Bienen zählen statt schätzen

  • Veröffentlicht am: 29.06.2022

Umweltdaten mit dem Ein- und Ausflug der Bienen zusammenbringen: Die Website von EnBeeMo zeigt das Zusammenspiel von Bienenflug und der Temperatur des Geländes an. Foto: Johanna Weber/Hochschule München

Die Populationsgröße in Bienenvölkern wird in der Regel lediglich geschätzt. Um Bienen mit möglichst hoher Genauigkeit zu zählen und die Daten mit Umwelteinflüssen abzugleichen, entwickelten Forscher ein kamerabasiertes System mit Zähltechnik.

Imker Matthias Wick initiierte mit der Hochschule München das Projekt „Environment and Bee Monitor“ (EnBeeMo). Gemeinsam entwickelten sie einen Vorbau für Bienenstöcke, mit dessen Technikausstattung die Bienen gezählt werden können, ohne sie in ihrem natürlichen Verhalten zu beeinflussen. „Es ist extrem spannend, subjektive Wahrnehmungen mit Ergebnissen modernster Messtechnik abzugleichen“, so Matthias Wick.

Wissenschaftlich leitet Prof. Dr. Herbert Palm von der Hochschule München das Projekt EnBeeMo. Ziel ist es, die Volkszählung von Honigbienen auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen: „In EnBeeMo wollen wir statistisch belastbare Korrelationen von Bienenpopulationen und ihren Umwelteinflüssen herstellen – in einem ersten Schritt den natürlichen und in einem späteren Forschungsstadium den von Menschen gemachten.“

Während der Erprobungsphase im vergangenen Jahr wurde mit einem Kamera-Vorsatz „EnBeeMo v1“ Bildmaterial von Bienen gesammelt und dieses mittels so genannter „Labels“ markiert. Auf dieser Grundlage entstand im Anschluss ein Algorithmus, mit dessen Hilfe das System nun automatisiert Bienen erkennen kann. Im weiteren Verlauf des Projekts fanden Fortentwicklungen statt. Der zweite Prototyp „EnBeeMo v2“ funktioniert über eine Photovoltaikanlage zusätzlich autark. Eine zusätzliche Infrarotbeleuchtung trägt zu einem homogen ausgeleuchteten und scharfen Kamerabild bei. Im Vergleich zu ähnlichen kamerabasierten Systemen beeinflusst das Licht im Infrarotbereich das natürliche Verhalten der Bienen nicht, da sie es nicht wahrnehmen.

Beide Prototypen beobachten jeweils ein Bienenvolk von Imker Matthias Wick. In der Zusammenschau der Ergebnisse mit den konkreten Umweltdaten vor Ort wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind- und Böengeschwindigkeit soll überprüft werden, ob sich Zusammenhänge zwischen Bienenzahl und Umweltfaktoren ergeben. Künftig soll es auf diese Weise möglich sein, fundiert Zählungen vorzunehmen, die Standortfaktoren konkreter Bienenstöcke zu bewerten und Zusammenhänge zwischen beiden zu erkennen.

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