Bienen vermeiden raffinierten Zucker
Was ist wirklich im Nektar? Foto: Niels Gründel
Das Leben in der Großstadt ist so einfach, denn überall lockt Fast-food. Nicht nur Menschen greifen immer häufiger zu, wenn es schnell gehen soll. Auch in der Tierwelt wird der schnelle Happen zwischendurch von vielen Tieren nicht verschmäht. Tauben, die Pommes frites aufpicken, Krähen mit einem Hang dazu, Mülltonnen nach Essensresten zu durchsuchen, und selbst Füchse tun es ihnen gleich. Honigbienen sind aber wohl deutlich weniger anfällig, als Kulturfolger etwa auf Cola umzusteigen.
Eine Untersuchung der North Carolina State Universität zeigt, dass Honigbienen auch im städtischen Umfeld gesunde Nahrung vorziehen und nicht anfällig für die Versuchungen durch Fast-food sind.
„Städtische Lebensräume wachsen so wie die Bienenhaltung in Städten und wir wollten sehen, ob sich die Ernährung von Bienen in Städten von der auf dem Land unterscheidet“, so Clint Penick, einer der Wissenschaftler und Autor der Studie. „Beispielsweise wollten wir wissen, ob es genug Blütenpflanzen im urbanen Raum gibt, um die Bienenvölker ausreichend zu ernähren oder ob sie sich menschlichen Zuckerquellen zuwenden, wie etwa Limonade.“
Dass sich Bienen von Menschen mehr oder weniger freiwillig angebotenen Nektarquellen zuwenden, ist nicht so ungewöhnlich, wie es zuerst klingt. 2010 war etwa Imkerin Cerise Mayo überrascht, als sie ihren Völkern in Brooklyn einen Besuch abstattete. Die Honigwaben waren mit rotem Honig gefüllt. Sie verfolgte ihre Bienen zur Quelle, einer Maraschinokirschen-Fabrik, wo Zuckersirup mit dem Azofarbstoff Allurarot AC versetzt wurde.
Ein anderer Fall wurde 2012 bekannt. In Frankreich bedienten sich Bienen an bunten Schokolinsen einer Biogasanlage, was zu ebenso farbigem Honig im Glas führte. Gerade in städtischen Gegenden mit einem hohen Bienenbestand und zu wenig Nahrungsangeboten führt Nahrungsstress dazu, auf andere Quellen auszuweichen.
Für die Untersuchungen entnahmen die Wissenschaftler Honigbienen Apis mellifera aus 39 Bienenvölkern aus ländlichen und urbanen Gebieten in einem Umkreis von knapp 50 Kilometern im Raum Raleigh-Durham-Cary des US-Bundesstaates North Carolina. 24 der Bienenvölker waren in der Obhut von Imkern, die restlichen 15 Völker waren wildlebend.
Bienen aus den jeweiligen Völkern wurden auf Karbon-Isotope untersucht, um die Anteile raffinierten Zuckers in ihrer Nahrung ermitteln zu können. Tiere, einschließlich Bienen, lagern Karbon aus ihrem Futter im Körper ein. Karbon-13 (δ13C) lässt sich etwa auf den Ursprung Mais und Rohrzucker zurückverfolgen. Insofern sagt der Karbon-13-Gehalt im Körper einer Biene etwas über die Zufuhr von Zucker aus menschlicher Quelle aus.
Die Wissenschaftler nahmen im Vorfeld ihrer Untersuchungen an, dass Bienen im städtischen Umfeld menschlichen Zuckerquellen eher zugeneigt wären und insbesondere wildlebende Völker in ländlicher Umgebung de facto keinen Zucker aufnehmen, der sich auf einen menschlichen Ursprung zurückverfolgen lässt.
Der Nachweis, dass Stadtbienen mehr raffinierte Zucker aufnehmen als ländlich lebende Bienen – beide in der Obhut von Imkern – ließ sich jedoch nicht erbringen. Das liegt womöglich daran, dass die Bienenvölker zum Ausgleich für entnommenen Honig Ersatzzucker zugefüttert erhalten.
Wildlebende Bienenvölker nehmen insgesamt weniger raffinierten Zucker auf, was insofern den Erwartungen der Wissenschaftler entspricht, dass die Zufütterung für den Karbon-13-Gehalt im Körper der Bienen verantwortlich ist.
„Grundsätzlich stammt die Bienennahrung auch in Städten aus Blüten, sie wenden sich nicht menschlichen Nahrungsmitteln zu“, fasst Clint Penick das Ergebnis zusammen. „Das ist eine erfreuliche Nachricht für Stadtimker. Der Honig in den Beuten stammt überwiegend von Blütennektar und nicht von alter Limonade, wie wir vorher annahmen.“
Klar ist damit in jedem Fall, dass Grünflächen mit einem hohen Anteil attraktiver Blütenpflanzen für gesunde Bienen notwendig sind.
Ob das Ergebnis in der Form auch für Großstädte gilt, ist indes unklar. „Unsere Ergebnisse basieren auf Untersuchungen mittelgroßer Städte“, so Clint Penick. „Selbst die urbansten Gegenden von Raleigh besitzen einen Grünanteil von mehr als 50 Prozent. Im Vergleich dazu liegt der Anteil an Grünflächen in New York City nur bei 10 Prozent.“
Clint A. Penick, Catherine A. Crofton, R. Holden Appler, Steven D. Frank, Robert R. Dunn, David R. Tarpy; The contribution of human foods to honey bee diets in a mid-sized metropolis, Journal of Urban Ecology, Volume 2, Issue 1, 1 January 2016, juw001, https://doi.org/10.1093/jue/juw001