Die Nutzung von Parfüm bei männlichen Prachtbienen ist ein einzigartiges Verhalten, das zu einem außergewöhnlichen Bestäubungsphänomen in den Neotropen geführt hat. Männliche Prachtbienen fabrizieren und lagern artspezifische Parfümmischungen in speziellen Hinterbeintaschen. Sie nutzen dazu flüchtige Stoffe, die aus verschiedenen Quellen ihrer Umwelt stammen, auch Orchideenblüten.

Seit der Entdeckung des Phänomens hat das Sammeln flüchtiger Stoffe durch männliche Prachtbienen in der Umwelt Wissenschaftler fasziniert und eine große Anzahl von Studien nach sich gezogen. Die zentrale Frage blieb jedoch unbeantwortet: Welche Funktion haben die aufgenommenen Substanzen?
Frühere Beobachtungen deuten darauf hin, dass männliche Parfüms als chemische Signale dienen; dass sie für das Paarungsverhalten eine Rolle spielen, wurde bislang nicht nachgewiesen.

Weibliche Prachtbienen paaren sich nur einmal in ihrem Leben, was zu einer funktionellen Monogamie führt. Daher ist der Zugang der Männchen zu den Weibchen sehr begrenzt.

Die Ergebnisse der aktuellen Studienarbeit zeigen, dass der Besitz von Parfüm den männlichen Paarungserfolg und die Vaterschaft bei Euglossa dilemma erhöht, einer kürzlich im US-Bundesstaat Florida eingebürgerten Prachtbienenart.

In einem Experiment erhielten einige Männchen zusätzliche Duftstoffe. Sie paarten sich mit mehr Weibchen und zeugten mehr Nachkommen als unbehandelte, gleichaltrige Männchen, die der Kontrolle dienten.
Tatsächlich paarte sich in dem Experiment nur ein Weibchen mit einem Kontrollmännchen.
Dieses Männchen war insofern außergewöhnlich, da es ein Parfüm besaß, das in Zusammensetzung und Menge einem der durch die Wissenschaftler manipulierten Männchen ähnlich war. Männliche Prachtbienen sammeln gelegentlich Parfüm von anderen Artgenossen; ein vorausgegangener Parfümdiebstahl kann dieses Paarungsereignis daher erleichtert haben.

Das zusätzliche Parfüm nahm insgesamt nur wenig Einfluss auf die Intensität des männlichen Balzverhaltens, veränderte jedoch die Dynamik der Interaktionen zwischen den Männchen untereinander.

Die von den Männchen gesammelten Parfüms sind durchaus sexuelle Signalstoffe, die Weibchen zur Paarung anregen. Und die Ergebnisse legen darüber hinaus nahe, dass die sexuelle Selektion der Schlüssel für die Entwicklung der Parfümkommunikation bei Prachtbienen ist.