Bienen und ihre Bakterien
In den Nistgängen der Solitärbienen sind die einzelnen Brutkammern getrennt und beinhalten jeweils nur eine einzige Larve. Das verhindert einen direkten Kontakt mit Schwestern oder Müttern. Foto: Niels Gründel
Im Fokus der Weltöffentlichkeit steht vor allem die in Völkern lebende Honigbiene. Die weit größte Zahl der Bienenarten lebt jedoch solitär. Und über deren Ökologie ist meist nur wenig bekannt, weshalb Würzburger Wissenschaftler dafür plädieren, diese Insekten besser zu erforschen.
Für das Bienensterben gibt es mehr als nur eine Ursache – Pestizide aus der Landwirtschaft, Vernichtung der Lebensräume und Krankheitserreger. In den meisten Fällen ist es nicht ein Grund allein, sondern das Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Einen weiteren Faktor hat jetzt eine Forschungsgruppe der Julius-Maximilians-Universität Würzburg in den Blick genommen. Es sind die Bakterien, die in und mit Bienen leben. Viele von ihnen sind wichtig für die Gesundheit der Bienen. Leiden sie, leiden auch die Bienen.
Im Darm der Honigbienen zum Beispiel siedeln Bakterien, die beim Verdauen der Nahrung mithelfen und das Immunsystem der Insekten stimulieren. Ebenso leben im Bienenstock nützliche Mikroben – manche von ihnen sondern Antibiotika ab und verhindern auf diese Weise, dass sich schädliche Pilze ausbreiten.
„Die meisten Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet widmen sich sozialen Bienen, vor allem der Westlichen Honigbiene Apis mellifera“, so Dr. Alexander Keller von der Universität Würzburg. Einzeln lebende Bienen dagegen hätten bislang nur wenig Aufmerksamkeit erfahren. Dabei besitzen gerade die so genannten Solitärbienen als Bestäuber eine große ökologische Bedeutung für die Umwelt und die Landwirtschaft.
Honigbienen nur begrenzt als Modell geeignet
Es sei deutlich mehr Forschung nötig, um die Beziehungen zwischen Solitärbienen und Mikroben besser zu verstehen und dadurch dem Bienensterben womöglich besser begegnen zu können, so Keller. Denn viele Arten von Solitärbienen seien bedroht oder schon ausgestorben.
Bisher gehe die Forschung davon aus, dass die an Honigbienen gewonnenen Erkenntnisse auf Solitärbienen übertragbar sind. Das aber sei – trotz einiger grundlegender Gemeinsamkeiten – nur sehr begrenzt möglich. Zu diesem Schluss kommen die Forscher der Universität Würzburg in einem Übersichtsartikel, der nun publiziert wurde. Darin ist der aktuelle Forschungsstand über die Gemeinschaften aus Bienen und Mikroben zusammengefasst.
Die zentrale Erkenntnis: Solitärbienen werden bei der Etablierung ihrer Beziehungen mit Mikroben deutlich stärker von Umweltfaktoren und vom Menschen herbeigeführte Veränderungen beeinflusst als sozial organisierte Bienen. Die Konsequenzen, die sich zum Beispiel aus dem Klimawandel, landwirtschaftlichen Veränderungen und Habitatszerstörung ergeben, sind noch nicht geklärt und benötigen eine speziell auf Solitärbienen abgestimmte Forschung.
"Drivers, diversity and functions of solitary bee microbiota," Anna Voulgari-Kokota, Quinn S. McFrederick, Ingolf Steffan-Dewenter, Alexander Keller. Trends in Microbiology, 23. August 2019, https://doi.org/10.1016/j.tim.2019.07.011