Saatgutbeize mit hohem Giftdrift bei Ausbringung

  • Veröffentlicht am: 16.01.2024

Beim Maianbau kommt es zu einer erheblichen Drift ausgebrachter Pestizide. Foto: James Baltz/Unsplash

Die Beizung von Mais- und Sojasaatgut ist in der Landwirtschaft weit verbreitet. In den USA ist annähernd kein ungebeiztes Saatgut erhältlich. Wissenschaftler haben dort nun untersucht, in welchem Radius um landwirtschaftliche Felder abgelöste Beize nach der Ausbringung durch den Landwirt noch zu finden ist. Die weitesten gemessenen Rückstände betragen demnach 100 Meter und sie könnten sogar noch weiter reichen.

Im Abgleich mit öffentlichen Daten über die Lage von Bienenstöcken im US-Bundesstaat Indiana und dem Flugradius der Bienen, könnten bis zu 94 Prozent der Bienen Bereiche passieren, die tödliche Dosen der Insektizide während der Maisaussaat aufweisen.

„Unsere vorhergehende Studie zeigte, dass die Neonicotinoide wahrscheinlich das Feld verlassen, aber wir wollten diese Distanz entmystifizieren und zeigen, wie weit sich das Material bewegt, in welchen Konzentrationen und wie das eigentliche Risiko einzuschätzen ist“, so Christian Krupke. 

Das Team um Christian Krupke stellte an zwölf Feldern des Bundesstaates mit Maisanbau Staubabscheider auf und sammelte über den Zeitraum von zwei Jahren Proben in Entfernungen bis 100 Metern. Die Analyse des gesammelten Staubes zeigte, dass tödliche Dosen von Neonicotinoiden noch die am weitesten aufgestellten Staubabscheider erreichten.

Das Risiko für die Bestäuber könnte noch größer sein, als in der Studie nachgewiesen werden konnte. Zum einen waren die weitesten Messstellen auf eine Entfernung von 100 Meter begrenzt, Messungen darüber hinaus erfolgten nicht, und zum anderen waren im Untersuchungsfokus lediglich Maisfelder, nicht aber Felder, auf denen Sojabohnen angebaut werden, die typischerweise ebenfalls mit Neonicotinoiden behandelt werden.
Nicht untersucht wurde zudem, inwieweit Bienen den Insektizidstaub von den Blütenpflanzen nach der Landung aufnehmen und wie viel während des Fluges. Da sie dabei statisch aufgeladen sind, könnte das ganz besonders dazu führen, dass sie belasteten Saatgutdrift aufnehmen.

In derselben Studie gingen die Forscher auch der Frage nach, inwieweit Neonicotinoide den Maisertrag erhöhen. Dazu prüften die Autoren sowohl unbehandeltes als auch behandeltes Saatgut. Das behandelte Saatgut war in unterschiedlichem Maße gebeizt, doch Unterschiede im Ertrag ließen sich nicht nachweisen.
Insofern gelangen die Autoren der Studie zu dem Schluss, dass insgesamt weit mehr Pestizide zum Einsatz gelangen, als sinnvoll wären.

Die Industrie arbeitet an alternativen Mitteln, um die Staubentwicklung und damit das Driften der Gifte zu reduzieren. Die Fortschritte sind bisher jedoch begrenzt.

Literaturstelle: 

Krupke, C. H., Holland, J. D., Long, E. Y. and Eitzer, B. D. (2017), Planting of neonicotinoid-treated maize poses risks for honey bees and other non-target organisms over a wide area without consistent crop yield benefit. J Appl Ecol. doi:10.1111/1365-2664.12924

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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