Endemische Bienen reagieren auf Imidacloprid empfindlicher als Honigbienen

  • Veröffentlicht am: 07.04.2022

Stachellose Bienen Meliponini sind nicht so robust wie Honigbienen. Foto: Bernard DUPONT/Flickr, CC BY-SA 2.0

Der Einsatz von Pestiziden gilt (weltweit mit wenigen Ausnahmen) nach wie vor als einer der wesentlichen Stressfaktoren, die zum Rückgang von Bienenpopulation führen. Fast alle Bewertungsverfahren für den Einsatz in der Landwirtschaft basieren auf Untersuchungen, die ausschließlich an Honigbienen Apis mellifera vorgenommen werden.

Dass diese Bewertungsgrundlage wesentliche Mängel aufweist, da sich Honigbienen anders entwickeln, verhalten und vor allem Verluste besser ausgleichen können als etwa Solitärbienen oder auch Hummeln, ist inzwischen unstrittig.

Aus wissenschaftlicher Perspektive gerät die Fixierung auf die Europäische Honigbiene daher immer stärker unter Druck. In einer Studie hat ein Team brasilianischer Wissenschaftlern untersucht, wie einheimische tropische Bienen durch die aktuellen Risikobewertungsverfahren geschützt sind. Sie haben dazu das Neonicotinoid Imidacloprid an endemischen und eingeführten Bienenarten bewertet.

Das Risiko wurde anhand einer niedrigen (TIER I) und einer mittleren (TIER II) Analyseebene bewertet. Für TIER I wurde das BeeREX-Modell der United States Environmental Protection Agency verwendet und für TIER II der Ansatz der Species Sensitivity Distribution (SSD).
Die Belastungen mit Imidacloprid wurden anhand vier verschiedener Kulturen berücksichtigt: Bohne, Maracuja, Sonnenblume und Tomate. Das Imidacloprid-Risiko für die einheimischen Arten wurde dabei sowohl durch Extrapolation der erzielten Wirkungen auf Apis-Arten als auch durch Verwendung ökotoxikologischer Daten aus Tests mit einheimischen Arten bewertet.

In TIER I zeigten die anhand empirischer Daten berechneten Risiken, dass mehr als 50 % der Nicht-Apis-Arten ein um 28 – 180 % höheres Risikoniveau aufwiesen als diejenigen, die mit dem in der brasilianischen Pestizidverordnung verwendeten Extrapolationsfaktor ermittelt wurden.
In TIER II zeigte sich, dass die meisten einheimischen Bienen empfindlicher auf Imidacloprid reagieren als die in weiten Teilen Brasiliens verbreitete Afrikanisierte Honigbiene A. mellifera.

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