Zwerghonigbienen in Europa

  • Veröffentlicht am: 24.09.2024

Eine Zwerghonigbiene, aufgenommen auf der Arabischen Halbinsel im Oman. Foto: Charles Sharp/Flickr, CC BY 2.0

Zwerghonigbienen Apis florea kommen natürlicherweise in einem Verbreitungsgebiet vor, das sich vom Indomalaya-Reich im Osten bis zum Persischen Golf im Westen erstreckt. Berichte zeigen jedoch, dass diese Honigbienen-Art neue Gebiete besiedelt; überwiegend ist dies auf den Menschen zurückzuführen. Inzwischen ist sie daher im Osten bis nach Taiwan zu finden und im Westen auf der Arabischen Halbinsel, in Jordanien und in Nordostafrika anzutreffen.

Eine neue Studie erbringt nun den ersten wissenschaftlichen Nachweis über eine vollständig etablierte Kolonie der Zwerghonigbiene in Europa. Die Kolonie wurde auf Malta gefunden. Die Mittelmeerinsel war schon in der Antike ein Knotenpunkt von Handelsrouten im Mittelmeer, sodass die Verbreitung durch den Menschen nahe liegt. Malta ist aber auch einzige Heimat der Maltesischen Biene Apis meliffera ruttneri.

Zwerghonigbienen sind anpassungsfähig; schon in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet sind sie in unterschiedlichen Klimazonen und Lebensräumen anzutreffen.

Südeuropa zeichnet sich durch milde Winter aus und stellt damit ein potenziell geeignetes Umfeld für das Überleben von A. florea dar. Darüber hinaus wird die Ausbreitung der Zwerghonigbiene in neue Gebiete durch ihre hohe Reproduktionsfähigkeit und ihr Schwarmverhalten weiter gefördert.

Das Volk der Zwerghonigbienen wurde in direkter Linie nur etwa 2,5 km entfernt vom Freihafen Birżebbuġa gefunden. Schon im September 2022 wurde im Hafen der italienischen Stadt Genua ein Schwarm von A. florea an Bord eines Frachtschiffs gefunden (und sofort vernichtet).

Die Kolonie in Malta wurde inspiziert, identifiziert und fotografiert: Das Bienenvolk war gut entwickelt, mit einer typischen Einzelwabe, die sowohl Arbeiterinnen- als auch Drohnenzellen enthielt.
Die Wabe war 220 mm lang, 150 mm hoch und 90 mm breit. Eine Königin wurde nicht angetroffen. Das Bienenvolk schien sich in einem Nachschwarmstadium ohne Brut und Nahrungsvorräte zu befinden. Es wurden jedoch keine neuen oder alten Weiselzellen registriert. Die Bienenvolkgröße wurde auf über 2.000 erwachsenen Bienen geschätzt.

Proben von Arbeiterinnen und Drohnen wurden gesammelt. Die genetische Analyse bestätigte, dass es sich um A. florea handelte.
Die Kolonie wurde entfernt und in einer Kiste versiegelt, wobei alle erwachsenen Bienen mit 99 % Ethanol getötet wurden.

Das Überleben von A. florea-Kolonien unter den im Mittelmeerraum herrschenden Klima- und Umweltbedingungen ist ein wahrscheinliches Szenario. Wenn die identifizierte Kolonie bereits geschwärmt war oder wenn es andere nicht identifizierte Kolonien gibt, ist es wahrscheinlich, dass sich die Zwerghonigbiene auf den maltesischen Inseln etablieren wird.

Malta beherbergt zahlreiche endemische Arten, zudem ist der anthropogene Druck hoch.
Zwerghonigbienen sind darüber hinaus Wirt von Krankheitserregern, darunter das Black-Queen-Cell-Virus, möglicherweise das Thai-Sackbrut-Virus, der parasitären Milben Euvarroa sinhai und Tropilealaps clareae, der häufig vorkommenden nichtparasitären fakultativen Kleptophagen Neocypholaelaps indica sowie eines noch unbekannten Mikrosporidier. Einige dieser Krankheitserreger sind dafür bekannt, den Wirt zu wechseln, sodass die Einführung der Zwerghonigbiene eine Bedrohung für die Gesundheit Westlicher Honigbienen Apis mellifera und vieler Wildbienen darstellen kann.
Ein weiteres Problem ergibt sich für die endemische A. m. ruttneri. Ihre Populationen in Malta schwinden und stellen nur noch einen kleinen Prozentsatz der in Malta anzutreffenden Westlichen Honigbienen dar (Uzunov et al., 2023). Das Problem wurde jedoch durch die Imker selbst durch die Einführung anderer Unterarten verursacht.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
Indexierung