Bee-washing mit Bienenhotels?

  • Veröffentlicht am: 30.07.2021

Nisthilfen für Wildbienen sind nicht uneingeschränkt positiv. Foto: Niels Gründel

Die Aufstellung von Bienenhotels in landwirtschaftlich genutzten Gegenden soll die Bestäubung optimieren und Bienenhotels in städtischen Umgebungen sollen Nistmöglichkeiten bieten, um den Rückgang der Wildbienen-Populationen aufzuhalten. Dabei nisten die meisten Wildbienen eigentlich im Boden und gar nicht überirdisch.
Nisthilfen für oberirdisch nistende Bienen sorgen für künstliche Konzentrationen und es nicht immer gesagt, dass sie das eigentliche Ziel erreichen und nicht in das Gegenteil verkehren.

Von Mai bis Oktober der Jahre 2011 bis 2013 wurden jedes Jahr 200 Bienenhotels im Großraum Toronto aufgestellt, wobei jedes Bienenhotel einen Standort repräsentierte, um oberirdisch nistende Bienen zu untersuchen. Die Mehrheit der Standorte wurde alle drei Jahre beprobt (73,7 %), 16,9 % wurden über zwei Jahre beprobt und 9,4 % wurden in nur einem Jahr beprobt.
Die Standorte waren jeweils mindestens 250 m voneinander entfernt und wurden in vier verschiedenen städtischen Gebieten aufgestellt: Gemeinschaftsgärten, Hausgärten, Stadtparks und auf Gebäudedächern.

Am Ende Saison wurden die Bienenhotels eingesammelt, jedes enthaltene Papprohr geöffnet und jede Brutzelle entnommen. Alle wurden einzeln etikettiert und zur Überwinterung bei 4° C gelagert. Im April des folgenden Jahres wurden die Brutzellen in eine versiegelte Inkubationskammer überführt, die bei 26° C und 60 % Luftfeuchtigkeit bis zum Erscheinen der erwachsenen Bienen und Wespen gehalten wurde, um sie dann nach Geschlecht und Art genau zu identifizieren.
Erfasst wurde auch die Gesamtzahl der Parasiten, von denen die Bienen- und Wespenbrut befallen war; sie wurde so genau wie möglich bestimmt.

Die häufigsten Bienen waren die in Kanada einheimischen Bienen Osmia pumila und Megachile campanulae und zwei eingeführte Arten Stahlblaue Mauerbienen O. caerulescens und Luzerne-Blattschneiderbiene M. rotundata. Die Schätzung der Populationszunahme für jede Art wurde durch den Vergleich der Anzahl der weiblichen Nachkommen bestimmt.

Das Team der Wissenschaftler untersuchte die Nutzung von Bienenhotels durch einheimische und eingeführte Bienen und Wespen, um das Potenzial von Bienenhotels als künstliche Vergrößerung des Habitats zur Erhöhung der Populationen einheimischer Wildbienen zu bewerten.

Obwohl es keinen Unterschied in der Häufigkeit oder Besiedlung von Bienenhotels durch eingeführte und einheimische Bienen gab, waren einheimische Bienen in der Minderheit und machten lediglich 27,7 % aller Nachkommen aus.
Einheimische Wespen waren deutlich häufiger als einheimische und eingeführte Bienen.
Bienenhotels in Hausgärten wiesen signifikant mehr einheimische Bienen auf, während mehr anthropogen veränderte Standorte wie begrünte Dächer eine signifikant höhere Anzahl eingeführter Bienen unterstützte.

Eingeführte Bienen wurden zudem weniger oft parasitiert als einheimische Bienen.

Eingeführte Bienen wiesen teilweise einen größeren Zuwachs über die Jahre auf als einheimische Bienen.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Studie, dass Bienenhotels – im untersuchten Gebiet – die Populationen von Solitärwespen mehr als die von einheimischen Bienen zu vergrößern scheinen und eingeführte Bienen zumindest einige einheimische Bienenarten in einigen Lebensräumen übertreffen. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer verstärkten Untersuchung von Bienenhotels und ihrer damit verbundenen Auswirkungen auf die Artenvielfalt und Bestäubung der Bienen im städtischen Umfeld.

Bienenhotels können so konzipiert sein, dass sie verschiedene Bienenarten durch unterschiedliche Durchmesser oder Länge der Niströhren fördern, aber ebenso dazu führen, dass sich Bienenarten in einem Bienenhotel zusammenzuschließen und damit unbeabsichtigt die Möglichkeit für Parasiten erhöhen, auch verwandte Arten anzugreifen.
Einige Bienenhotels verfügen bauartbedingt über dünnwandige Niströhren, die eine Übertragung von Parasiten innerhalb des Hotels, auch durch parasitäre Eindringlinge, erleichtern.

Bienenhotels können sowohl negative als auch positive Auswirkungen auf ihre Zielorganismen haben. Ein modifiziertes Design könnte zu den eigentlich gewünschten Ergebnissen führen. Dafür wäre allerdings eine verstärkte Forschung der Parameter erforderlich, die zwischen verschiedenen Bienenhotel-Designs variieren.

Literaturstelle: 

MacIvor JS, Packer L (2015) ‘Bee Hotels’ as Tools for Native Pollinator Conservation: A Premature Verdict? PLoS ONE 10(3): e0122126. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0122126

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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