Neue Pestizide tödlich für Hummeln
Einige Insektizide zu verbieten und auf andere auszuweichen, hilft zumindest Hummeln nicht. Foto: Myriams-Fotos/Pixabay
Einige Neonicotinoide wurden für den allgemeinen Einsatz innerhalb der Europäischen Union verboten. An ihre Stelle ist Ersatz gerückt, der sich in einer aktuellen Studie nur bedingt als weniger tödlich erweist – zumindest für Dunkle Erdhummeln.
Systemische Insektizide gelten als einer der Gründe für das weltweite Bienensterben, insbesondere Neonicotinoide. Einige von ihnen sind innerhalb der Europäischen Union zur Verwendung im Freien verboten. Die Agrarindustrie ist daher auf andere bekannte Insektizide und neue Substanzen umgeschwenkt, die vorgeblich weniger schädlich für Bienen sein sollen.
In einer nun veröffentlichten Studienarbeit wurde die orale akute Toxizität von sechs Insektiziden untersucht: Imidacloprid, Thiacloprid und Sulfoxaflor sind systemisch; Deltamethrin, Esfenvalera zählen zu den Pyrethroiden und einem mikrobiellen Insektizid auf Basis von Bacillus thuringiensis.
Die beiden Pyrethroide gehören zu einer neuen Generation, die eine höhere Wirksamkeit als die vorherigen zeigen und bei einer großen Anzahl von Kulturpflanzen zur Bekämpfung verschiedener Schädlinge weit verbreitet sind.
Sulfoxaflor ist ein relativ neues systemisches Insektizid, das als Ersatzkandidat für den Ersatz bisheriger Neonicotinoide gilt.
Die Bewertung der Wirkung der Insektizide wurden bei Arbeiterinnen der Dunklen Erdhumme Bombus terrestris vorgenommen. Die Arbeiterinnen für die Untersuchungen stammten aus einem kommerziellen Zuchtbetrieb in Almería, Spanien. Insgesamt kamen 21 Völker zum Einsatz, die jeweils aus einer befruchteten Königin mit 20 bis 40 Arbeiterinnen und einem Nest mit Larven und Eiern bestanden.
Zahlreiche Studien haben in der Vergangenheit eine große Anzahl von Pestizidrückständen in Pollen-, Nektar- und Honigproben identifiziert. Unter Berücksichtigung dieser Informationen hat das Team der Forscher die maximale Dosis abgeschätzt, der die Arbeiterinnen maximal in freier Wildbahn ausgesetzt sein sollten.
Die fünf Insektizide zeigten eine absteigende Toxizität für Imidacloprid, Sulfoxaflor, Deltamethrin, Esfenvalerat und Thiacloprid. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Insektizide für B. terrestris toxischer sind als das bereits verbotene Neonicotinoid Thiacloprid.
Die Ergebnisse bestätigen bisherige Untersuchungen, dass systemischen Insektizide eine unterschiedliche Toxizität gegenüber Dunklen Erdhummeln besitzen. Das Neonicotinoid Imidacloprid, seit 2018 in der EU verboten, verursacht eine besonders hohe Sterblichkeit bei den Arbeiterinnen, während das ebenfalls aktuell verbotene Thiacloprid eine deutlich geringere akute Toxizität für diese Spezies zeigt.
Die Ersatzkandidaten aus der Klasse der Pyrethroide zeigen eine mittlere Toxizität zwischen den beiden Neonicotinoiden. Sulfoxaflor, ebenfalls ein systemisches Insektizid, erwies sich in der aktuellen Analyse nach Imidacloprid als das zweitgiftigste getestete Insektizid.
Das aus insektiziden Toxinen von B. thuringiensis stammende mikrobielle Insektizid wies dagegen keine signifikante Toxizität für Dunkle Erdhummeln auf, außer in extrem hohen Konzentrationen.
Der Ersatz von Neonicotinoiden durch andere Insektizide im Rahmen der Schädlingsbekämpfung kann zweifellos Auswirkungen auf Bienen-Populationen haben – sie sind nicht grundsätzlich ungiftiger.
Es ist daher von entscheidender Bedeutung, einen umfassenderen Ansatz im Blick zu haben, wenn die Gesundheit von Bienen gewährleistet werden soll. Zu diesem Zweck müssen Laborstudien zur akuten und chronischen Toxizität durch Studien unter realistischen natürlichen Bedingungen ergänzt werden. Sie müssen eine angemessene Risikobewertung von Insektiziden für ausgewachsene Tiere und Jungtiere in bewirtschafteten und wild lebenden Arten berücksichtigen.