Neonicotinoid Thiamethoxam setzt Hummel-Populationen zu

  • Veröffentlicht am: 20.08.2017

Dunkle Erdhummel mit Pollen auf Hibiskusblüte. Foto: Niels Gründel

Hummelköniginnen haben es in der Natur ohnehin schon schwer genug, das Überleben ihrer Art zu sichern. Sie müssen dazu im Laufe ihres einjährigen Lebens eine Reihe von Hindernissen bewältigen: Bei der Überwinterung verlieren sie fast ihre gesamten Fettreserven, werden von Parasiten und Räubern bedroht. Darüber hinaus machen ihnen schlechtes Wetter und mangelnde Nahrungsressourcen zu schaffen. Der Erfolg, ein Hummelvolk aufzubauen, geht noch deutlich zurück, wenn eine Königin durch das Neonicotinoid Thiamethoxam belastet wurde.

Die Exposition mit Thiamethoxam reduziert die Wahrscheinlichkeit einer Hummelkönigin noch weiter, erfolgreich ein eigenes Volk aufzubauen: um etwas mehr als ein Viertel. Auf der Grundlage von Feldstudien mit Dunklen Erdhummeln Bombus terrestris nutzten Wissenschaftler im Anschluss mathematische Modelle von Hummelpopulationen, die zeigten, dass die Thiamethoxam-Exposition die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, dass Wildbienenpopulationen deshalb sogar aussterben könnten.

„Bienenköniginnen, die dem Pestizid ausgesetzt waren, hatten eine 26 % geringere Wahrscheinlichkeit, Eier zu legen, um eine Kolonie zu gründen“, so Dr. Gemma Baron von der Royal Holloway Universität. „Der Start einer neuer Kolonien ist entscheidend für das Überleben der Hummeln – wenn die Königinnen keine Eier produzieren oder neue Kolonien gründen, ist es möglich, dass Hummeln ganz aussterben.“

„Wir haben mathematische Modelle verwendet, um zu zeigen, dass diese Verringerung der Koloniegründungen eine sehr reale Bedrohung für das Überleben der wilden Hummelpopulationen ist“, erläutert Professor Vincent Jansen von Royal Holloway Universität. „Neonicotinoide sind die am weitesten verbreitete Klasse von Pestiziden in der Welt. Es ist wichtig, dass wir die Auswirkungen dieser Pestizide auf unsere Tierwelt verstehen, bevor wir ihre fortgesetzte Verwendung erlauben.“

Die EU hat (allerdings mit großen Lücken) ein vorübergehendes Verbot der Verwendung von Thiamethoxam sowie zwei weiterer Neonicotinoid-Pestizide erlassen. Neonicotinoide werden seit langem mit für den Niedergang von Bestäubern gemacht.

Professor Nigel Raine von der Universität Guelph kommentiert die Ergebnisse der aktuellen Studie wie folgt: „Diese Arbeit zeigt, dass diese Pestizide eine verheerende Wirkung auf Bienen haben können und wir müssen dringend mehr darüber wissen, wie Pestizide andere Arten beeinflussen können.“
Insofern haben die Wissenschaftler einen wichtigen Nachweis vorgelegt, der zeigt, wie sich Pestizide auf Hummeln und andere Bestäuberarten auswirken können.

Literaturstelle: 

Gemma L. Baron, Vincent A. A. Jansen, Mark J. F. Brown, Nigel E. Raine. Pesticide reduces bumblebee colony initiation and increases probability of population extinction. Nature Ecology & Evolution, 2017; DOI: 10.1038/s41559-017-0260-1

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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