Welche Rolle spielt die Körpergröße bei Hummeln?
Die unterschiedliche Größe bei Hummeln ist ein ungelöstes Rätsel. Foto: Hollis Woodard/University of California Riverside
Bei Honigbienen sind Arbeiterinnen alle gleich groß. Bei Hummeln ist das nicht der Fall. Wissenschaftler sind sich nicht sicher, was hinter der großen Vielfalt an Körpergrößen bei Hummeln steckt. Ein Forschungsprojekt möchte das Rätsel nun lösen.
Bestimmte Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung durch Hummeln angewiesen, insbesondere der Anbau von Auberginen, Blaubeeren, Paprika und Tomaten kommt ohne die großen Bienen nicht aus. Bevorzugt werden dabei vornehmlich Hummeln mit einem größeren Körperbau, da sie als effizientere Bestäuber gelten.
Ein Forschungsteam wird jetzt mögliche Faktoren untersuchen, die vermutlich die Biologie und Körpergröße von Hummeln beeinflussen, darunter Klimawandel, Waldbrände und die Anwesenheit nahegelegener Völker Honigbienen.
In vielen Fällen werden einzelne Tiere kleiner geboren, wenn in ihrem Lebensraum weniger Nahrung zur Verfügung steht. Die Forscher wollen wissen, ob das auch für Hummeln gilt. „Eine Idee ist, dass Honigbienen mehr Nahrungsressourcen verbrauchen, was zu kleineren Hummeln führt. Dies ist Teil dessen, was wir testen werden“, so Hollis Woodard von der Universität Kalifornien Riverside.
Für diese Untersuchungen wird ein Team von Forschern in den nächsten vier Jahren Datensätze von Hummelabmessungen sammeln, von Orten mit und ohne Honigbienen im Umkreis von Hummel-Völkern. Für den Teil der Datenerhebung ohne Honigbienenvölker in der Nähe von Hummeln werden die Wissenschaftler auf den US-Bundesstaat Alaska ausweichen.
Brände können eine weitere Auswirkung bei der Größenentwicklung von Hummeln spielen. Zurückliegende Untersuchungen haben gezeigt, dass Hummeln in den Jahren nach einem Waldbrand größer werden und auch ihre Anzahl zunimmt. Da Waldbrände im US-Bundesstaat Kalifornien häufig vorkommen, wird das Forschungsteam Daten von Orten im gesamten Bundesstaat sammeln, an denen es zu unterschiedlichen Arten von Bränden in der Vergangenheit kam.
„Feuer sind in mancher Hinsicht gut für Bienen“, so Hollis Woodard. „Sobald sich Land von Bränden erholt, erscheinen viele Blumen, die Nahrung bieten.“
Grundsätzlich können die Arbeiterinnen bei Hummeln (wie bei Honigbienen) die gleichen Funktionen im Volk übernehmen. Größenunterschiede könnten aber für ein Volk hilfreich sein, um Pollen von einer größeren Vielfalt Blütenpflanzen zu sammeln.
Obwohl größere Hummeln prinzipiell mehr Pollen sammeln können, sind sie möglicherweise nicht für jede Pflanzenart geeignet. Für einige Blumen, insbesondere solche, die trompetenförmig sind, sind kleinere Hummeln bessere Bestäuber.
„Es gibt Theorien, dass Größenunterschiede bei Hummeln einfach zufällig sind oder dass es einfach generell gut ist, Variationen zu haben“, beschreibt Hollis Woodard bestehende Theorien. „Im Moment wissen wir noch nicht genau, welche Auswirkungen diese Größenunterschiede auf die Kolonien haben.“
Die Erkenntnisse der Wissenschaftler kommen am Ende nicht nur Landwirten zugute, sondern letztendlich auch den Hummeln selbst. „Alle Erkenntnisse, die wir über Faktoren gewinnen, die die Hummeln beeinflussen, könnten uns helfen, besser zu verstehen, wie wir ihre schwindenden Populationen stärken können“, erklärt Hollis Woodard. „Wenn wir ihnen helfen, tragen wir wiederum dazu bei, die Gesundheit der Wildblumen und unsere Nahrungsversorgung sicherzustellen.“