

Bienen verwenden eine Kombination aus Orientierungspunkten und polarisiertem Licht, um sich in der Umgebung zu orientieren; bei der Rückkehr zu ihren Nestern ist ein gewisses Maß an Fehlern möglich. Die insgesamt geringe Nestdichte unter natürlichen Bedingungen erforderte von Honigbienen und Stachellosen Bienen vor der Haltung durch Menschen auf engem Raum nie eine besonders hohe Genauigkeit. Eine hohe Dichte an Bienenstöcken nebeneinander ist zu einem großen Teil auf Orientierungsfehler zurückzuführen.

In einer Studie wurde mithilfe von RFID (Radiofrequenz-Identifikations-Tags) dem Nahrungssuchverhalten neotropischer Stachelloser Bienen Melipona fasciculata nachgegangen. Ganz besonders achteten die Wissenschaftler auf Driftmuster, wenn Sammlerinnen in fremde Nester flogen. Darüber hinaus wurden meteorologische Daten gesammelt, um zu untersuchen, wie abiotische Umweltfaktoren die Aktivität und das Verhalten der Bienen beeinflussen.

M. fasciculata kommen natürlicherweise in den nördlichen Regionen Brasiliens vor. Die Untersuchungen der Studie fanden im östlichen Amazonas statt, einer Umgebung, die durch ein Mosaik aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, Waldresten und menschlichen Siedlungen geprägt ist. Die Arbeiterinnen konnten frei nach Nahrung suchen, was sie üblicherweise im Radius von etwa 2,5 km tun.

Insgesamt wurden Völker in acht identische Bienenstöcke untergebracht – in zwei parallelen Reihen mit jeweils vier Kolonien, die 15 cm voneinander entfernt waren.
Vor dem Bienenstock wurde jeweils ein Plastikschlauch angebracht, der den Eingang zur Kolonie verlängerte und die Anbringung der Antennen und des Mikrocomputers des RFID-Systems ermöglichte. 

Insgesamt wurden über die Versuchsdauer 2.880 Bienen markiert. Die RFID-Kennzeichnung erfolgte am Brustkorb der Bienen ohne erkennbare Störung des Flugverhaltens.

64 % der markierten Arbeiterinnen flogen mindestens zu einem fremden Bienenstock; einige von ihnen zu allen anderen sieben Bienenstöcken. Faktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung beeinflussten die Driftraten sowie die Nahrungssuche.
Ein interessantes Ergebnis aufgrund des Versuchsaufbaus war die Erkenntnis, dass fast alle registrierten Driftereignisse horizontal stattfanden; die in der Mitte einer Reihe stehenden Bienenvölker wiesen zudem mehr abgewanderte Arbeiterinnen auf.

Um die Ursachen für das Abdriften zu untersuchen, haben die Wissenschaftler die Nesteingänge mit unterschiedlichen Mustern markiert. Der Versuch lief nach der Markierung der Völkereingänge 78 Tage.
Entgegen der Annahme stieg jedoch der Anteil des Driftens, was auf gänzlich andere Faktoren als Orientierungsfehler hinweisen könnte. Orientierungsfehler gelten als eigentlich ursächlich für das entsprechende Verhalten. Neben Orientierungsfehlern sind aber auch Nestraub oder Sozialparasitismus nicht ausgeschlossen, da nach der Markierung der Völkereingänge noch eine Erhöhung des Verflugs beobachtet wurde.

Stachellose Bienen bieten ein großes Potenzial für die kommerzielle Bestäubung von Nutzpflanzen und Melipona-Bienen sind effiziente Bestäuber vieler wirtschaftlich bedeutender Obst- und Gemüsesorten.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, wie bewirtschaftete Bienen-Populationen sowohl von nahegelegenen Bienenstöcken als auch von Klimafaktoren beeinflusst werden.

Literaturstelle: 

Oliveira RC, Contrera FAL, Arruda H, Jaffé R, Costa L, Pessin G, Venturieri GC, de Souza P and Imperatriz-Fonseca VL (2021) Foraging and Drifting Patterns of the Highly Eusocial Neotropical Stingless Bee Melipona fasciculata Assessed by Radio-Frequency Identification Tags. Front. Ecol. Evol. 9:708178. doi: 10.3389/fevo.2021.708178

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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