Winteraktiven Dunklen Erdhummeln auf der Spur

  • Veröffentlicht am: 08.01.2021

Wenn das mal keine Winterhummel ist: Aufgenommen am 30. Dezember in freier Wildbahn. Foto: Niels Gründel

Die Dunkle Erdhummel Bombus terrestris besitzt ein großes Verbreitungsgebiet, wobei Unterarten eine Vielzahl lokaler Anpassungen aufweisen. In den 1980er Jahren begann die kommerzielle Hummelzucht ein sehr lohnendes Geschäftsfeld zu werden. In Europa wird die Dunkle Erdhummel kommerziell aufgezogen und weltweit auch in Länder exportiert, wo sie nie heimisch war.

Kommerzielle Hummeln sind künstliche Hybride aus Unterarten der Dunklen Erdhummel. In dieser vom Menschen geschaffenen Variante sollen sie sich durch Merkmale für eine einfache Aufzucht, Bivoltinismus – zwei Generationen pro Jahr – und große Nester auszeichnen.

Von besonderem Interesse ist der Bivoltinismus: Normalerweise bringen Dunkle Erdhummeln nur eine Generation pro Jahr hervor. In der bivoltinen Variante sind es aber zwei Generationen, womit die Hummeln ganzjährig zum Arbeitseinsatz verwendet werden können. Auch in freier Natur können vermehrt Dunkle Erdhummeln beobachtet werden, die im Winter aktiv sind: Arbeiterinnen sind auf Nahrungssuche, die Königinnen legen Eier und in den Nestern werden die Nachkommen aufgezogen.

Winterhummeln stellen keine genetische Untergruppe der Sommerhummeln dar. Es ist vielmehr so, dass es sich wahrscheinlich bei den winteraktiven Populationen um dieselben Wildpopulationen handelt, die eine Plastizität des Verhaltens aufweisen und das wärmere Wetter und die reichlich vorhandenen städtischen Winterressourcen nutzen. Diese Annahme wird durch Beobachtungen gestützt, die besonders viele winteraktive Hummeln im Süden Englands beschreiben.
Die aktuelle Studie ist der Frage nachgegangen, ob die Zunahme bivoltiner Dunkler Erdhummeln bei den in Großbritannien natürlicher Weise vorkommenden B. terrestris audax-Populationen durch die Hybridisierung importierter Unterarten aus dem Ausland zusammenhängt.

Eine entsprechende Introgression mit importierten kommerziellen Hummeln und lokalen Unterarten ist in anderen Teilen Europas weit verbreitet (Kraus et al. 2011; Seabra et al. 2018; Bartomeus et al. 2020; Cejas et al. 2020).

Für die Untersuchungen haben die Wissenschaftler Arbeiterinnen von Wildpopulationen in London und Bristol gesammelt und zudem Individuen aus Völkern von zwei kommerziellen Lieferanten für ihre Untersuchungen herangezogen. Sie haben vierzehn Mikrosatelliten-Loci verwendet, um die Populationsstruktur, Hybridisierung und Introgression zu untersuchen.

Im Ergebnis konnten die Forscher jedoch zu dem Ergebnis, dass es keine Introgression der kommerziellen Hummeln B. terrestris dalmatinus mit den Wildpopulationen gibt. Die Zunahme der Winteraktivität scheint daher nicht mit einer Hybridisierung in Verbindung zu stehen.

Literaturstelle: 

Hart, A.F., Maebe, K., Brown, G. et al. Winter activity unrelated to introgression in British bumblebee Bombus terrestris audax. Apidologie (2020). https://doi.org/10.1007/s13592-020-00822-w

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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