Temperaturanstieg verringert Überwinterungserfolg von Mauerbienen
![Mauerbienen nehmen gerne Nisthilfen an. Der Überwinterungserfolgt hängt auch maßgeblich von den Temperaturen ab. Foto: Niels Gründel](https://bienen-nachrichten.de/sites/bienen-nachrichten.de/files/styles/large/public/images/nisthilfe-mauerbienen_1.jpg?itok=_39IMt5s)
Mauerbienen nehmen gerne Nisthilfen an. Der Überwinterungserfolgt hängt auch maßgeblich von den Temperaturen ab. Foto: Niels Gründel
Solitär lebende Wildbienen spielen eine Schlüsselrolle als Bestäuber von Wildpflanzen und Nutzpflanzen, sind jedoch durch den vom Menschen verursachten globalen Wandel, wie etwa die Klimaerwärmung, zunehmend gefährdet.
Rostrote Mauerbienen Osmia bicornis sind in vielen Teilen Europas heimisch. Nach dem Schlüpfen im Frühjahr paaren sich die weiblichen Bienen mit den zuvor geschlüpften Männchen und beginnen anschließend mit dem Nisten. Sie greifen dabei gerne auf bereitgestellte Nisthilfen zurück. In Brutröhren befinden sich typischerweise mehrere Brutzellen hintereinander, die jeweils durch eine Wand aus Lehm voneinander getrennt sind. Jede Brutzelle enthält einen Pollen-und Nektar-Vorrat, auf den ein Ei gelegt wird.
Die Larven verzehren die Nahrungsressourcen, verpuppen sich und Schlüpfen dann als ausgewachsene Bienen. In diesem Zustand überwintern sie bis zum Erscheinen im Frühjahr.
In einem Experiment untersuchte ein Team von Wissenschaftlern den lebenslangen Fortpflanzungserfolg von 144 Weibchen der Rostroten Mauerbiene, die bei drei verschiedenen Temperaturen überwintert hatten.
Die Sterblichkeit der Bienen war bei Wintertemperaturen von 8 ° C im Durchschnitt 32 % höher als bei 4,5 bis 0 ° C. In diesem Temperaturbereich schlüpften fast alle Bienen erfolgreich.
Bei einer Überwinterung bei 4,5 ° C und 8 ° C brachten die Weibchen weniger Nachkommen hervor als nach der Überwinterung bei 0 ° C (26 % und 36 % weniger Nachkommen). Obwohl die Lebenserwartung nicht signifikant beeinflusst wurde, war die Nistdauer der bei 0 ° C überwinterten Weibchen tendenziell länger (+ 2,5 Tage) als die der bei 4,5 °C überwinterten Bienen, was wahrscheinlich zur höheren Nachkommenproduktion bei kälteren Überwinterungstemperaturen beitrug. Das Überleben der Nachkommen und das Geschlechterverhältnis wurden durch die Überwinterungstemperatur nicht signifikant beeinflusst.
Es gibt unterschiedliche Annahmen, welche Auswirkungen die höheren Überwinterungstemperaturen bei den Bienen selbst auslösen: Möglich ist etwa eine höhere Stoffwechselrate, die zu weniger vitalen Bienen und einer verringerten Lebensdauer führt; auch die Versorgung der Nachkommen und ein geringerer Fortpflanzungserfolg könnten Folgen sein.
Die Wissenschaftler haben diesen Effekt nicht eindeutig identifizieren und quantifizieren können. Anhand wiederholter Mikro-CT-Untersuchungen konnten sie allerdings Veränderungen des Bauchvolumens feststellen.
Eine andere Hypothese geht davon aus, dass sich der erhöhte Energieverbrauch negativ auf die Eierstockreifung und die Anzahl der Eizellen auswirken könnte, was zu den beobachteten Auswirkungen auf die Nistdauer und die Nachkommenproduktion im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Überwinterungstemperaturen beigetragen haben könnte.
Die Bienen waren bei allen Versuchen zu Beginn ähnlich groß. Dennoch waren Bienen, die bei 8 °C überwinterten, am Ende der Überwinterungsperiode tendenziell schwerer als Bienen, die bei kühleren Temperaturen überwintert hatten.
Möglicherweise waren es nur die größeren Bienen mit mehr Energiereserven, die überlebten und schlüpften.
Wenn genügend Blütenressourcen beim Erscheinen der Bienen im Frühjahr vorhanden sind, erholt sich das Körpergewicht der Bienen relativ schnell. Entsprechende Nahrungsressourcen waren im Rahmen dieser Studienarbeit vorhanden.
Während zukünftige Studien auch klimatische Schwankungen im Winter berücksichtigen sollten, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass steigende durchschnittliche Überwinterungstemperaturen Rostrote Mauerbienen und möglicherweise auch Populationen anderer Solitärbienen bedrohen könnten.
Die untersuchte wärmere durchschnittliche Wintertemperatur von 4,5 ° C gegenüber 0 ° C liegt innerhalb der Bereiche der aktuellen und vorhergesagten Temperaturänderungen im Winter in der Schweiz bis 2085 - vorhergesagt werden bis zu 5,4 C - im Vergleich zur Normperiode von 1981 bis 2010.
MeteoSchweiz hat schon den Februar 2024 als den wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemeldet - mit 4,6 °C über dem langfristigen Durchschnitt der Schweiz von 1991 bis 2020.
Müller, S., Collatz, J., Richter, H. et al. Increased overwintering temperature reduces reproductive success of the solitary bee species Osmia bicornis. Sci Rep 15, 2965 (2025). https://doi.org/10.1038/s41598-025-86729-x