Geschwindigkeit und Genauigkeit bei Hummeln

  • Veröffentlicht am: 01.10.2018

Die Dunkle Erdhummel ist vor dem wissenschaftlichen Zugriff nicht schnell genug davon geflogen. Foto: Niels Gründel

Entscheidungen, die von Tieren getroffen werden, sind oft ein Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit. Schnelle Entscheidungen sind tendenziell weniger genau als langsam getroffene Entscheidungen. Das trifft im Übrigen auch auf Menschen zu.
Reaktionsgeschwindigkeit ist ein individuelles konsistentes Verhaltensmerkmal, das vererbbar sein kann. Verhaltensmerkmale können aber auch abhängig von Umweltveränderungen adaptiert werden. Wie verhalten sich Hummeln bei der Anwesenheit einer Bedrohung?

Bienen auf Nahrungssuche maximieren ihre Nahrungsaufnahmeeffizienz, indem sie visuelle und olfaktorische Hinweise verarbeiten, um Nahrungspflanzen auszuwählen, die die größten Erträge liefern. Bei der Nahrungssuche müssen sie jedoch Raubtiere, etwa die Veränderliche Krabbenspinne Misumena vatia meiden, die auf Blüten jagt. Dabei kann die Spinne je nach Blütenpflanze, auf der sie ihrer Beute auflauert, ihre Farbe ändern, um möglichst schwer erkannt zu werden.

In einem Versuchsaufbau verwendeten Wissenschaftler drei Völker Dunkler Erdhummeln Bombus terrestris aus kommerzieller Zucht; die Einzeltiere wurden zur Wiedererkennung eindeutig markiert. Ausfliegen durften die Insekten in einer kontrollierten, künstlichen Flugarena, in der sich künstliche Blumen befanden. Zu Beginn durften sich die Tiere unbeschränkt auf Nahrungssuche begeben, um die Umgebung kennenzulernen.

Im späteren Verlauf wurden zwei unterschiedliche künstliche Spinnen als Räuber an einigen der künstlichen Blüten platziert, um die Gefahr durch Räuber zu simulieren. Landeten die Hummeln auf einer künstlichen Blume mit Spinne, wurde sie für zwei Sekunden von ihr so gehalten, dass sie dort keine Nahrung aufnehmen konnte. Die Positionen der Blumen wurden zwischen jeder Futtersuche geändert.

Grundsätzlich verhielten sich die Bienen in Bezug auf Geschwindigkeit und Genauigkeit konsistent. Es gab jedoch eine gewisse Flexibilität in der Taktik der einzelnen Bienen. Die meisten Bienen waren bei der Farbunterscheidung weniger genau, wenn sie zwar einer Bedrohung ausgesetzt waren, aber die Blüten mit einer Belohnung lockten.

Keine Taktik erwies sich als optimal in Bezug auf die Effizienz der Nahrungssuche unter der Bedrohungssituation von Räubern. Bienen, die schnellere Entscheidungen trafen, erreichten jedoch höhere Nektar-Sammelraten in Situationen ohne Räubern, während genauere Bienen eine höhere Sammelrate bei Anwesenheit von Räubern erreichten. Die Ergebnisse zeigen, dass einzelne Bienen zwar relativ konsistent bleiben, was Geschwindigkeit und Genauigkeit bei Anwesenheit von Räubern anbelangt, aber flexibel auf die zusätzlich notwendige Zeit zur Erkennung von Räubern reagieren können.

In der Studie hat sich gezeigt, dass Hummeln, die sich in wechselnden Umgebungen bewegen, ein gewisses Maß an Flexibilität bei ihrer Entscheidungsgeschwindigkeit als Antwort auf sich ändernde Bedrohungsszenarien zeigen. Allerdings führte keine individuelle Taktik zu einer optimalen Effizienz bei der Nahrungssuche, was für das Volk insgesamt aber nicht negativ sein muss.

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