Futtersaft schützt Honigbienen-Larven vor Giftstoffen

  • Veröffentlicht am: 29.09.2020

Futtersaft hat viele Vorteile. Bild: Matteo A. Lucchetti et al. 2018, CC BY 4.0

Pollen kann toxische Stoffe enthalten, manchmal in gefährlich hohen Konzentrationen. Wissenschaftler haben den Einfluss von Pyrrolizidinalkaloiden im Pollen des Gemeinen Natterkopfs Echium vulgare auf erwachsene Honigbienen und ihre Larven untersucht.

Echimidin ist ein im Pollen von E. vulgare enthaltenes Pyrrolizidinalkaloid (PA). Es wurde isoliert und der Nahrung von Honigbienen (PA-freiem Pollen, PA-freiem Bienenbrot, Futtersaft) zugesetzt, um Toxizitätstests durchzuführen. Während erwachsene Honigbienen eine relativ hohe Toleranz gegenüber dem Pyrrolizidinalkaloid zeigten, waren Larven deutlich empfindlicher.
Larven der Honigbiene erhalten einen Futtersaft, der typischerweise nur Spuren von Pollen enthält. Überwiegend besteht er aus Sekreten der Hypopharynxdrüsen und der Mandibeln; er wird überwiegend von Ammenbienen produziert, die sich wiederum von großen Mengen pollenhaltigen Bienenbrotes ernähren.
Von den im Bienenbrot enthaltenen Pyrrolizidinalkaloiden gelangt jedoch nur ein sehr geringer Anteil in den Futtersaft der Larven – weit unter der Toxizitätsschwelle für Larven.

Die Ergebnisse legen daher nahe, dass der Futtersaft vor der toxischen Wirkung von Sekundärmetaboliten von Pollen schützt.

Die Ergebnisse früherer Studien haben weitere Vorteile für die Nutzung von Futtersaft aufgedeckt:
Webster und Peng beschrieben 1988 wie er ein schnelleres Heranwachsen der Larven als eine reine Pollendiät ermöglicht, sodass sich die Völker der Honigbiene deutlich schneller entwickeln können.
Der Futtersaft ist zu mindestens 90 % verdaulich; entsprechend gefütterte Larven erzeugen weniger Kot als mit Pollen gefütterte Larven, was zur Hygiene im Bienenstock beitragen dürfte und den Aufwand für Reinigungsarbeiten der Arbeiterinnen vermindert.
Glinski und Buczek zeigten 2003, dass der aus Drüsensekreten bestehende Futtersaft antimikrobielle Eigenschaften umfasst und somit das Risiko von Infektionen der Larven vermindert.
Und schließlich schützt diese Art der Larvenpflege bei den Honigbienen vor den toxischen Eigenschaften von Pollen wie Keller et al. 2005 nachwiesen, sodass Honigbienen ein breites Pollenspektrum nutzen können.

Es ist durchaus anzunehmen, dass der Wirkmechanismus nicht nur bei natürlicherweise in Pollen vorkommenden Sekundärmetaboliten wirkt, sondern ebenso bei vom Menschen verbreiteten Chemikalien wie Pestiziden. Das wäre aber noch zu untersuchen.

Literaturstelle: 

Lucchetti, M. A., Kilchenmann, V., Glauser, G., Praz, C., Kast, C. (2018) Nursing protects honeybee larvae from secondary metabolites of pollen. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 285(1875), 20172849. DOI: 10.1098/rspb.2017.2849

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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