Hummeln zeigen komplexe Lernmuster beim Ballspielen
Dunkle Erdhummeln können Nektar und Pollen sammeln und wenn es sein muss, auch Ballspielen. Foto: Niels Gründel
Wissenschaftler der Queen-Mary-Universität London haben Hummeln Aufgaben antrainiert, die nicht natürlicherweise bei ihnen anzutreffen sind. Das Erzielen von Toren mit einem kleinen Ball zeigt beispiellose Lernfähigkeiten.
Alles deutet darauf hin, dass das Erlernen neuer Verhaltensweisen unter entsprechendem ökologischen Druck etwa Hummeln recht leicht fällt. Professor Lars Chittka sagt dazu: „Unsere Studie ist der letzte Sargnagel für die Idee, dass kleine Gehirne Insekten beschränken, und sie nur über eine begrenzte Verhaltensflexibilität und einfache Lernfähigkeiten verfügen.“
Schon in der Vergangenheit haben andere Studien gezeigt, dass Hummeln eine Reihe kognitiver Aufgaben lösen können. Die bisherigen Aufgaben ähnelten allerdings mehr oder weniger immer natürlichen Futterroutinen, etwa das Ziehen von Schnüren, um an Nahrung zu gelangen.
In dieser Studie untersuchten die Forscher jedoch die Verhaltensflexibilität der Bienen, wobei Aufgaben durchgeführt wurden, die im natürlichen Umfeld der Insekten nicht angetroffen werden.
„Wir wollten die kognitiven Grenzen der Hummeln erforschen, indem wir testen, ob sie ein nicht-natürliches Objekt in einer Aufgabe verwenden könnten, das niemals zuvor von einem Individuum in der Evolutionsgeschichte der Bienen angetroffen wurde“, erläutert Dr. Clint Perry.
Die Forscher verlangten im Experiment von den Hummeln, einen Ball zu einem bestimmten Ort zu bewegen, um eine Belohnung in Form von Nahrung zu erhalten. Die Insekten wurden zuerst trainiert, um die richtige Lage des Balles auf einer Plattform zu kennen. Anschließend mussten sie eine versetzte Kugel an die angegebene Stelle bewegen, um ihre Belohnung zu erhalten.
Um die Technik zu erlernen, wurden die Bienen mithilfe von drei Varianten trainiert: Einige Hummeln durften beobachten, wie eine zuvor trainierte Hummel den Ball in die Mitte brachte, um eine Belohnung zu erlangen, andere Hummeln erhielten eine Demonstration, bei der ein Magnet unter der Plattform verborgen war und den Ball an die richtige Position manövrierte und eine dritte Gruppe Hummeln erhielt keine Demonstration; der Ball befand sich bereits zusammen mit einer Belohnung am Zielpunkt.
Die Zuschauerinnen der Live-Demonstration lernten die Aufgabe effizienter als die, der Geister-Vorführung oder diejenigen ohne jede Demonstration.
Dr. Olli J. Loukola erklärt zu den Ergebnissen: „Die Bienen lösten die Aufgabe auf eine andere Art und Weise als das zuvor präsentierte, was darauf hindeutet, dass die Beobachterinnen nicht einfach das, was sie sahen, kopierten, sondern verbesserten. Dies zeigt eine beeindruckende Menge an kognitiver Flexibilität, vor allem für ein Insekt.“
Während der Demonstrationen platzierten die Forscher drei gelbe Kugeln in unterschiedlichen Abständen vom Zentrum der Untersuchungsfläche. Die „Demonstrator“-Bienen bewegten immer den weitesten Ball in die Mitte und immer von der gleichen Position, da sie unter Bedingungen geschult worden waren, wo die näher liegenden Kugeln unbeweglich waren.
In späteren Versuchen, als die untrainierten Bienen ohne die Anwesenheit einer erfahrenen Demonstrator-Hummel getestet wurden, bewegten die Bienen den nächst liegenden Ball anstelle des am weitesten entfernten Balls, wie es die Demonstrator-Hummel gezeigt hatte. In einem weiteren Experiment benutzten die Bienen auch einen anders gefärbten Ball als zuvor gezeigt.
Dr. Olli J. Loukola ergänzt noch: „Es mag sein, dass Hummeln zusammen mit vielen anderen Tieren die kognitiven Fähigkeiten besitzen, um solche komplexen Aufgaben zu lösen, aber nur dann, wenn die Umwelt solche Verhaltensweisen einfordert.“