Heidekraut schützt Hummeln vor Parasiten
Heidekraut ist gut für Hummeln. Foto: Makalu/Pixabay, CC0
Besenheide ist die prägende Pflanze der Heidelandschaft und sie besitzt eine natürliche Chemikalie namens Callunen, die Hummeln vor einem ihrer schädlichen Parasiten, Crithidia bombi, schützen kann.
Besenheide Calluna vulgaris – oder auch Heidekraut genannt – ist Blume des Jahrs 2019 und sie hat insbesondere Hummeln viel zu bieten wie Wissenschaftler in einer Studie herausgefunden haben. Die in den Pflanzen synthetisierte Chemikalie Callunen, eigentlich 4-(3-Oxobut-1-Enyliden)-3,5,5-Trimethylcyclohex-2-en-1-eins, ist im Nektar der Besenheide enthalten und schützt Hummeln vor dem Darmparasiten Crithidia bombi. Der Parasit ist unter wildlebenden Hummeln weit verbreitet.
Wissenschaftler haben im Rahmen einer Studienarbeit verschiedene Pflanzen in Großbritannien auf ihre medizinischen Eigenschaften im Nektar untersucht, die dazu beitragen könnten, die Bienen auf natürliche Weise vor Krankheiten zu schützen. Die Forscher stellten dabei fest, dass der höchste medizinische Wert beim Heidekraut gegeben ist, einer Nektarpflanze, die in ganz Europa vorkommt.
„Die Erhaltung gesunder Bienen- und Bestäuberpopulationen ist von zentraler Bedeutung für die Nachhaltigkeit der Ökosysteme und Aufrechterhaltung der menschlichen Lebensmittelproduktion“, so Professor Mark Brown von der Royal Holloway Universität. „Während Parasiten ein normaler Bestandteil des Bienenlebens sind, hängt die Fähigkeit zur Bekämpfung von Parasiten vom Zugang zu den richtigen Arten von Nahrungspflanzen ab. Wenn wir wissen, welche Pflanzen für ein gesundes Gleichgewicht zwischen Bienen und ihren Parasiten erforderlich sind, können wir Lebensräume wiederherstellen, die die Bienengesundheit maximieren.“
Die Wissenschaftler testeten die medizinische Aktivität des Pflanzennektars gegen den bei Hummeln verbreiteten Darmparasiten C. bombi. Sie untersuchten insgesamt Nektar von 17 Pflanzenarten, die Bienen in ganz Europa als wichtige Nahrungsquelle dienen. Im Labor züchteten die Forscher den Parasiten in einer flüssigen Kulturlösung und suchten nach Substanzen, die ihn hemmen oder sogar abtöten können.
Der Nektar mit der stärksten hemmenden Wirkung stammte von Heidekraut. Durch die Aufschlüsselung der verschiedenen chemischen Bestandteile des Heidekrauts stellten die Forscher fest, dass nur Callunen für die Parasitenhemmung verantwortlich ist. Weitere Experimente zeigten, dass Callunen Hummeln vor einer Infektion mit dem Parasiten schützen kann.
„Genau wie wir können Bestäuber Krankheiten bekommen. Bienen sind zusätzlichem Druck durch Zerstörung von Lebensräumen, Pestiziden und Klimawandel ausgesetzt“, so Studienautor Dr. Hauke Koch vom Royal Botanic Gardens in Kew. „Während Imker oft kranken Kolonien domestizierter Honigbienen helfen können, indem sie beispielsweise direkt gegen Parasiten vorgehen, können wir Wildbienen nicht auf der gleichen Weise bei Krankheitsbedrohungen helfen. Unsere Entdeckung zeigt jedoch, dass eine gute Möglichkeit, Bestäubern in freier Wildbahn zu helfen, darin besteht, wichtige Heilpflanzen für sie zu schützen.“
Rückgang an Heideflächen
Der Schutz durch Heidenektar könnte für europäische Hummeln sehr wichtig sein, insbesondere aufgrund des Überflusses an Heidekraut auf den Britischen Inseln und in Europa. Obwohl diese Entdeckung vielversprechend ist, verschwinden die Heideflächen in Europa mit besorgniserregender Geschwindigkeit oder werden fragmentiert, sodass der Nutzen für die Bienen schwinden könnte. Nach Angaben der Organisation „The Wildlife Trust“ sind in den letzten 150 Jahren rund 85 % der britischen Heide durch landwirtschaftliche Entwicklung verloren gegangen.
„Der Schutz der Heideflächen ist sehr wichtig, um die hohe Artenvielfalt in diesem Lebensraum zu erhalten. Unsere Arbeit zeigt, dass Heideflächen sogar noch wertvoller sein können als bisher angenommen, indem sie Wildhummeln mit einem natürlichen medizinischen Nektar als Schutz gegen einen Hauptparasiten versorgen“, so Hauke Koch. „Der globale Rückgang der Pflanzenvielfalt könnte dazu führen, dass Bestäuber viele andere gesundheitsfördernde Pflanzen verlieren, ohne dass wir es wissen. Wir müssen die Bedeutung der Pflanzenvielfalt für die Gesundheit der Bestäuber weiter untersuchen und sicherstellen, dass wichtige Nutzpflanzen wie die Heide in ihrer natürlichen Umgebung geschützt werden.“
„Wir gehen oft davon aus, dass der Blütenreichtum der einzige wesentliche Faktor bei der Wiederherstellung unserer Naturlandschaften ist, aber unsere Arbeit zeigt, dass wir mehr über die spezifischen Vorteile wissen müssen, die Bestäuber aus den verschiedenen Pflanzenarten ziehen, damit wir bestehende Lebensräume besser bewirtschaften und andere verbessern können“, ergänzt Professor Phil Stevenson vom Royal Botanic Gardens in Kew.