Transporte verursachen Temperatur-Stress bei Honigbienen

  • Veröffentlicht am: 16.04.2019

Die Position bei einem offenen Transport belastet Bienenvölker unterschiedlich. Foto: GoranH/Pixabay, CC0 Creative Commons

Der Transport von Bienenvölkern für Bestäubungsdienste ist ein primärer wirtschaftlicher Schwerpunkt vieler großer Imkereibetriebe in den Vereinigten Staaten. Sie werden daher mehrmals pro Jahr zur Bestäubung transportiert. Wie die Temperatur zu den übrigen Transportbelastungen beiträgt, haben Wissenschaftler während eines Transports ermittelt.

Rückschlüsse auf den Transport als Faktor für den Verlust von Bienenvölkern wurden bereits beschrieben, doch im Fokus lagen bisher Änderung der Futterqualität und -konsistenz, nicht aber der Transport-Stress selbst.
Imker achten durchaus auf eine richtige Belüftung während des Transports, da schlecht belüftete Völker oft an Überhitzung sterben. Folgen von Stress bei niedriger Temperatur sind aber weniger offensichtlich und Auswirkungen von Temperaturschwankungen während des Transports auf das Langzeitüberleben von Bienenvölkern wurden in der Vergangenheit nicht untersucht. Das Ziel der nun vorgelegten Studie war es, die Temperatur während eines Transports zu überwachen. Die Forscher stellten im Vorfeld die Hypothese auf, dass Kolonien während des Transports einer Kältetemperaturbelastung ausgesetzt sind, die dazu führt, dass die Innentemperatur des Bienenstockes außerhalb der normalen Thermoregulation variiert.

408 Bienenvölker wurden zu jeweils vier Völkern auf Paletten verteilt und auf einen Lastwagen verladen. Zehn Völker wurden für die Überwachung im Rahmen der Studie ausgewählt. Dazu wählten die Wissenschaftler gezielt unterschiedliche Positionen auf dem offenen Anhänger aus, die verschiedene Einflüsse repräsentieren sollten, etwa nach außen oder innen ausgerichtet oder an der Vorder- oder Rückseite gelegen. In jedes der ausgewählten Völker wurden 14 Temperatursensoren eingesetzt, um eine kontinuierliche Messung der Temperatur zu ermöglichen. Die Sensoren erfassten die Temperatur im Abstand von einer Stunde. Zusätzliche Sensoren auf der Ladefläche erfassten die Außentemperatur während des Transports.

Die Fahrt von North Dakota nach Kalifornien dauerte vier Tage.

Die Stärke der Völker wurde durch eine visuelle Inspektion vor der Abreise und nach 6, 26, 119, 146 und 170 Tagen bewertet. Die Völker wurden mit zusätzlichen Protein-Pasten und ergänzendem Maissirup gefüttert. Sie erhielten zudem eine gegen Pilzerkrankungen wirkende Behandlung mit Fumagillin (hier zu Lande verboten).

Kältestress ist ein Problem

Im Rahmen der Studie wurde einer von vielen möglichen Stressfaktoren während eines Transports identifiziert. Kältestress tritt über mehrere Tage auf und beeinflusst das Überleben der Kolonien maßgeblich – auch lange nach dem Transport. Durch die Messung der Innen- und Außentemperatur des Bienenstockes an mehreren Orten konnten die Wissenschaftler signifikante Unterschiede in der Thermoregulierung der Bienenvölker feststellen.
Je größer ein Volk, desto höher die Wahrscheinlichkeit für das Überleben aufgrund der thermischen Stabilität während des Transports. Lage und Ausrichtung der Völker während des Transports können die Innentemperatur beeinflussen. Exponierte Stellen verursachen möglicherweise turbulente Luftströme, die eine besondere Belastung darstellen.

Die Analyse der Genexpression ergab, dass Bienen während des Transports unter Stress leiden, sogar drei Wochen nach dem Transport waren die mit der Immunreaktionen verbundenen Gene im Vergleich zur Zeit vor dem Transport noch herunterreguliert, was auf eine lange Erholungsphase hindeutet.

Der Transport-Stress sollte als wichtiger Bestandteil jährlicher Völkerverluste betrachtet werden. Durch verbesserte Strategien beim Transport könnte er abgemildert werden, sind die Forscher überzeugt.

Auswirkungen anderer transportbedingter Stressfaktoren wie Abgase, Vibrationen, Änderungen der Luftfeuchtigkeit und des Luftdrucks sowie der Einschluss selbst bleiben weiter unerforscht.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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