Potenziale von Propolis bei Magen-Darm-Erkrankungen
Propolis könnte sich bei einer Reihe von Magen-Darm-Krankheiten als nützlich erweisen. Foto: Bee Naturalles/Unsplash
Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die den Magen-Darm-Trakt betreffen. Entzündliche und ulzerative Prozesse des Magens oder des Darms, wie Gastritis, Geschwüre, Colitis und Mukositis betreffen einen erheblichen Teil der Menschen weltweit. Studien zur Wirksamkeit von Propolis sind vielversprechend, und Propolis war bei der Behandlung verschiedener pathologischer Zustände wirksam. In einer Meta-Studie wurden eine Reihe der relevanten wissenschaftlichen Veröffentlichungen zusammengefasst, um den therapeutischen Wert von Propolis und seiner Wirkstoffe bei der Behandlung und Vorbeugung von Magen-Darm-Erkrankungen aufzuzeigen.
Propolis ist eine harzartige wachsartige Substanz. Honigbienen produzieren sie, indem sie ihren Speichel und Bienenwachs mit Absonderungen vermischen, die sie Pflanzen entnehmen. Die Bienen schützen durch das Abdichten von Rissen mithilfe von Propolis ihre Bienenstöcke; es schützt vor Räubern und Mikroorganismen und sorgt auch für eine Wärmeisolierung.
Propolis entstammt den griechischen Worten pro und polis – zur Verteidigung der Stadt.
Die Farbe von Propolis – Grün, Rot oder Braun/Schwarz – ist extrem variantenreich und hängt von der Art der Pflanzen ab, mit denen die Bienen die harzigen Substanzen sammeln.
Rotes Propolis aus Kuba oder Venezuela ist auf Clusia nemorosa oder Clusia scrobiculata als botanischen Ursprung zurückzuführen, im Nordosten Brasiliens ist die botanische Quelle dagegen Dalbergia ecastaphyllum. Brasilianisches Grünpropolis lässt sich auf Baccharis dracunculifolia zurückführen.
Geografische Lage, Pflanzenquellen, Sammlungssaison, Bienenarten und zuletzt die vom Menschen für die Extraktion verwendeten Lösungsmittel haben einen großen Einfluss auf die chemische Zusammensetzung und auf die pharmakologische Aktivität einer Propolis-Zubereitung.
Historische Aufzeichnungen weisen darauf hin, dass Propolis bereits seit 300 v. Chr. in der Volksmedizin verwendet wird. In den letzten Jahrzehnten hat es aufgrund seiner vielfältigen biologischen und pharmakologischen Eigenschaften das Interesse von Forschern auf der ganzen Welt geweckt. In den letzten 30 Jahren wurden mehr als 2.500 Publikationen veröffentlicht, die dieser Meta-Studie zugrunde liegen.
Orale Mukositis
Orale Mukositis ist eine Entzündung der Mundschleimhaut Sie zählt zu den schwerwiegenden Komplikationen bei Krebspatienten. Zu den Risikofaktoren zählen etwa Zigaretten- und übermäßiger Alkoholkonsum, aber auch schlecht sitzende Prothesen und andere Irritationen der Schleimhaut.
Aggressive Arzneimittel wie Cisplatin und 5-Fluorouracil (5-FU) führen im Vergleich zu „sanfteren“ Wirkstoffen wie Gemcitabin eher zu der Entwicklung einer Oralen Mukositis.
Traditionell wird versucht, bei betroffenen Patienten, die Behandlung weiter fortzuführen und durch begleitende Behandlungen zu unterstützen. Eine Therapie gegen Orale Mukositis ist bisher nicht wirksam. Infektionen, die im Zusammenhang stehen, werden normalerweise mit Antibiotika und Antimykotika behandelt, was über Jahre die Bildung resistenter Bakterien gefördert hat.
In einer systematischen Übersichtsarbeit zu Propolis für die Mundgesundheit wurde von Yueh-Juen Hwu et al. 2014 berichtet, dass es die orale Infektion und Zahnbelag reduzieren und die Mundentzündung behandeln kann. Eine andere Studie von Leila Ghassemi et al. 2010 hat die Wirksamkeit eines ethanolischen Extrakts von Propolis auf strahleninduzierte Mukositis bei Ratten untersucht. Im Tiermodell war eine effektive Reduzierung oder Verzögerung möglich.
Propolis als Bestandteil von Mundwasser zeigte bei Vidya Dodwad et al. 2011 einen Schutz gegen orale Erkrankungen, was wahrscheinlich auf seine antimikrobielle Wirksamkeit zurückzuführen ist.
Lediglich in einer Studie von Hermínia Marques Capistrano et al. 2013 wurde die chemische Zusammensetzung von Propolis ermittelt; die Wirksamkeit ist gleichwohl konzentrationsabhängig. Zudem wird die geographische Lage als Schlüsselfaktor für die Sicherheit und Wirksamkeit von Propolis betrachtet.
Colitis ulcerosa
Ulcerative Colitis ist eine chronische entzündliche Erkrankung der Dickdarmschleimhaut. Als Auslöser werden genetische und Umweltfaktoren sowie ein fehlreguliertes Immunsystem vermutet. Eine Behandlung erfolgt mit Mesalamin (5-Aminosalicylsäure oder 5-ASA), Corticosteroiden, Immunsuppressiva, Antibiotika und biologischen Therapien.
Studien mit neuartigen auf Heilpflanzen-basierenden Therapien waren in den letzten Jahren Gegenstand zahlreicher Untersuchungen mit vielversprechenden Ergebnissen in experimentellen Studien. Dabei wurden auch Propolis und seine Wirkstoffe in mehreren präklinischen Studien angewandt.
Das Krankheitsbild wird in Tierversuchen auf unterschiedliche Weisen ausgelöst, um es anschließend zu behandeln und die Wirksamkeit der entsprechenden Anwendungen zu überprüfen.
Essigsäure ist etwa eine beliebte Methode, eine Auslösung herbeizuführen.
Im Anschluss ist die Behandlung mit Propolis wirksam zur Abschwächung des Krankheitsbildes wie Ahmet Aslan et al. 2007 zeigten – durch Mechanismen, die mit der Abnahme von oxidativem Stress und Entzündungen einhergingen.
Propolis kann womöglich auch zum Schutz der Integrität der Darmwand führen.
Gislaine Barbosa Bezerra et al. zeigten 2017 in einer weiteren Studie, dass der hydroalkoholische Extrakt aus brasilianischem roten Propolis die Colitis abschwächt.
Trinitrobenzolsulfonsäure kann ebenfalls eine Colitis auslösen.
In einer Studie konnten Yoshihiro Okamoto et al. 2013 die Verringerung des Schweregrades entsprechend induzierter Colitis ulcerosa bei Mäusen nachweisen. Bei Ratten zeigte sich eine entzündungshemmende Wirkung von Propolisextrakt.
Mit Dextran-Natriumsulfat wird bei Versuchstieren die Integrität der Schleimhautbarriere gestört, wodurch eine Ulcerative Colitis ausgelöst werden kann. Nach vorheriger Gabe karzinogener Initiatoren wirkt der Stoff auch als Mittel zur Erzeugung von Krebstumoren im Dickdarm.
Extrakte auf Basis von Ethanol und Wasser aus brasilianischem grünen Propolis wurden bei Ratten angewandt. Kenichiro Doi et al. zeigten 2017, dass der auf Ethanol basierende Extrakt eine Wirkung gegen Krebs durch die Unterdrückung von Entzündungsfaktoren wie TNF-α und iNOS ausüben kann.
Kaffeesäure-Phenethylester ist eine Verbindung, die in Propolis vorkommt. Eine damit behandelte Gruppe erkrankter Mäuse zeigte einen Schutz der Epithelbarriere vor Störungen.
In einer Reihe weiterer Studien wurde eine vergleichbare Wirkung auch für das Flavonoid Quercetin aufgezeigt.
Flavonoide sind Hauptbestandteile von Propolis, wobei Kaempferol, Luteolin und Naringenin in neueren Studien besonders auffielen. In einer Studie von Mi-Young Park et al. 2012 zeigte die Behandlung mit Kaempferol eine Wirksamkeit gegen die Schädigung der Dickdarmschleimhaut bei Mäusen. Zurückgeführt wird dies auf seine entzündungshemmenden Eigenschaften.
Luteolin zeigte eine Wirkung in zwei experimentellen Studien. Und für Naringenin zeigte sich eine schützende Wirkung bei Mäusen und Ratten.
Klinische Studien beim Menschen liegen bisher keine vor.
Behandlung von Magen-Darm-Krebs
Die meisten Studien zu pflanzlichen Arzneimitteln und Naturprodukten wurden durchgeführt, um bioaktive Komponenten mit einer signifikanten therapeutischen Wirkung gegen verschiedene Krebsarten zu ermitteln. Die Wirkungsweise von Propolis und seiner Extrakte wurde in mehreren Studien bewertet.
Kaffeesäure-Phenethylester und Artepillin C sind zwei besonders gut untersuchte Komponenten mit antikanzeröse Wirkung im Propolis. Darüber hinaus können ätherische Öle in Propolis menschliche Tumore durch die Verringerung der Zellproliferation unterdrücken. Aus Xinjiang-Propolis gewonnene ätherische Öle waren in der Lage, bei der menschlichen Darmzellkarzinom-Zelllinie HTC-116 einen Zellzyklusstillstand und eine Apoptoseinduktion zu verursachen.
Kaffeesäure-Phenethylester das häufig in Propolis vorhanden ist, weist auch zytostatische und zytotoxische Eigenschaften auf. Zytotoxische Wirkungen von Kaffeesäure-Phenethylester wurden bei oralem Plattenepithelkarzinom und oralem epidermoiden Karzinom von Ya-Ting Lee et al. 2005 beschrieben.
Studien zeigten, dass Kaffeesäure-Phenethylester zytotoxische Wirkungen gegen humane Leukämie, oralen submukösen Fibroblasten, Halsmetastasen von Gingivakarzinom und Zungenpilzzellkarzinomzellen aufweist.
Die therapeutische Wirkung von Kaffeesäure-Phenethylester gegen Cholangiokarzinome in der extrahepatischen Gallenkarzinomzelllinie, dem intrahepatischen Gallengang des Menschen und dem extrahepatischen Gallengang des Menschen, den intrahepatischen Gallengängen und der nicht-malignen Cholangiozyten-Zelllinie H69 zeigte, dass Kaffeesäure-Phenethylester in der Lage ist, NFκB zu hemmen.
Kaffeesäure-Phenethylester ist auch in der Lage, freie Radikale durch die Inhibition der 5-Lipoxygenase und die Lipidperoxidation zu unterdrücken. Eine Studie von Hui-Fen Liao et al. von 2003 zum CT26-Kolonadenokarzinom zeigte, dass Kaffeesäure-Phenethylester einen Angiogenese-Effekt besitzt, der zur Unterdrückung der Invasivität bei Tumorzellen und Metastasen in der Maus führt.
Neben Kaffeesäure-Phenethylester zeigen weitere Inhaltsstoffe von Propolis wie Artepillin C, Galangin, Kaempferol und Quercetin antiangiogenetische Eigenschaften. Artepillin C, das in brasilianischem Propolis gefunden wurde, konnte die Bildung von membranartiger Lipidperoxidation und 8-Hydroxydeoxyguanosin unterdrücken.
Galangin ist ein Flavonoid in Propolis; es besitzt antigenotoxische Eigenschaften. Dies macht Propolis zu einem wertvollen bioaktiven Wirkstoff. Beispielsweise kann Galangin in humanen Dickdarmkrebszellen (HCT-15 und HT-29) Apoptose und DNA-Kondensation induzieren. Studien haben gezeigt, dass Galangin eine unterdrückende Wirkung gegen die Angiogenese von Eierstockkrebszellen hat.
Kaempferol ist ein weiteres Flavonoid in Propolis. Der Inhaltsstoff ist in der Lage, die Aktivität der Src-Kinase zu unterdrücken und COX-2 zu hemmen, wodurch Kaempferol eine wirksame vorbeugende Wirkung gegen Hautkrebs zeigte. Die Behandlung mit Kaempferol bewirkt ein Herunterregulieren der Proliferation beim Prostatakrebs des Menschen. Ähnlich wie andere Flavonoide-Inhaltsstoffe zeigt Quercetin durch Stimulierung apoptotischer Stoffwechselwege krebshemmende Eigenschaften.
Antiulcer-Aktivität
Von Magengeschwüren sind 10 % der Weltbevölkerung betroffen; dabei gibt es verschiedene Substanzen im Magen, die zu Schleimhautgeschwüren führen – Infektionen mit Helicobacter pylori, alkoholische Getränke, psychischer Stress oder Zigarettenkonsum.
Die Behandlung von Magengeschwüren basiert auf dem Einsatz antisekretorischer Arzneimittel sowie Antibiotika zur Behandlung von H. pylori-Infektionen. Wegen ihrer Nebenwirkungen werden Naturprodukte als attraktive Quellen neuer Behandlungsmethoden betrachtet. Propolis wurde schon lange in der Volksmedizin zur Behandlung von Magengeschwüren verwendet.
Untersuchungen von Chi-Feng Liu et al. 2002 zur gastroprotektiven Wirkung ethanolischer Extrakte aus Propolis gegen ein Ethanol-induziertes Magengeschwür bei Ratten zeigte, dass die Verabreichung des Extrakts das Auftreten von Magengeschwüren in dosisabhängiger Weise verhinderte. In einer anderen Studie untersuchten El-Ghazaly et al. 2011 ebenfalls bei Ratten den gastroprotektiven Effekt eines wässrigen Propolis-Extrakts.
Die Antiulcer-Aktivität von hydroalkoholischem Rohextrakt aus grünem Propolis wurde bei Ratten von Muriel Primon de Barros et al. 2007 untersucht. In dieser Studie reduzierte Propolis durch Indomethacin ausgelöste Magengeschwüre.
Darüber hinaus wurde bei dem stressinduzierten Ulkus bei Tieren eine signifikante Verringerung der Ulkusfläche beobachtet. Propolis aus Brasilien wird daher als vielversprechendes Mittel gegen Geschwüre eingestuft.
Eine heilende Wirkung des Magens nach Gabe von Honig, Gelée Royale und Propolis bei Ratten wurde von Belostotskiǐ et al. 2009 beschrieben.
Trotz zahlreicher Studien über das Antiulcer-Potenzial von Propolis – vor allem über seine gastroprotektive Wirkung – ist bezüglich seiner Aktivität gegen H. pylori wenig bekannt. María Villanueva et al. haben 2015 die inhibitorische Aktivität von 22 Propolis-Extrakten aus Chile an zehn aus der Magenschleimhaut isolierten H. pylori-Stämmen getestet. Interessanterweise hemmten 100% der getesteten Extrakte das Wachstum von H. pylori.
Zusammenfassung
Die Analyse der veröffentlichten Studien ergab, dass die Wirksamkeit von Propolis bei der Behandlung gastrointestinaler Erkrankungen auf seine Antioxidationsmittel und entzündungshemmenden Eigenschaften zurückzuführen ist.
Mehrere experimentelle Studien zeigten die vorteilhaften Wirkungen von Propolis bei der Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen. Es wurden jedoch nur wenige klinische Studien durchgeführt, um ihre Wirksamkeit und Unbedenklichkeit beim Menschen nachzuweisen.
Die Autoren der Meta-Studie raten dazu, dass zukünftige Studien sich auf die potenzielle Rolle von Propolis und seinen Inhaltsstoffen konzentrieren sollten, entweder als alleinige oder als ergänzende Therapie zu konventionellen Therapien gegen gastrointestinale Erkrankungen beim Menschen.