Keine Blüten? Auch kein Problem!

  • Veröffentlicht am: 17.01.2022

Einige Solitärbienen können bei Nektarmangel auch auf Honigsekrete von Insekten ausweichen. Foto: Judy Gallagher/Flickr, CC BY 2.0

Solitärbienen meistern ihr Leben notfalls auch ohne geeignete Blüten. Zumindest einige können für einen Übergangszeitraum improvisieren wie eine Studie der Universität Florida zeigt.

Was kann eine Biene tun, wenn ihr nur sehr wenige Blütenpflanzen zur Verfügung stehen, sie aber dringend Nektar benötigt? Wildbienen reagieren auf den Klimawandel und die städtische Expansion deutlich stärker als etwa die Honigbiene. Doch auch Wildbienen können notfalls auf andere Insekten ausweichen, um an Nektar zu gelangen wie eine Studie von Joan Meiners an der Universität von Florida zeigt.

Solitärbienen sind die primären Bestäuber in natürlichen Lebensräumen wie Nationalparks und bieten wertvolle Bestäubungsdienste in Kulturlandschaften, so Joan Meiners. „Diese Solitärbienen entwickeln sich etwa elf Monate im Boden und kommen dann hervor, um Blumen für Nektar und Pollen aufzusuchen, die sie als Energieträger benötigen und um sich zu vermehren.“

Der Klimawandel führt dazu, dass einige Pflanzen zu anderen Zeiten blühen, als sie es in der Vergangenheit getan haben. Dies führt nun zu einer möglichen Fehlanpassung zwischen Bienen und Blumen, quasi zur richtigen Zeit aufeinanderzutreffen. Mit der Ausbreitung der Städte verringert sich auch die Anzahl an Lebensräumen für Wildpflanzen. Solitärbienen finden so weniger Lebensräume und weniger Nahrung.

Stehen Wildbienen vor entsprechenden Problemen, so führt dies dazu, dass sich einige von ihnen pflanzenfressenden Insekten zuwenden, um von ihnen Nahrung aufzunehmen. Die pflanzenfressenden Insekten saugen Nährstoffe aus ihrer Wirtspflanze und scheiden dann ein nährstoffreiches Kohlenhydrat aus, das als Honigtau bekannt und Nektar ähnlich ist. „Wir sind die ersten, die Solitärbienen studiert haben, während sie Honigtau aufnahmen und darauf warteten, dass mehr Blumen blühen“, so Joan Meiners. „Und eines der interessantesten Dinge dieses Verhaltens ist, dass diese Bienen den Nektar ohne bunte Blütenblätter oder -düfte finden können, um die Futterquelle aufzuspüren.“

Joan Meiners beobachtete mit ihrem Forscherteam 42 Arten von Wildbienen, die im Frühjahr auf zuckerhaltige Honigtausekrete von Insekten ausweichen, ohne dabei auf Standardinformationen bei der Suche wie Blütenfarbe oder Düfte zurückgreifen zu können. „Wir denken bei Bienenbestäubern nur an Blumen. Aber es scheint, dass Bienen improvisieren, wenn sie keine Blumen finden können, indem sie Zucker durch Honigtau aufnehmen, und dass sie Wege finden, diese Quellen aufzuspüren, indem sie etwa die Aktivität anderer Bienen beobachten, statt nur Blumen zu suchen“, erläutert Joan Meiners. „Sie benötigen aber Pollen von Blumen für die Reproduktion. Die Nektaraufnahme aus alternativen Quellen kann aber ein Weg für sie zum Überleben sein, bis Blumen blühen, wenn das Timing einmal nicht stimmt.“

Literaturstelle: 

Joan M. Meiners, Terry L. Griswold, David J. Harris, and S. K. Morgan Ernest, "Bees without Flowers: Before Peak Bloom, Diverse Native Bees Find Insect-Produced Honeydew Sugars," The American Naturalist 190, no. 2 (August 2017): 281-291.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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