Honigbienen im Schwarm als Superorganismus

  • Veröffentlicht am: 11.01.2022

Die Dichte der Schwarmtraube ist von vielen Umweltfaktoren abhängig. Foto: Daniel Alves Zeus/pixabay.com, CC0

Schwärmen unsere Honigbienen, so hängen sie sich meist in kurzer Distanz ihres Volkes an die Unterseite eines Astes und bilden dort – je nach Oberfläche – meist einen umgekehrten Kegel, bei dem sich die Königin gut geschützt in der Mitte befindet. Bei Regen oder Temperaturänderungen ändert sich die Form des Schwarms und auch bei Wind kommt es zu einer Anpassung, um der Naturgewalt besser trotzen zu können.

Die Honigbienen im Schwarm sind der Umwelt ausgesetzt, je nach Umgebungstemperatur ändern sie die Dichte des Bienenkegels, um so die Kerntemperatur im Inneren nahezu konstant zu halten. Steigen die Temperaturen stark, so werden regelrechte Kanäle gebildet, die wahrscheinlich die Luftzirkulation unterstützen.
Bei Regen werden quasi „Schindeln“ gebildet, um die Feuchtigkeit effizient von der Oberfläche des Schwarms abzuleiten.

Wissenschaftler wollten verstehen, wie die einzelnen Bienen im Schwarm zusammenarbeiten, während sie den physischen Belastungen starker Winde ausgesetzt sind. Dazu simulierten die Forscher im Labor mehrere Schwarmszenarien bei kräftigen Winden: Sie sorgten dafür, dass sich Schwärme unterhalb eines Brettes niederließen. Diese wurden so bewegt, dass die physische Belastung durch Wind nachgeahmt wurde. Die ursprüngliche Kegelform eines Schwarms verlor bei horizontalem Schütteln etwa die Hälfte seiner Höhe und flachte zunehmend ab.

Der Schwarm bot dem vermeintlichen Wind so weniger Widerstand. Zu der Änderung der Form kam es, weil sich die Bienen von der unteren Spitze langsam nach oben bewegten und sich dort ausbreiteten.

Die Forscher vermuten, dass die Bienen nicht einfach gegen die Schwerkraft klettern. Das Erkennen von Gravitationskräften sei schwierig, wenn der Schwarm unruhig schwankt. Sie nehmen vielmehr an, dass die Bienen individuell eine besonders hohe Belastung erfahren, je weiter unten sie sich in der Schwarmtraube befinden. Diese körperliche Belastung könnte von ihnen als Hinweis gewertet werden, entsprechend ihrem Verhalten weiter nach oben zu klettern, obwohl sie auch dabei unter großer körperlicher Belastung stehen. Orientierung für ihr Verhalten bieten die direkt benachbarten Bienen.
Die Verhaltensreaktion der einzelnen Bienen verbessert so die kollektive Stabilität des Schwarms als Traube insgesamt.

Simulationen vertikaler Bewegungen führten dagegen zu keiner signifikanten Formanpassung des Schwarms. Haben die Bienen die Form der Schwarmtraube nach starkem Wind geändert und hört der Wind auf, so kehren sie zu ihrer ursprünglichen Form zurück, wenngleich sie sich dabei mehr Zeit lassen.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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