Auswirkungen des Klimawandels für Kaffee und Bestäubung durch Bienen
Ein Regenbogen über Boquete im Hochland von Panama, einem bedeutenden Gebiet des Kaffee-Anbaus. Foto: Marcos Guerra/Smithsonian Tropical Research Institute
Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 die bisher für den Kaffeeanbau geeigneten Gebiete um 73 bis 88 Prozent zurückgehen werden. Durch die Klimaerwärmung sind vor allem viele Bienenarten in den kühleren Hochlandregionen bedroht; gleichwohl könnte ihre Artenvielfalt bewahrt bleiben.
„Traditionelle Modelle bauen nicht auf der Fähigkeit auf, dass sich Organismen ändern. Sie basieren auf der Welt auf, wie wir es jetzt kennen, nicht auf den Möglichkeiten, wie sie sein könnte, wenn sich Menschen und andere Organismen anpassen“, so David Roubik.
Ein Forscherteam modellierte die Auswirkungen für Lateinamerika, der größten Kaffeeanbauregion, unter mehreren globalen Erwärmungsszenarien, wobei sie sowohl Pflanzen als auch Bienen berücksichtigten.
Trotz vorhergesagter Rückgänge der Bienenarten in allen Szenarien werden mindestens fünf Bienenarten in allen künftigen Gebieten überleben, wo ein Kaffeeanbau noch möglich sein wird und zehn Bienenarten werden in etwa der Hälfte der Gebiete überleben können.
In Gebieten mit abnehmender Bienenvielfalt, in denen der Kaffee-Anbau aber möglich bleiben wird, müssen die Bauern Anpassungsstrategien für den Bienenlebensraum und die Erhaltung einheimischer Bienen durchführen. Viele Kaffeesorten wachsen im Schatten großer Bäume. Die Auswahl von Baumarten, die Bienen besonders begünstigen, wäre eine mögliche Win-Win-Strategie.
Für Land, das künftig nicht mehr für die Kaffeeproduktion geeignet sein wird, empfiehlt das Team Managementstrategien, die Landwirten dabei helfen, andere Kulturen anzubauen.
Roubiks Lieblingsbeispiel für eine Umweltveränderung von potenziell großem Gewicht, die nicht wie vorhergesagt eintrat, sind Afrikanisierten Honigbienen, die 1957 in Brasilien fahrlässig entkamen. Roubiks Studien in Panama zur Bestäubung von Kaffee mit einheimischen Bienen der Regenwälder begannen in den 1970er Jahren als die aggressiven (und nicht einheimischen) Afrikanisierten Honigbienen nach Norden durch Lateinamerika zogen. Damals prognostizierte man das Schlimmste, nämlich dass die Afrikanisierten Honigbienen das heikle Gleichgewicht im tropischen Regenwald stören würden. David Roubik entdeckte bei seinen Forschungen allerdings das Gegenteil: Im Tiefland der tropischen Regenwälder in Mexiko wurden die Pflanzen von sehr eifrigen Afrikanisierten Honigbienen bestäubt, die am Ende mehr Blütenpflanzen produzierten, so dass mehr Pollen und Nektar für einheimische Bienen zur Verfügung stand.
„Afrikanisierte Honigbienen in der westlichen Hemisphäre regulieren ihre Nesttemperatur und ihre eigene Körpertemperatur mit Wasser", erläutert David Roubik. „Wenn das Klima heißer wird – es sei denn, es wird zu trocken – sind sie besser an den Klimawandel angepasst und damit Kaffee zu bestäuben – eine afrikanische Pflanze.“
Sofern sich die Kaffee-Bauern auf die biologischen Prozesse und die Abhängigkeiten des Kaffees von der Bestäubung konzentrieren und sich strategisch aufstellen, auch durch den Erhalt natürlicher Wälder, kann eine Anpassung an den Klimawandel möglich sein.
Imbach, P., Fung, E., Hannah, L. et al. 2017 Coffee, bees, and climate: Coupling of pollination services and agriculture under climate change. PNAS.