Krankheitsverlauf durch Flügeldeformationsvirus nachgestellt

  • Veröffentlicht am: 04.02.2019

Im Fokus: Varroa-Milben und das Flügeldeformationsvirus. Foto: Kerstin Seitz/Vetmeduni Vienna

Die Varroa-Milbe und das Flügeldeformationsvirus sind Hauptfaktoren des Bienensterbens vor und nach der Überwinterung. Forschenden gelang es nur durch Infektion mit künstlichem Erbgut des Virus, Krankheitsverlauf und Symptome ohne die das Virus verstärkenden Milben im Labor nachzustellen und die Virusvermehrung zu studieren.

Viele Studien zeigen, dass ein Überleben vieler Bienenvölker direkt vor und während des Winters maßgeblich von der Belastung durch die Varroa-Milbe und der durch diese Milbe ausgelösten Infektionen mit dem Flügeldeformationsvirus abhängt. Einer Forschungsgruppe des Instituts für Virologie der Vetmeduni Vienna gelang durch ein neues Versuchssystem ein entscheidender Schritt zur Erforschung des Virus. Sie stellten mithilfe eines molekularen Klons des Erregers erstmals den Krankheitsverlauf gezielt unter Laborbedingungen nach.

Bislang verwendete man für Versuche ausschließlich Proben des Flügeldeformationsvirus, die aus infizierten Bienen gewonnen wurden. „Misch- und Mehrfachinfektionen können das Ergebnis solcher Versuche allerdings verfälschen“, weiß Studienautor Benjamin Lamp. Für die Entwicklung des neuen Versuchssystems verwendeten die Forschenden künstlich hergestelltes Erbgut statt natürlicher Proben des Flügeldeformationsvirus, um den Krankheitsverlauf eindeutig dem Virus zuzuordnen.

„Zuerst wird das Erbgut eines Virus vervielfältigt und in einem Vektor, einem speziellen Transportvehikel, als Kopie gespeichert. Dieser sogenannte molekulare Klon erlaubt die Erzeugung künstlicher, stets identischer Klonviren“, erklärt Benjamin Lamp. Die mit dem künstlichen Virus infizierten Insekten zeigten die gleichen Symptome wie Verfärbungen, Zwergenwuchs, Tod oder eben die namensgebenden Missbildungen der Flügel, wie sie auch bei einer natürlichen Infektion mit dem Flügeldeformationsvirus auftreten. Damit konnte erstmals eindeutig gezeigt werden, dass diese Krankheitssymptome allein durch das Flügeldeformationsvirus verursacht werden.

Während ihrer Versuche haben die Wissenschaftler nicht nur voll entwickelte Honigbienen mit dem Klonvirus infiziert, sondern alle Entwicklungsstadien.

Betroffen waren besonders Neural-, Drüsen- und Bindegewebszellen besonders betroffen. „Die hohen Konzentrationen der Virusproteine – die Antigene – in den Drüsen könnten auch auf eine orale Übertragung des Virus von einer Biene zur anderen im Bienenstock hindeuten“, so Professor Till Rümenapf von der Universität für Veterinärmedizin Wien. Dies wäre eine Erklärung dafür, dass das Virus auch in den Völkern vorhanden ist, wenn es gar nicht von der Varroa-Milbe übertragen wird. Virusproteine in Muskel- und Blutzellen wurden nicht nachgewiesen.

Literaturstelle: 

Lamp B, Url A, Seitz K, Eichhorn J, Riedel C, Sinn LJ, et al. (2016) Construction and Rescue of a Molecular Clone of Deformed Wing Virus (DWV). PLoS ONE 11(11): e0164639. doi:10.1371/journal.pone.0164639

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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