Vom Labor zum Feldversuch - Neonicotinoide in der Realität
Drei weit verbreitete Neonicotinoide wurden europaweit von den Feldern verbannt, weil sie als Risikofaktoren für Honigbienen galten. Seither gibt es kontroverse Diskussionen vor allem um die Toxizität der systemischen Pestizide im Laborversuch und der tatsächlichen Anwendung im Freiland.
Während im Laborversuch schädliche Wirkungen für Honigbienen schon bei Spuren nachvollziehbar sind, gibt es in der freien Wildbahn keine derartigen Nachweise für schädliche Auswirkungen auf Bienenvölker in der Nachbarschaft behandelter landwirtschaftlicher Flächen.
Eine Studie von Mickaël Henry ist das fehlende Bindeglied. Sie zeigt, dass die einzelnen Honigbienen durchaus schneller verschwinden und dies in signifikantem Ausmaß oder, wie es die Studienautoren ausdrücken, „eine dramatisch höhere Sterberate gegenüber den Vergleichsvölkern“ zeigen, das gesamte Volk diese Verluste aber durch seine ihm eigene demographischen Entwicklungsprozesse ausgleichen kann. Der Preis dafür ist jedoch ein insgesamt kleineres Volk und eine verminderte Honigproduktion. Die Aufzucht von Drohnen wird zugunsten neuer Arbeiterinnern zurückgefahren.
Nachvollziehbar war – wenig überraschend – der Weg von Thiamethoxam aus behandelten Blüten bis in den Nektar. Während der Untersuchungsphase war in den ausgewählten Ländern die Anwendung von Imidacloprid ausgesetzt. Gleichwohl ließ es sich – das deutlich überraschender – ebenfalls nachweisen. Die Honigbienen sind zum einen zwei Neonicotinoiden zugleich ausgesetzt und zum anderen sind ausgebrachte Neonicotinoide in der Natur deutlich länger stabil als prognostiziert.
Das konventionelle Risikomanagement, das in weiten Teilen auf Laborversuchen und Annahmen basiert, lässt sich in der Realität nicht aufrechterhalten. Studien mit einem realitätsnahen Ansatz können dagegen die wahren Gefahren aufzeigen und Wechselwirkungen nachweisen.
Reconciling laboratory and field assessments of neonicotinoid toxicity to honeybees
Mickaël Henry, Nicolas Cerrutti, Pierrick Aupinel, Axel Decourtye, MélanieGayrard, Jean-François Odoux, Aurélien Pissard, Charlotte Rüger, VincentBretagnolle
Proc. R. Soc. B 2015 282 20152110; DOI: 10.1098/rspb.2015.2110.