Vögel retten Wildbienen

  • Veröffentlicht am: 15.05.2025

Rotschwanz-Waldsänger suchen den Unterwuchs der Wälder auf – ihre Anwesenheit verleiht Satellitenbildern ansonsten undifferenzierter Waldgebiete mehr Details. Foto: Andrew Cannizzaro/Flickr, CC BY 2.0

Mithilfe eines neuen, frei zugänglichen Hilfsmittels lässt sich die Vielfalt von Wildbienen verfolgen und einschätzen: Vögel spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Schätzungsweise 3.600 Arten Wildbienen leben in den Vereinigten Staaten und sind wesentlich für die Landwirtschaft des Landes als Bestäuber. Die Bienen-Populationen scheinen aber rückläufig. Da es nur wenige Daten über Wildbienen gibt, erweisen sich Schutzbemühungen als schwierig.

„Vögel können aussagekräftige Bioindikatoren sein und einen wirklich nützlichen Ansatzpunkt bieten, um die Ursachen des Bienensterbens besser zu verstehen“, so Professorin Amanda Rodewald von der Cornell Universität. „Um es klar zu sagen: Wir brauchen unbedingt mehr und bessere direkte Daten über Bienen vor Ort, aber das braucht Zeit. Wir wissen, dass jetzt Entscheidungen zum Schutz der Bienen-Populationen getroffen werden müssen – wenn wir das nicht tun, werden wir den Kampf verlieren. Durch die Nutzung der umfangreichen Informationen, die wir über Vögel haben, könnte dieses Tool kurzfristig eine Lücke schließen.“

In einer Studie fanden Forscher heraus, dass die Integration von Daten des eBird-Programms des „Cornell Lab of Ornithology“, bei dem sie Satellitendaten des US-Landwirtschaftsministeriums zur Landbedeckung mit früheren Erhebungen zur Vielfalt von Wildbienen im Osten und im Zentrum der Vereinigten Staaten kombinierte, besser vorhersagte als Satellitenbilder allein.

„Bienen und Vögel reagieren ähnlich auf einige der gleichen landwirtschaftlichen Praktiken, einige der gleichen Lebensraumeigenschaften oder sogar auf das, was in der gesamten Landschaft passiert“, erläutert Amanda Rodewald. „Sie können uns Dinge verraten, die auf Satellitenbildern möglicherweise nicht sichtbar sind.“

Die fruchtfressende Katzenspottdrossel Dumetella carolinensis kann das Vorhandensein blühender Sträucher und Bäume anzeigen, die bestimmte Bienenarten anziehen.
Das Vorkommen oder die Häufigkeit von offenen Waldarten wie der amerikanischen Spatzenart Spizella passerina oder von Arten, die den Unterwuchs von Wäldern aufsuchen, wie dem Rotschwanz-Waldsänger Setophaga ruticilla oder der Walddrossel Hylocichla mustelina kann detailliertere Daten über große Waldflächen liefern, die auf Satellitenbildern undifferenziert sind.

Zwischen Bienen und Vögeln gibt es immer wieder Überschneidungen im Nist- und Nahrungssuchverhalten sowie bei ihrer gemeinsamen Sensibilität für bestimmte Bedingungen bei der Habitatwahl.

Das Tool steht jedermann zur Nutzung zur Verfügung, wird aber besonders für Naturschutzgruppen nützlich sein, sind die Forscher überzeugt. Sie konnten bereits landwirtschaftliche Regionen im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten identifizieren, die noch vielfältige Bienenarten beherbergen und durch Schutzmaßnahmen zu Hochburgen für Wildbienen werden könnten, Gebiete, in denen ansonsten Monokulturen mit Mais und Luzernen dominieren.

„Dieses Tool zeigt einige für Bienen besonders wichtige Bereiche auf, in denen sich die Bedingungen offenbar verschlechtern“, erklärt Amanda Rodewald. „Mit diesen Informationen können Naturschutzgruppen nun vor Ort besser herausfinden, was passiert. Das hilft uns, uns auf die Bereiche zu konzentrieren, in denen wir suchen müssen.“

Der Anstoß für die Entwicklung der Software kam durch einen Bedarf der Industrie zustande: Die Walmart Foundation äußerte in Gesprächen ihre Besorgnis über den Rückgang der Bestäuber und mögliche Auswirkungen auf die Widerstandsfähigkeit und Produktivität von Nahrungsmitteln.

„Alle Beteiligten wollen Bestäuber unterstützen, aber effektives Handeln erfordert bessere Informationen“, so Patrick Beary von der Cornell Universität. „Unternehmen, Regierungen, lokale Gemeinden, Landwirte und Naturschutzgruppen wollen die Gewissheit, dass ihre Investitionen in den Schutz und die Wiederherstellung von Bestäuberhabitaten die größtmögliche Wirkung erzielen.“

Nach ersten Untersuchungen übernahm die Walmart Foundation dann die Finanzierung der Weiterentwicklung des Tools.

Literaturstelle: 

Rousseau JS, Johnston A, Rodewald AD (2025) Where the wild bees are: Birds improve indicators of bee richness. PLoS ONE 20(4): e0321496. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0321496

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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