Bienen brauchen mehr als Blüten
Diese Biene aus der Familie Megachilidae benötigt Blätter und einen geeigneten Boden für das Anlegen ihrer Niströhren. Foto: Jean and Fred/Flickr, CC BY 2.0
Der Insektenrückgang und damit auch der vieler Wildbienen ist allein schon aufgrund ihres fortschreitenden Verlustes an Lebensräumen zu erklären. Im Mittelpunkt von Erhaltungsbemühungen stehen aktuell vor allem Programme für eine Verbesserung ihres Nahrungsangebotes – Blüten. Doch neben Blüten benötigen viele Bienen-Arten auch nicht-florale Ressourcen. Das spielt erstaunlicherweise bisher keine Rolle bei den Betrachtungen zur Erhaltung von Lebensräumen für Bienen.
Um dem Rückgang der Bienenvielfalt entgegenzuwirken und den von ihnen kostenfrei erbrachten Bestäubungsdienst für Nutzpflanzen aufrechtzuerhalten, wurden in der Vergangenheit durchaus bienenbestäubungsfreundliche Systeme entwickelt.
In einer aktuellen Studie haben zwei Wissenschaftlerinnen die etabliertesten Programme bewertet, die hauptsächlich darauf abzielen, die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und Nistplätzen zu verbessern.
Übersehen wird im Rahmen dieser Programme allerdings regelmäßig die Verfügbarkeit von Ressourcen abseits von Blütenpflanzen, so ihr Resümee. Das ist insofern erstaunlich, weil mehr als 30 % der Bienen-Arten weltweit nicht von Blütenressourcen abhängen – und diese Abhängigkeit sollte eigentlich auch jedem Imker bewusst sein, der seine Honigbienen „Waldtracht“ sammeln lässt.
In ihrer Studie fordern die Forscherinnen, dass nicht-floralen Ressourcen mehr Aufmerksamkeit in entsprechenden Erhaltungsprogrammen geschenkt werden muss, denn tatsächlich benötigen mindestens zwei der artenreichsten Bienen-Familien, die Apidae und die Megachilidae, entsprechende Ressourcen für den Nestbau, die Verteidigung, den Schutz und die Gesundheit. Beispielsweise ist unstrittig, dass Harz die Gesundheit und Resistenz gegen Schädlinge und Krankheitserreger bei Stachellosen Bienen und der Westlichen Honigbiene Apis mellifera verbessert.
Darüber hinaus verwenden viele Solitärbienen, insbesondere Euglossini, Centridini und Megachilidae, Harz, Blattstücke, Trichomsekrete und andere Materialien zum Bau und zum Schutz von Brutzellen und des Nestes.
Die meisten nicht-floralen Ressourcen stammen aus der Vegetation von Wäldern, während die meisten Programme zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Bienen auf eine bessere Verfügbarkeit von Blüten an Feldrändern und in Blühstreifen abzielen.
Der Schutz von Bäumen und Hecken sollte künftig in Erhaltungs-, Wiederherstellungs- und Bewirtschaftungsprogrammen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ohne einen kombinierten Zugang zu Blüten- und Nistressourcen ist eine bestmögliche Unterstützung der Bienengesundheit nicht möglich.