Honigbienen stecken Hummeln an

  • Veröffentlicht am: 14.05.2020

Für die Übertragung von Viren müssen sich Honigbienen und Hummeln gar nicht so nahe kommen. Foto: Niels Gründel

Honigbienen können Hotspots für die Übertragung von Viren auf Wildbienen sein. Viele wildlebende Hummel-Arten sind rückläufig und neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Krankheiten, die von Honigbienen verbreitet werden, ein Hauptverursacher sein können.

Einige Viren, die bei Hummeln auftreten, wandern quasi von Menschen betreuten Bienenvölkern zu nahe gelegenen Populationen wilder Hummeln „und wir zeigen, dass diese Übertragung wahrscheinlich durch Blüten verursacht wird, die beide Bienenarten gemeinsam aufsuchen“, so Samantha Alger von der Universität Vermont. „Viele wildlebende Bestäuber sind in Schwierigkeiten, und diese Entdeckung könnte uns helfen, Hummeln zu schützen. Dies hat Auswirkungen darauf, wie wir mit Honigbienen umgehen und wo wir sie aufstellen.“

Im Rahmen ihrer Studienarbeit untersuchte das Team aus drei Wissenschaftlern 19 Standorte im US-Bundesstaat Vermont. Sie entdeckten, dass zwei bekannte RNA-Viren, die bei Honigbienen gefunden werden – das Flügeldeformationsvirus (DWV) und das „Black Queen Cell Virus“ (BQCV) – bei Hummeln, die weniger als 300 Meter von kommerziellen Bienenvölkern entfernt für die Studie gesammelt wurden, vermehrt auftraten. Die Forscher entdeckten, dass zudem aktive Infektionen mit dem Flügeldeformationsvirus in der Nähe dieser kommerziellen Bienenstöcke höher waren. Hummeln, die in Gegenden gesammelt wurden, wo keine Honigbienen und keine Bienenvölker vorhanden waren, wiesen kein Flügeldeformationsvirus auf.

Viren entdeckten die Forscher an 19 % der Blütenpflanzen, die sie an Standorten in der Nähe von Honigbienen-Völkern sammelten. „Ich dachte, das wäre wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Wie hoch sind die Chancen, dass man eine Blume pflückt und ein Bienenvirus darauf zu finden ist?“, fragt Samantha Alger. „Es war überraschend, derart viele zu finden.“ Im Gegensatz dazu entdeckten die Wissenschaftler keine Honigbienen-Viren an Blüten, die mehr als einen Kilometer von den Aufstellorten von Honigbienen-Völker entfernt gesammelt wurden.

Zusammengenommen legen diese Ergebnisse dieser Studie den Schluss nahe, dass „Viren bei verwalteten Honigbienen auf wilde Hummel-Populationen übergreifen und dass Blumen ein wichtiger Weg sind“, so Alison Brody von der Universität Vermont. „Eine sorgfältige Überwachung und Behandlung erkrankter Honigbienen-Völker könnte Wildbienen vor diesen Viren sowie vor anderen Krankheitserregern oder Parasiten schützen.“

Hühner als Wahrzeichen des Vogelschutzes

Samantha Alger ist zutiefst besorgt über Langstreckentransporte einer großen Anzahl von Honigbienen zur kommerziellen Bestäubung. „Große Unternehmen setzen Bienenstöcke auf Lkw und bringen sie nach Kalifornien, um Mandeln zu bestäuben, und dann nach Texas, für eine weitere Ernte“ und dabei tragen sie ihre Krankheiten mit sich – wohin sie auch immer gefahren werden. Zwischen ihren Arbeitseinsätzen in Monokulturen werden kommerziell gehaltene Honigbienen oft in unberührte natürliche Lebensräume gebracht, „um sich dort auszuruhen und zu erholen, wo es vielfältiges, besseres Futter gibt“, so Samantha Alger. „Diese Studie legt nahe, dass wir Imkereibetriebe möglicherweise außerhalb von Gebieten halten sollten, in denen gefährdete Bestäuber wie die Rostbraungefleckte Hummel vorkommen. Vor allem, weil wir noch viel mehr darüber wissen müssen, was diese Viren Hummeln antun.“

Honigbienen sind ein wichtiger Bestandteil der modernen Landwirtschaft, aber „sie sind nicht einheimisch. Sie sind Nutztiere“, so Samantha Alger. „Ein großes Missverständnis in der Öffentlichkeit ist, dass Honigbienen das Wahrzeichen des Bestäuberschutzes sind. Das ist lächerlich. Es ist, als würde man Hühner zum Wahrzeichen des Vogelschutzes machen.“

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Literaturstelle: 

Alger SA, Burnham PA, Boncristiani HF, Brody AK (2019) RNA virus spillover from managed honeybees (Apis mellifera) to wild bumblebees (Bombus spp.). PLoS ONE 14(6): e0217822. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0217822

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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