Waldränder als wichtiger Lebensraum

  • Veröffentlicht am: 17.11.2020

Lichtungen und Waldränder sind besonders attraktiv für Wildbienen. Foto: Franck Barske/Pixabay, CC0

Wildbienen sind in Wälder und an Waldrändern unterschiedlich häufig anzutreffen – je nachdem wie dicht der Baumbestand eines Waldes und dessen Kronendach ist. Weniger dichte Wälder mit offeneren Böden bieten bodennistenden Wildbienen mehr Nistmöglichkeiten.

In der Studie wurden die Auswirkungen von vier verschiedenen Sukzessionszuständen und drei verschiedenen Abständen von Waldrändern auf Wildbienen-Gemeinschaften untersucht. Durchgeführt wurde die Studie im County Strafford County im US-Bundesstaat New Hampshire mithilfe farbiger Fallen, die regelmäßig geleert wurden. 
Die vier verschiedenen Zustände des Waldes waren: Kahlschlag, Mischwald aus Kiefern Pinus strobus und Hemlocktannen Tsuga canadensis ohne Lücken in den Baumkronen, Weide und Hutewald mit Kiefern und Lücken im Kronendach.

Die meisten im Wald gefundenen Wildbienen befanden sich in der Nähe der Waldränder.
Umgebungen mit wenig bis gar keiner Überdachung wies die größte und abwechslungsreichsten Bienen-Gemeinschaften auf, im Gegensatz zu Wäldern, die von dichten Baumbeständen dominiert wurden.

Der räumliche Maßstab dieser Studie wurde sehr fein gewählt, um auch kleine Nuancen bei der Verteilung von Wildbienen über kürzere Entfernungen erkennen und untersuchen zu können.
Im Ergebnis erwies sich mehr als die Hälfte der erfassten Bienen-Arten als entfernungsspezifisch, wobei die Entfernungsspezifität ein Produkt der Nistbiologie ist. Nistressourcen können Bienen-Gemeinschaften formen, allerdings in einem viel feineren Maßstab als bisher angenommen.
Dieser Effekt ist am besten bei der Gattung der Furchenbienen Lasioglossum zu beobachten, der artenreichsten Gattung, die in der Studie erfasst wurde: Unterschiede im Abstand von 10 m gegenüber 20 und 30 m Entfernung von den Waldrändern erwiesen sich als relevant.
Bienen, die überirdisch nisten, wurden meist in 10 m Entfernung vom Waldrand gefunden, während bodennistende Arten in 20 und 30 m Entfernung von den Waldrändern viel häufiger vorkamen.

In dichten Wäldern fehlen viele der für Bienen wichtige Ressourcen wie geeignetes Brutsubstrat, Sonnenlicht und Nahrung. Dies ist besonders kritisch, wenn die Frühlingsblüte beendet ist und Bäume Blätter produzieren, die verhindern, dass Sonnenlicht in das Unterholz gelangt.
Darüber hinaus ist die Nahrungssuche bei vielen Bienen-Arten bei Schatten und den damit verbundenen kühleren Temperaturen reduziert.

Schutzpraktiken für Wildbienen und die Wege zur Waldbewirtschaftung könnten komplementär sein, wenn beide darauf abzielen, die Baumdichte in Wäldern zu verringern und den Baldachin zu öffnen. Das kommt nicht nur der Wildbienen-Gemeinschaften zu gute, sondern auch den Pflanzen im Unterholz.
Die Erhaltung heterogener Landschaften durch die Unterstützung mehrerer Sukzessionszustände macht insbesondere in Gebieten Sinn, in denen es an Vielfalt mangelt, wie Agrarlandschaften.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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