Zu späte Blüte bestäuberfreundlicher Pflanzen

  • Veröffentlicht am: 02.05.2024

Mehr frühblühende Pflanzen könnten die Überlebenschancen für Ackerhummeln verbessern. Foto: gailhampshire/Flickr, CC BY 2.0 DEED

In Europa als „bestäuberfreundlich“ in den Handel gebrachte Pflanzen starten im Frühjahr bis zu einen Monat zu spät mit ihrer Blüte, um einen wirksamen Beitrag zum Schutz von Wildbienen leisten zu können. Andere Frühblüher könnten Abhilfe schaffen.

Imker wissen, dass eine zeitige Frühtracht für das Wachstum ihrer Honigbienen-Völker von großer Bedeutung ist. Dasselbe gilt – wenig überraschend – noch viel mehr für Hummeln. Denn die aus der Winterruhe kommenden Königinnen müssen – anders als Honigbienen – ihr Volk selbst ganz von Null aufbauen – ohne eine Rückgriffsmöglichkeit auf Arbeiterinnen. Und auch andere Wildbienen würden von mehr frühblühenden Arten profitieren.

In einer Studie wurden die Überlebenschancen von Hummeln und der Produktion von Königinnen aufgrund eines Mangels an Nahrungsmitteln in der Frühsaison quantifiziert. Untersucht wurden beispielhaft zwei europäische Arten: die Dunkle Erdhummel Bombus terrestris und die Ackerhummel B. pascuorum. Die Forscher untersuchten, wann im Laufe des Jahres die Nachfrage nach Pollen und Nektar am höchsten ist, wie sich Perioden der Nahrungsknappheit auf das Überleben von Völkern auswirken und wie der Nahrungsbedarf mit saisonalen Veränderungen in der Zusammensetzung der Völker (Anzahl der erwachsenen Tiere, Eier, Larven und Puppen) zusammenhängt und zu guter Letzt wie sich eine zeitige Verfügbarkeit blühender Pflanzen im Frühling auf das Überleben der Kolonien und die Produktion von Königinnen auswirkt.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Verfügbarkeit von Pollen und Nektar in der frühen Phase der Völkergründung ein entscheidender und bisher unterschätzter Faktor für den Erfolg für Hummeln ist: Der Nahrungsbedarf der Hummeln ist von März bis Juni am höchsten. Der Nahrungsmangel kann in dieser kritischen Zeit katastrophale Folgen für das Überleben der Völker und auf die Königinnenproduktion haben – das Risiko des Todes einer lokalen Population ist stark erhöht. März und April sind besonders kritische Monate, in denen schon eine zweiwöchige Lücke in der Nahrungsverfügbarkeit zu einem Rückgang der Produktion von Tochterköniginnen um 50 – 87 % führen kann.

Entsprechende „Hungerlücken“ haben niedrigere Überlebensraten der Völker zur Folge.

„Die Ergebnisse geben uns eine einfache und praktische Empfehlung, um Bienen zu helfen: Hecken mit frühblühenden Arten, insbesondere Gundermann, Purpurrote Taubnessel, Ahorn, Kirsche, Weißdorn und Weide verbessert die Erfolgsrate der Kolonien von 35 % auf 100 %“, so Dr. Tonya Lander von der Universität Oxford. „Dieser Ansatz konzentriert sich auf bestehende Hecken in landwirtschaftlichen Flächen und reduziert die landwirtschaftliche Anbaufläche nicht, sodass er für Landverwalter attraktiv sein kann und gleichzeitig wichtige conservation outcomes Erhaltungsergebnisse für Bestäuber liefert.“

„Wir waren überrascht, dass die Nachfrage der Kolonie nach Nektar und Pollen hauptsächlich von der Anzahl der Larven und nicht von der Anzahl der erwachsenen Arbeiterinnen bestimmt wird“, so Dr. Matthias Becher von der Universität Exeter. „Dies erklärt den besonders hohen Bedarf der Kolonien im März und April, bevor die erwachsenen Arbeiterinnen normalerweise außerhalb der Kolonie auf Futtersuche zu sehen sind. Die Larven benötigen Pollen zum Wachstum und der größte Teil der Energie aus dem Nektar wird für die Wärmeregulierung der Brut verwendet.“

Trotz jahrelanger Initiativen zum Schutz von Bestäubern und zur Anpflanzung potenzieller Nahrungsquellen für Bestäuber, ist die Zahl der Bestäuber weltweit immer noch rückläufig. Sehr zeitige Frühlingsblüher dürften das Überleben von Hummelvölkern und die Produktion von Königinnen erhöhen und dazu beitragen, diesen Rückgang aufzuhalten und umzukehren.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
Indexierung