Bestäuber verhalten sich komplex

  • Veröffentlicht am: 02.03.2022

Eine komplex handelnde Keulhornbiene. Foto: Melissa McMasters/Flickr, CC BY 2.0

Wie kann die Dichte von Pflanzen den Besuch von Bestäubern beeinflussen? Bisherige Studienergebnisse sind widersprüchlich: Einige Studien deuten darauf hin, dass dichte Blumenbestände mehr Bestäuberbesuche aufweisen, während andere Studien das Gegenteil zeigen. Eine aktuelle Studie untersuchte die Auswirkungen der Pflanzendichte auf den Besuch von Bestäubern in einer renaturierten Prärie.

Die Studie wurde in Oxford, im US-Bundesstaat Ohio, durchgeführt. Die früher landwirtschaftlich genutzte Fläche ist inzwischen ein Schutzgebiet und umfasst 32 Hektar mit Wäldern, Feuchtgebieten und renaturierter Prärie.
Während der Datenerfassung für die Studie standen drei Pflanzenarten im Fokus: Fingerhutförmiger Bartfaden Penstemon digitalis, Wilde Bergamotte Monarda fistulosa und Palmlilien-Mannstreu Eryngium yuccifolium.
P. digitalis ist zur Selbstbestäubung fähig, erzeugt aber größere Samensätze, wenn es von Insekten bestäubt wird. M. fistulosa und E. yuccifolium sind auf eine Fremdbestäubung angewiesen.
Die Anfangsblütezeiten dieser Arten überschneiden sich nicht, sodass Daten von jeder Pflanze gesammelt werden konnten, während die anderen noch nicht zu blühen begonnen hatten und keine Bestäuber mehr anzogen. Andere Arten blühten zur gleichen Zeit, aber nur in geringer Dichte und waren typischerweise von den Zielpflanzen entfernt.

Die Dichte der Blühpflanzen hatte nach den Beobachtungen keinen klaren Einfluss auf den Gesamtbesuch von P. digitalis, M. fistulosa und E. yuccifolium. Dies stand im Gegensatz zur ursprünglichen Annahme, dass eine höhere Pflanzendichte die Gesamtzahl der Bestäuberbesuche erhöhen würde, zumal frühere Studien ein entsprechendes Ergebnis nahelegten.

Es ist möglich, dass die Dichte je nach Pflanzenart einen positiven, negativen oder sogar keinen Einfluss auf den Besuch von Bestäubern besitzt. Bestäuber wählen nicht in jeder Situation größere Flächen, vielmehr ist das Bild wesentlich komplexer: Die Bestäuber vor Ort suchten je nach Größe der blühenden Flecken unterschiedlich nach Nahrung. Hummeln Bombus zeigten eine Konsistenz bei ihren Nahrungspräferenzen und so besuchten sie bevorzugt größere Flecken.
Dafür sieht das Team der Wissenschaftler zwei möglich Ursachen: Die Nester von Hummeln können quasi direkt in Nachbarschaft der dichter besiedelten Blütenpflanzen liegen oder Hummeln suchen eher ein größeres Gebiet blühender Pflanzen auf, um ihre Gesamtflugzeit und ihren Energieverbrauch so zu optimieren.
Umgekehrt zeigten andere Bestäuber das gegenteilige Verhalten und besuchten stattdessen eher isoliert liegende Pflanzen als dichte blühende Flecken. Bei Keulhornbienen Ceratina und anderen Bestäubern kann dies darauf zurückzuführen sein, dass die Nektarbelohnungen in den größeren Blütenansammlungen schon von Hummeln geerntet worden waren.

Größere Blütenpflanzen mit mehr Blüten oder Blütenständen zogen nach den Beobachtungen aber tendenziell mehr Bestäuber an. Dies kann die Flugzeit der Bestäuber weiter verkürzen und ihren Energieverlust verringern. Pflanzen mit mehr Blüten wurden jedoch nicht häufiger pro Blüte besucht, obwohl mehr Ressourcen für Bestäuber zur Verfügung standen.

Isoliert stehende Blütenpflanzen zeigten in den Untersuchungen tendenziell größere Samensätze als solche der größeren Flecken, was darauf hindeutet, dass die isolierte Pflanzen effizienter bestäubt wurden. Dies könnte an der Art der besuchenden Bestäuber liegen oder durch Bestäuber, die mehr Zeit auf den isolierten Blütenständen verbringen, was die Wahrscheinlichkeit einer Bestäubung erhöht.

Das Verhalten von Bestäubern ist komplex, wobei die Anordnung blühender Gemeinschaften, individuelle Pflanzenmerkmale und die besuchenden Bestäuberarten einen Einfluss auf die Besuchsraten haben.

Und auch die Pflanzenart kann das Besuchsmuster beeinflussen: Keulhornbienen zeigten beim Besuch von P. digitalis und M. fistulosa keine Präferenz für Blüten, die isoliert oder in großen Flecken lagen, aber diese Bienenart besuchte bevorzugt größere Flecken von E. yuccifolium.

Durch das Verständnis der Variablen, die den Besuch von Bestäubern antreiben, lässt sich die räumliche Komplexität der Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Bestäubern besser verstehen. Die Identität des Bestäubers ist wichtig, um zu bestimmen, wie sich Variablen – etwa Dichte und Pflanzeneigenschaften – auf Besuche auswirken, wobei einige Bestäuber eine größere Pflanzendichte bevorzugen, andere isoliertere Pflanzen und einige sich komplexer verhalten – abhängig von der Art der Pflanze.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
Indexierung