Honigbienen als Umweltdetektive

Honigbienen sind geniale „Umweltdetektive“, vor allem für Schwermetalle. Foto: József Szabó/Unsplash
Ungeplant sammeln Honigbienen bei der Nahrungssuche auch Schadstoffe aus Luft, Boden und Wasser. Weil sie sich über große Distanzen bewegen und immer wieder zu ihrem Bienenvolk zurückkehren, stehen sie schon länger im Fokus des wissenschaftlichen Interesses - als Indikatoren für das Ausmaß der Umweltverschmutzung. Wie gut und in welcher Form Bienen eingesetzt werden können, gesundheitsschädliche Stoffe in der Umwelt aufzuspüren, hat ein Forschungsteam in einer Metastudie zusammengefasst.
In der Metastudie hat das Team der Wissenschaftlerinnen bisherige Einzelstudien zu Europäischen Honigbienen Apis mellifera als Schadstoffindikatoren zusammengefasst. Insgesamt 19 Studien wurden im Zeitraum von 2010 bis 2020 veröffentlicht und in die aktuelle Übersichtsarbeit aufgenommen. Die Mehrheit der Artikel konzentrierte sich auf den Nachweis von Schwermetallen in Honigbienen und Bienenprodukten wie etwa Honig, während sich vier Arbeiten mit der Überwachung von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Feinstaub beschäftigten. „Wir konnten in unserer Analyse zeigen, dass die Biene als Ganzes, weit über ihre individuellen Produkte hinaus, einen herausragenden Indikator für das Ausmaß der Umweltverschmutzung in einer bestimmten Region darstellt“, erklärt Daniela Haluza von der Montanuniversität Leoben.
Mit der zunehmenden Freisetzung schädlicher Stoffe in die Umwelt mehren sich die negativen Folgen für die Gesundheit. Um diese Substanzen aufzuspüren, verwenden Wissenschaftler spezielle Detektoren. Honigbienen als sogenannte Biomonitore gelten dabei als besonders treffsicher.
Für den Einsatz als Biomonitore bei der Schadstoffüberwachung seien allerdings verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, wie Daniela Haluza aus dem Übersichtsartikel zitiert: „Die Aussagekraft der Bienenprodukte hängt eng mit der Jahreszeit, den Witterungsbedingungen und der Futteraktivität zusammen.“ Zudem seien standardisierte Studien nötig, um eine einheitliche Interpretation der darin nachgewiesenen Werte unter dem Gesichtspunkt der Umweltmedizin zu ermöglichen.
Bei allen Einschränkungen stehe aber fest: „Die fleißige Honigbiene ist eine geniale Umweltdetektivin. Sie hat die bemerkenswerte Fähigkeit, Verschmutzungsdaten über ein bestimmtes geografisches Gebiet zu sammeln“, fasst Daniela Haluza die Publikation zusammen. Entsprechend stellt der Einsatz von Honigbienen als Biomonitore einen vielversprechenden Weg für eine kontinuierliche Überwachung der Umweltverschmutzung dar, der die traditionellen stationären Messstationen ergänzt.
Mair KS, Irrgeher J, Haluza D. Elucidating the Role of Honey Bees as Biomonitors in Environmental Health Research. Insects. 2023; 14(11):874.
https://doi.org/10.3390/insects14110874