Hummeln meiden Fett

  • Veröffentlicht am: 07.03.2022

Viel Fett im Pollen wird von Hummeln wahrgenommen und reguliert, um negativ Auswirkungen zu vermeiden. Grafik: Fabian Rüdenauer/TU München

Forscher untersuchten wie Hummeln die Nahrungsqualität einschätzen und wie Nahrung unterschiedlicher Qualität ihr Wohlergehen beeinflusst. Hummeln meiden dabei erstaunlicherweise besonders fettreichen Pollen.

Bienen sind wichtig für unsere Umwelt und Ernährung. Ohne Bestäubung durch Tiere können sich viele Pflanzen, auch viele Nutzpflanzen, nicht vermehren. „Das Bienensterben hat demnach auch Auswirkungen auf das Nahrungsangebot für den Menschen“, so Professorin Sara Leonhardt von der Technischen Universität München. „Bienen beziehen die meisten Nährstoffe aus ihrer Hauptnahrungsquelle, Nektar und Pollen. Während Nektar hauptsächlich eine Quelle für Kohlenhydrate ist, enthält Pollen die meisten anderen benötigten Nährstoffe: Eiweiß, Fett, Mineralien und Vitamine. Bisher glaubte man, dass sie, wie andere Pflanzenfresser, dabei vor allem auf den Eiweißgehalt ihrer Nahrung achten.“

Mit Untersuchungen, die sowohl Lern- als auch Fütterungsversuche umfassen, beobachten die Wissenschaftler die Ernährungsgewohnheiten von Insekten unter dem Brennglas.
Für die aktuelle Studie haben sie auf Dunkle Erdhummeln Bombus terrestris zurückgegriffen und untersucht, welche Nährstoffe Hummeln in Pollen schmecken können. In Lernversuchen analysierten die Wissenschaftler zunächst die Vorlieben der Hummeln für bestimmte Nährstoffe – in dem Fall für Fett oder Eiweiß.

„Wir konzentrierten uns auf Fett- und Aminosäuren, welche die beiden wichtigsten Pollenmakronährstoffe aufbauen und sehr wahrscheinlich von Bienen geschmacklich wahrgenommen werden können“, so Studienautor Fabian Rüdenauer von der Universität Würzburg.

Dazu wurde Pollen mit zunächst wenig Fettsäuren versehen und anschließend der Fettgehalt erhöht. Die Forschergruppe fand heraus, dass die Erdhummeln hier gut unterscheiden können und Vorlieben zeigen. Bei Pollen mit Variationen im Aminosäuregehalt trafen die Hummeln keine Unterscheidungen.

Welche Nährstoffe verwenden Hummeln tatsächlich, um ihr Sammelverhalten anzupassen, und welche Konsequenzen hat das für ihr Überleben und ihren Fortpflanzungserfolg? Das waren die Leitfragen bei den anschließenden Fütterungsversuchen.

„Je mehr Fett im Pollen war, desto weniger haben die Hummeln gefressen“, fasst Sara Leonhardt zusammen. Dabei nahmen die Hummeln sogar in Kauf, eher zu sterben, als fettreiche Pollen zu sich zu nehmen. Daraus schließt die Arbeitsgruppe, dass Fett in Pollen die Fortpflanzungsfähigkeit und auch das Überleben der Bienen beeinträchtigt und daher gemieden wird.

Eine Variation des Aminosäureanteils im Pollen hatte auch hier keine Auswirkungen auf das Fressverhalten.

„Unsere Studie unterstreicht die Bedeutung von Fett für pollensuchende Hummeln. Es zeigt sich auch, dass Nährstoffwahrnehmung, Nährstoffregulierung und reproduktive Fitness zusammenhängen“, so Dr. Johannes Spaethe von der Universität Würzburg. „Die Bienen schmecken, was gut für sie ist, und sammeln entsprechend“, fasst Sara Leonhardt die Ergebnisse zusammen.

Die Forschergruppe stellt aktuell einen Datensatz zur Pollenchemie zusammen, um einen Überblick über ein breites Pflanzenspektrum hinweg zu erhalten. Darüber hinaus erforscht die Gruppe die Nährstoffbedürfnisse weiterer Bienenarten. Dadurch sollen künftig Blühmischungen und Schutzmaßnahmen wie Blühstreifen verbessert werden.

Literaturstelle: 

Fabian A. Ruedenauer, David Raubenheimer, Daniela Kessner-Beierlein, Nils Grund-Mueller, Lisa Noack, Johannes Spaethe, Sara D. Leonhardt (2020): Best be(e) on low fat: linking nutrient perception, regulation and fitness. Ecology Letters. DOI: 10.1111/ele.13454.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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