Sulfoxaflor für Hummeln tödlich
Pestizideinsätze in der Natur sind kein singuläres Ereignis für Bienen. Foto: Kathy Büscher/Pixabay
Sulfoxaflor gilt als Ersatz für viele inzwischen nicht mehr zugelassene Neonicotinoide. Die Studienlage ist trotz Zulassung jedoch dürftig. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Auswirkungen eines feldrealistischen Sulfoxaflor-Einsatzes auf Hummel-Populationen über subletale bis hin zu tödlichen Wirkungen reichen.
Pestizide sind ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Artenvielfalt von Insekten und damit auch bestäubenden Bienen. Der Einsatz wichtiger bienenschädigender Insektizide wie der Neonicotinoide wurde inzwischen durch die Aufsichtsbehörden reduziert, doch neue weniger untersuchte Substanzen haben statt ihrer die Lücken besetzt. Sulfoxaflor ist ein neuartiges Insektizid, das auf denselben neuralen Rezeptor wie Neonicotinoide abzielt.
In einer aktuellen Studie untersuchte ein Team von Wissenschaftlern die gleichzeitig auftretenden, letalen und subletalen Risiken von Sulfoxaflor und Ernährungsstress für Dunkle Erdhummeln Bombus terrestris. Die Hummeln wurden einer Pestizidbelastung ausgesetzt, die den natürlichen Abbau nachahmt; zudem erhielten die Arbeiterinnen eine zuckerarme Ernährung.
Eine feldrealistische, sich mit der Zeit abbauende Sulfoxaflor-Belastung verursachte erhebliche tödliche und subletale Auswirkungen auf die Hummeln. Darüber hinaus verschlimmerte eine schlechte Nektarqualität die Sulfoxaflor-Risiken synergistisch, indem sie gleichzeitig physiologischen Stress induziert und die Pestizidaufnahme erhöht.
Die Forscher ahmten einen uneingeschränkten Einsatz von Pestiziden bei Kürbissen nach. Dabei führte die Sulfoxaflor-Belastung, aber nicht das Zuckerdefizit, zu einem starken Anstieg der Sterblichkeit, der durch Zuckermangel noch verstärkt wurde.
Umgekehrt wurde bei der Nachahmung eines weniger schwerwiegenden Anwendungsszenarios bei Erdbeeren das Überleben der Hummeln durch Sulfoxaflor nicht allein beeinflusst. Erst als die Hummlen mit einer zuckerarmen Diät gefüttert wurden, erhöhte sich ihre Todesrate merklich.
In subletalen Konzentrationen wirkte sich Sulfoxaflor negativ auf die Fruchtbarkeit der Hummeln aus, jedoch nicht auf ihr Überleben. Der Ernährungsstress reduzierte die Fruchtbarkeit der Hummeln und verschärfte synergistisch oder additiv die Auswirkungen von Sulfoxaflor auf das Überleben der Hummeln, ihre Eiablage und die Zahl der Nachkommen.
Die Forscher stufen ihre Versuche und damit ihre Ergebnisse als konservativ ein, da Pollenrückstände nicht im Studiendesign und damit in der Bewertung berücksichtigt wurden. Im Freiland dürften Hummeln jedoch sowohl kontaminierten Pollen als auch Nektar ausgesetzt sein.
Die Daten der Wissenschaftler zeigen, dass die nicht abgeschwächte Verwendung von Sulfoxaflor nach Anwendung wie auf dem Etikett große, aber stark vernachlässigte Auswirkungen auf die Gesundheit von Hummeln haben kann, die durch Ernährungsstress verschlimmert werden können.
Die Studie unterstreicht aus Sicht der Forscher die Notwendigkeit, Zulassungen nicht weiter aufgrund eines einzelnen Stressors zu erteilen, da dies unrealistisch ist: Die tatsächlichen Risiken eines Pestizideinsatzes in der Natur sind kein singuläres Ereignis für Bienen.