Studie aus 2013 zur Wirkung von Thiamethoxam irreführend

  • Veröffentlicht am: 19.09.2017

Bestäuber drehen vor Rapsfeldern besser um. Foto: knerri61/Pixabay, CC0 Creative Commons

Im Jahr 2013 wurde in einem Feldversuch von Pilling et al.* eine Datenanalyse über mögliche Auswirkungen von Thiamethoxam auf Honigbienen durchgeführt. Im Ergebnis kam die damalige Studie zu dem Ergebnis, dass Thiamethoxam für Honigbienen nur ein geringes Risiko darstellen würde. Wie sich jetzt herausgestellt war diese Schlussfolgerung irreführend.

In einer aktuellen Studie, die keine biologischen Untersuchungen umfasst, sondern lediglich die Grundlagen der Studie aus dem Jahr 2013 analysiert, kommen die Statistiker der St. Andrews Universität aus Schottland zu dem eindeutigen Ergebnis, dass die damalige Studie nicht wissenschaftlichen Maßstäben entsprochen hat. Die damalige Studie wurde teilweise durch Mitarbeitende von Syngenta durchgeführt.

Dabei wurden zwei Experimente zu Grunde gelegt: An zwei Orten wurde Raps angebaut und Mais an drei Orten. Jeweils wurde ein Feld an jedem Ort in einer für Landwirte empfohlenen Ausbringungsmenge mit Thiamethoxam behandelt und eines nicht.
Die Experimente wurden in einem so kleinen Maßstab durchgeführt, dass sie eigentlich keine nützlichen Daten ergeben konnten, die zu einer – wie auch immer gearteten Schlussfolgerung – führen können.

Für die Daten von Pilling et al. verwendeten die Statistiker aus St. Andrews nun eine einfache statistische Analyse, um zu zeigen, dass die Grenzen so weit gesetzt wurden, dass die Effekte von Thiamethoxam sogar hätten beträchtlich sein können, ohne statistisch aufzufallen.
Anstelle einer formalen Analyse haben Pilling et al. aber einfach die Daten inspiziert und sind zu dem Schluss gelangt, dass es keine Hinweise auf nachteilige Auswirkungen gebe und Thiamethoxam damit nur ein „geringes Risiko“ für Bienen darstelle.

Diese Schlussfolgerung war in diesem Fall nicht nur irreführend, sondern ist auch grundsätzlich nicht akzeptabel: Wenn Daten für eine formale Analyse unzureichend sind, genügen sie ebenso wenig für eine korrekte Schlussfolgerung.

Da die Datenlage auch sonst dürftig war, gehen die Statistiker davon aus, dass lediglich eine zuvor bestehende Überzeugung der Beteiligten widergespiegelt werden sollte.

 

* Pilling E, Campbell P, Coulson M, Ruddle N, Tornier I (2013) A Four-Year Field Program Investigating Long-Term Effects of Repeated Exposure of Honey Bee Colonies to Flowering Crops Treated with Thiamethoxam. PLoS ONE 8(10): e77193. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0077193

Literaturstelle: 

Schick, R. S., Greenwood, J. J. D., & Buckland, S. T. (2017). An experiment of the impact of a neonicotinoid pesticide on honeybees: the value of a formal analysis of the data. Environmental Sciences Europe, 29, [4]. DOI: 10.1186/s12302-016-0103-8

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
Indexierung