Hummeln lieben abwechslungsreiche Ernährung
Bienen sammeln Pollen von den unterschiedlichsten Pflanzen. Foto: Niels Gründel
Wissenschaftler haben mit molekularbiologischen Methoden und traditioneller Mikroskopie das Pollen-Sammelverhalten von Honigbienen und Hummeln in Agrarlandschaften untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Hummeln, um ihren Bedarf an Eiweißnahrung zu stillen, viel mehr Pollen aus unterschiedlichen Pflanzengattungen nutzen als Honigbienen. Außerdem werden weniger Pollen von der Zielpflanze Erdbeere gesammelt, wenn viele Rapsfelder in der umgebenden Landschaft in Blüte sind.
Häufig werden Honigbienen, aber auch Hummeln für die Bestäubung von Nutzpflanzen eingesetzt, da der Ertrag und die Qualität vieler Pflanzenarten von Bestäubung profitieren kann. Das Aufstellen von Honigbienen- oder Hummelvölkern neben landwirtschaftlichen Nutzfeldern garantiert noch lange nicht, dass die gewünschten Zielpflanzen besucht werden. Andere gleichzeitig blühende Pflanzen können durchaus attraktiver für die Insekten sein. Dass etwa Rapsfelder Honigbienen fast magisch anziehen, ist vielen Imkern aus ihrer praktischen Tätigkeit bekannt.
Das Team der Forscher hat Honigbienen und Hummelvölker neben Erdbeerfeldern in der Region Göttingen und Kassel aufgestellt und Pollen von heimkehrenden Honigbienen und Hummeln gesammelt. Die Bienen sammeln den eiweißreichen Pollen vor allem für die Ernährung ihrer Nachkommen. Die Pollen-DNA wurde untersucht. „Über die DNA können wir herausfinden, welche Pflanzengattungen die Bienen besucht haben und wie divers ihr Sammelverhalten ist. Dafür haben wir die Pollen-DNA sequenziert und die Sequenzen mit einer regional angelegten Datenbank der bei uns vorkommenden Pflanzengattungen verglichen“, so die Studienautorin Dr. Svenja Bänsch von der Universität Göttingen.
„Mit unserer Studie konnten wir zeigen, dass Honigbienen und Hummeln sehr unterschiedliche Pflanzen als Pollenquellen in der Landschaft nutzen. Insbesondere das breite Nahrungsspektrum von Hummeln, das sie vor allem in blütenreichen Lebensräumen finden, sollte bei der Planung von Naturschutzmaßnahmen berücksichtigt werden. Sowohl Honigbienen als auch Hummeln, deren Kolonien gekauft oder geliehen werden können, eignen sich als Bestäuber im Erdbeeranbau. Vorrangig sollten jedoch die natürlich vorkommenden Wildbienen gefördert werden“, schlussfolgert Prof. Dr. Catrin Westphal von der Universität Göttingen.
Bänsch S., Tscharntke T., Wünschiers R., Netter L., Brenig B., Gabriel, D. & Westphal, C. (2020) Using ITS2 metabarcoding and microscopy to analyse shifts in pollen diets of honey bees and bumble bees along a mass-flowering crop gradient. Molecular Ecology . Doi: https://doi.org/10.1111/mec.15675