Hummeln sind lieber in der Stadt

  • Veröffentlicht am: 04.02.2022

Völker Dunkler Erdhummeln entwickeln sich in Städten besser als auf dem Land. Foto: ClaudiaWollesen/Pixabay, CC0

Obwohl es unwahrscheinlich klingt, doch Hummeln in städtischen Gebieten geht es besser als ihrer Verwandtschaft auf dem Land, so das Ergebnis einer britischen Studie. Denn in Städten gibt es mehr Nahrung und in vielen Fällen auch weniger Pestizide.

Warum sind Hummeln in Städten und Agglomerationen häufiger anzutreffen als in Agrarlandschaften und dies trotz der Tatsache, dass die Siedlungsräume der Menschen in der Regel weniger als Hort für wildlebende Tiere gilt? Dieser Frage ist Studienautorin Ash Samuelson von der Royal Holloway Universität in London nachgegangen.

„Wir wollten verstehen, ob Hummeln einfach in städtische Gebiete ziehen oder ob städtische Hummelvölker erfolgreicher sind und mehr Nachwuchs produzieren können“, erläutert Ash Samuelson die Ausgangsüberlegungen der Wissenschaftler.

Hummeln sind wichtige Bestäuber, sehen sich jedoch mehreren Bedrohungen ausgesetzt, darunter Veränderungen in der Verfügbarkeit von Nahrung aufgrund veränderter Nutzung von Land und dem Druck durch Parasiten und Krankheiten.

Kolonien wilder Hummeln wurden im Labor der Royal Holloway Universität aufgezogen und in 38 Gärten und auf landwirtschaftlichen Höfen in ganz Südengland gebracht – von der Londoner Innenstadt bis zu einem landwirtschaftlichen Betrieb in Berkshire. Die Bienen wurden dann über einen Zeitraum von zehn Wochen überwacht.

„Wir fanden heraus, dass Hummelvölker, die in landwirtschaftlichen Gebieten platziert wurden, signifikant weniger reproduktive Nachkommen hervorbrachten als solche in Dorf- oder Stadtgebieten. Dies bedeutet, dass diese Kolonien weniger in der Lage wären, ihre Gene an die nächste Generation weiterzugeben. Wir fanden auch heraus, dass die Völker in landwirtschaftlichen Gegenden kleiner waren und über weniger eingelagertes Futter verfügten, was zu dem geringeren Reproduktionserfolg beigetragen haben könnte“, so Ash Samuelson. „Obwohl es widersinnig erscheint, dass die ‚unnatürliche‛ Umgebung einer Stadt für die Bienen von Vorteil ist, müssen wir uns daran erinnern, dass moderne landwirtschaftliche Gebiete auch weit von den Lebensräumen entfernt sind, in denen sich diese Bienen einst entwickelten. Wir waren überrascht, wie groß die Auswirkungen der Verstädterung auf den Erfolg der Bienenvölker sind, aber die Tatsache, dass die Bienen in den Ackerflächen schlecht abschnitten, spiegelt die zunehmend offensichtliche Erkenntnis wider, dass intensive Landwirtschaft negative Auswirkungen auf die Tierwelt hat.“

Die Fülle von Blütenpflanzen während des größten Teils des Jahres in städtischen Gärten und Parks kann erklären, warum es den Bienen dort gut geht. Der Verlust von Wildblumen und Pflanzen, die nur für kurze Zeit in landwirtschaftlichen Gebieten blühen, stellen dagegen für die Bienen einfach weniger Ressourcen bereit. Auch der Einsatz von Pestiziden in landwirtschaftlichen Flächen könnte sich negativ auf die Gesundheit der Völker auswirken.

„Wir schlagen nun aber nicht vor, Hummelvölker in die Städte zu verlegen, um die gesamte Bienenpopulation zu schützen“, kommentiert Ash Samuelson die Ergebnisse der Studie. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Bienen in der Lage sind, Städte als Zufluchtsort gegenüber kargen Agrarlandschaften zu nutzen. Politische Entscheidungsträger sollten sich darauf konzentrieren, landwirtschaftlich genutzte Flächen für Bienen zu verbessern, indem sie florale Ressourcen ergänzen und den Pestizideinsatz besser in den Griff bekommen.“

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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