Wert der Bienenbestäubung in der Schweiz
Bestäubungsabhängige Flächen in der Schweiz, Quelle: Agroscope
Forscher untersuchten die Bedeutung der Bestäubungsleistung von Honig- und Wildbienen für die Schweiz. Dabei zeigte sich, dass, zusätzlich zu den Obst- und Beerenflächen auf 14 % der Ackerfläche bestäubungsabhängige Kulturen angebaut werden. Nicht überall stehen dafür genügend Honigbienen zur Bestäubung zur Verfügung, obwohl die Abdeckung im landesweiten Durchschnitt relativ gut ist. Angesichts dieser bedeutenden Zahlen für die Landwirtschaft ist Bienen- und Wildbienenschutz gefragt.
Während die Bestäubungsleistung von Insekten in der Obstproduktion schon länger ein Thema ist, erhielt die Bestäubungsabhängigkeit von Ackerkulturen bislang weniger Aufmerksamkeit. Dabei können Ertrag und Qualität auch von Raps, Sonnenblumen und Ackerbohnen durch optimale Bestäubung erhöht werden. Insgesamt werden bienenbestäubungsabhängige Kulturen in der Schweiz auf rund 50.000 Hektar angebaut. Davon sind 38.000 ha Ackerkulturen, 10.000 ha Obst und 3.200 ha Beeren. Obwohl sie flächenmäßig weniger bedeutend sind, erzielen Obst und Beeren eine hohe Wertschöpfung, und sind gleichzeitig stark von der Insektenbestäubung abhängig.
Erstmals für die Schweiz berechnete Louis Sutter den direkten Nutzwert der Bestäubungsleistung von Honig- und Wildbienen. Er schätzt ihn auf rund 350 Millionen Schweizer Franken jährlich. Dazu verwendete er den Leitfaden der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen, welcher die weltweit anerkannten Abhängigkeitsraten einer Kultur von der Bienenbestäubung berücksichtigt. Damit konnte Louis Sutter den Ertragswert der in der Schweiz produzierten Mengen mit der Abhängigkeit der jeweiligen Kultur von der Bestäubung in Beziehung setzen und so den Wert der Bestäubungsleistung der Honig- und Wildbienen eruieren.
Bienen fehlen stellenweise
Sind genug Honigbienen da, wo sie gebraucht werden? Auch dieser Frage ging Sutter nach. Er untersuchte, wo diese bestäubungsabhängigen Kulturen in der Schweiz angebaut werden und verglich ihre Verteilung mit der Verteilung der Bienenvölker. Im landesweiten Durchschnitt sieht es relativ gut aus. Hingegen konnte die Studie Defizite im westlichen Mittelland und im Wallis feststellen. Gerade für diese Gebiete wäre es wichtig abzuschätzen, in welchem Umfang alternativ eingesetzte Bestäuber oder Wildbestäuber mögliche Bestäubungslücken schließen können.
Während die Wichtigkeit der Honigbiene für die Bestäubung unbestritten ist, wurde der Beitrag der Wildbestäuber, insbesondere von Wildbienen, lange unterschätzt. Gemäß weltweiten Schätzungen tragen Honig- und Wildbienen gleich viel zu dieser Wertschöpfung bei. Systematische Untersuchungen für die Schweiz gibt es dazu aber nicht. Für gewisse Kulturen wie Ackerbohnen oder viele Obstkulturen sind die Wildbienen effizientere Bestäuber. Im Gegensatz zur Honigbiene sind sie auch bei tieferen Temperaturen oder sogar bei leichtem Regen aktiv. Die Honigbiene hingegen hat den Vorteil, schon früh im Jahr in großer Anzahl präsent zu sein. Honigbienen und Wildbienen sind deswegen komplementär und bringen zusammen eine effiziente und gesicherte Bestäubung.
Gemäß Sutter können Bestäuber durch landwirtschaftliche Maßnahmen gefördert werden: „Es braucht Nist- und Überwinterungshabitate sowie ein vielfältiges, kontinuierliches Nahrungsangebot, was man zum Beispiel durch Buntbrachen, Hecken oder Blühstreifen erreichen kann“. Jüngste Studien haben gezeigt, dass direktzahlungsberechtigte mehrjährige Blühstreifen auch einen positiven Effekt auf den Ertrag angrenzender Kulturen haben. „Ein gutes Win-win-Beispiel für die Landwirtschaft und die Biodiversität“, meint Louis Sutter.