Verstädterung zeigt bei Wildbienen Wirkung

  • Veröffentlicht am: 20.06.2023

Agapostemon virescens fühlt sich nicht in allen städtischen Umgebungen gleichermaßen wohl. Foto: Christina Butler/Flickr, CC BY 2.0

Die zunehmende Urbanisierung sorgt für weniger geeignete Lebensräume für viele Wildtiere, einschließlich Bienen. In einer Studie hat ein Team von Wissenschaftlern untersucht, wie die Häufigkeit der Solitärbiene Agapostemon virescens durch die Verstädterung beeinflusst wird.

A. virescens ist eine in Nordamerika beheimatete Solitärbiene aus der Familie der Schmal- und Furchenbienen. Die Biene ist das Wahrzeichen der Stadt Toronto, auch weil sie dort häufig anzutreffen ist. Die Weibchen bauen und versorgen ihre eigenen Zellen, bilden aber zusammen Aggregationsnester, die von vielen Weibchen geteilt werden. A. virescens hat jeweils nur eine Brut, allerdings treten ganzjährig zwei Generationen gleichzeitig auf.
Mitte Mai erscheinen die meisten der Bienen, die den Winter überdauert haben. Nach ihrem ersten Auftauchen suchen die Weibchen nach Nahrung und beginnen mit dem Bau der Nester. Ende Juli sind sie bereits wieder verschwunden und werden Anfang August von ihren Töchtern abgelöst, die dann bis Oktober aktiv sind.

Die Studie wurde in der Millionenmetropole Toronto durchgeführt. 12,7 % der Fläche werden von Grünflächen belegt - 1.600 Parks, 3.000 ha Rasenflächen und 40 ha gärtnerisch genutzte Grünflächen. Zudem existieren Schrebergärten in der ganzen Stadt.

Der Grad der Verstädterung wurde in drei Stufen niedrig (mit weniger als 25 % versiegelter Fläche), mittel (mit 25 bis 75 % versiegelter Fläche) und hoch (mit mehr als 75 % undurchlässiger Fläche) unterteilt. Individuen von A. virescens wurden an jedem Standort während der gesamten Aktivität dieser Art von Mai bis Oktober beprobt. 

Am häufigsten anzutreffen war A. virescens in den nur mittelmäßig urbanisierten Gebieten. Unterschiede zeigten sich ebenfalls zwischen der ersten Generation im Frühling und der zweiten im Sommer: Weibchen der zweiten Generation waren stets häufiger als überwinterte Frühlingsbienen anzutreffen. Weibliche Bienen waren in stark urbanisierten Gebieten größer und männliche Bienen in mittelurbanisierten Gebieten größer.
Bei der Nahrungssuche konnte eine stärkere Flügelabnutzung im Frühjahr als im Sommer beobachtet werden, was auf einen höheren Aufwand für die Nahrungssuche hindeutet.
Je höher der Grad der Urbanisierung, desto mehr Weibchen wurden angetroffen. 

Die Ergebnisse deuten insgesamt darauf hin, dass selbst stark urbanisierte Standorte immer noch ausreichende Nist- und Nahrungsressourcen für A. virescens bieten können.
Die Aufrechterhaltung unterschiedlicher Urbanisierungsgrade und heterogener Landschaften innerhalb einer per se dicht besiedelten Stadt kann wahrscheinlich einen positiven Einfluss auf die Nachhaltigkeit von Wildbienen haben und die Folgen der Urbanisierung mildern.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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