Langer, warmer Herbst bedroht Honigbienen
Viele schöne, warme Herbsttage können für Honigbienen eine Falle sein. Foto: Johannes Plenio/Unsplash
Die berühmte Arbeitsmoral der Honigbienen könnte für die fleißigen Bestäuber zur Falle werden. Sammelbienen fliegen immer aus, sofern sich das Wetter eignet, unabhängig davon, wie viel Honig bereits im Vorratslager des Volkes eingelagert ist.
Eine zunehmende Verlängerung der Herbstsaison mit gutem Flugwetter für Honigbienen erhöht die Wahrscheinlichkeit des Koloniensterbens im Frühjahr.
Anhand von Klima- und Bienenpopulations-Modellen fand ein Team von Forschern heraus, dass die verlängerten Flugzeiten nicht nur positive Seiten mit sich bringen. Die Berechnungen der Studie konzentrierten sich auf den pazifischen Nordwesten der Vereinigten Staaten. Vergleichbare Auswirkungen unter ähnlichen Bedingungen sind aber mehr als wahrscheinlich.
„Dies ist der Fall, wenn selbst eine geringe Erwärmung des Klimas in naher Zukunft große Auswirkungen auf Honigbienen haben wird“, so Studienautorin Kirti Rajagopalan von der Washington State Universität. „Es ist nicht so, dass dies etwa erst in 80 Jahren zu erwarten sei. Es ist eine unmittelbarer bevorstehende Auswirkung, für die Vorsorge getroffen werden muss.“
Für diese Studie führten die Wissenschaftler Simulationen mit einem Populationsdynamikmodell für Honigbienen durch, das Klimaprognosen für das Jahr 2050 und das Ende des Jahrhunderts im Jahr 2100 verwendete. Die Forscher fanden heraus, dass Bienenvölker, die in vielen Gebieten des pazifischen Nordwestens den Winter draußen verbringen, sowohl im kurzfristigen als auch im langfristigen Szenario wahrscheinlich einen Zusammenbruch der Bienenvölker im Frühjahr erleben würden. Vergleichbare Ergebnisse zeigten sich auch in einer Simulation, in der der Klimawandel so weitergeht wie bisher und in einer Simulation, in der die Treibhausgasemissionen in naher Zukunft reduziert wurden.
Arbeiterinnen suchen nach Nahrung, wenn die Temperaturen etwas über 10 Grad Celsius steigen. Wenn es kälter wird, versammeln sie sich im Stock, drängen sich mit anderen Bienen zusammen und nehmen Honigreserven als Energie für die Wärmeerzeugung auf. Im Frühjahr beginnen die Arbeiterinnen wieder auszufliegen. Aufgrund der längeren Flugstunden im Herbst beginnen sie im Frühjahr früher zu sterben. Wenn aber zu viele der älteren Arbeiterinnen sterben, bevor ihre Nachfolgerinnen auftauchen, kann die gesamte Kolonie zusammenbrechen. Die Wissenschaftler schätzen, dass dies passiert, wenn sich weniger als 5.000 bis 9.000 erwachsene Bienen im Stock befinden.
Die Studie ergab, dass Kolonien, die in kälteren Gebieten wie Omak im hohen Norden des US-Bundesstaates Washington im Freien überwintern, mit dem Klimawandel noch gut zurechtkommen würden. Aber für Honigbienenvölker an vielen anderen Orten würde das Verbleiben im Freien im Winter bedeuten, dass die Population der Bienenstöcke im Frühjahr bis 2050 auf weniger als 9.000 erwachsene Bienen und bis zum Ende des Jahrhunderts auf weniger als 5.000 sinken würde.
Die Autoren weisen darauf hin, dass die Simulationen nur saisonale Faktoren wie Temperatur, Wind und die Menge an Tageslicht berücksichtigten, was sie zu ziemlich konservativen Modellen macht.
„Unsere Simulationen zeigen, dass selbst ohne Ernährungsstress, ohne Krankheitserreger, ohne Pestizide – allein die Bedingungen im Herbst und Winter ausreichen, um die Altersstruktur einer Kolonie zu beeinträchtigen. Wenn das Volk also aus dem Winter kommt, sterben Bienen schneller, als neue geboren werden“, so Gloria DeGrandi-Hoffman, Forschungsleiterin am Carl Hayden Bee Research Center des US-Landwirtschaftsministeriums.
Die Forscher simulierten auch eine mögliche Abschwächung der Folgen des Klimawandels, indem sie Bienenvölker in Kühlhäusern platzierten, damit die Bienen früher in die Winterruhe übergehen. In den einigen Szenarien würde die Unterbringung der Bienen in Kühlhäusern von Oktober bis April bis zum Ende des Jahrhunderts die Population der Frühjahrsstöcke auf über 15.000 erhöhen, verglichen mit etwa 5.000 bis 8.000, wenn sie draußen gehalten würden.
Kühlhäuser sind eine relativ neue Praxis und werden unter kommerziellen Imkern immer beliebter, um die Gesundheit der Honigbienen zu schützen und die Logistik zu erleichtern, die mit dem Transport der Stöcke nach Kalifornien verbunden ist, um im Februar Mandelbäume zu bestäuben, ein Ereignis, das mehr als zwei Millionen Völker aus den ganzen Vereinigten Staaten anzieht.
„Viele Imker nutzen diese Managementtechnik, bei der Bienen im Haus gehalten werden, bereits an, da sie in vielerlei Hinsicht unmittelbar hilfreich sein kann“, so Brandon Hopkins, ein Entomologe der Washington State Universität. „Die Ergebnisse zeigen, dass diese Praxis zusätzliche Vorteile für das Überleben von Kolonien in einem sich ändernden Klima bietet.“
Rajagopalan, K., DeGrandi-Hoffman, G., Pruett, M. et al. Warmer autumns and winters could reduce honey bee overwintering survival with potential risks for pollination services. Sci Rep 14, 5410 (2024). https://doi.org/10.1038/s41598-024-55327-8