Aufteilung von Nahrungsressourcen in Städten

  • Veröffentlicht am: 20.04.2023

Mit zunehmender Zahl Honigbienen müssten eigentlich auch die Blütenressourcen zunehmen. Foto: Niels Gründel

Städte sind als bedeutende Lebensräume für eine Reihe von Arten bekannt, darunter auch viele Wildbienen, da sie dort vor Pestiziden weitgehend sicher sind und monoton bewirtschaftete Flächen kaum vorkommen. In vielen europäischen Städten hat es in den zurückliegenden Jahren einen erheblichen Zuwachs an Imkereien gegeben. Die dadurch zahlreich vorhandenen Honigbienen stehen in einem zunehmenden Wettbewerb um Nahrungsressourcen mit den Wildbienen.

Städte verfügen über ressourcenreiche städtische Grünflächen wie etwa Parks, Kleingartenanlagen und Friedhöfe. Die starke Zunahme bewirtschafteter Honigbienen durch den Trend zur Imkerei kann gleichwohl die vorhandenen Blütenressourcen erschöpfen und so einen Wettbewerb zwischen Wildbienen und Honigbienen auslösen.
Städtische Wildbienengemeinschaften stellen allerdings eine gefilterte Teilmenge des regionalen Wildbienenartenpools dar. Sie verfügen über Merkmale, mit deren Hilfe sie besser an das Überleben in städtischen Ökosystemen angepasst sind, wie Fournier et al. 2020 zeigten.

Ein Team von Wissenschaftlern hat eine Studie in 23 Stadtgärten in Zürich durchgeführt, um den Einfluss der dortigen Honigbienen zu untersuchen. Die Stadt erstreckt sich über eine Fläche von 92 km², von der mehr als 43 % mit Grünflächen bedeckt sind.

In der Mitte jedes Gartens wurde eine Reihe von 19 Töpfen mit unterschiedlichen Pflanzen aufgestellt, die sich in der Nektarverfügbarkeit unterschieden: fünf Töpfe mit Wilder Möhre Daucus carota, sechs Töpfe mit Garten-Rettich Raphanus sativus, fünf Töpfe mit Saat-Esparsette Onobrychis viciifolia und drei Töpfe mit Echtem Beinwell Symphytum officinale.

Wild- und Honigbienen wurden während der Blütezeit zwischen dem 15. Juni und dem 20. Juli 2016 gesammelt.
Die Bienen wurden anschließend von Experten bestimmt. Die überwiegende Mehrheit der Exemplare wurde auf Artenebene identifiziert.

Die Ergebnisse weisen auf einen großen Einfluss der Ressourcenverfügbarkeit auf verschiedenen räumlichen Skalen bei der Gestaltung der Vielfalt urbaner Wildbienen hin. In städtischen Ökosystemen hat die Bewirtschaftung städtischer Grünflächen einen starken Einfluss auf die Ressourcenverfügbarkeit durch Veränderungen der Pflanzendiversitätsmuster.
Wildbienen zeigen häufig eine höhere Beständigkeit für Blüten innerhalb ihres meist kleinen Flugradius. Die Bedeutung der lokalen Ressourcenverfügbarkeit zeigte sich vor allem für Wildbienenarten, die sich funktionell von Honigbienen unterschieden.

Die Verfügbarkeit von Ressourcen auf Landschaftsebene erwies sich als Hauptgrund für die Häufigkeit lokaler Honigbiene. Honigbienen neigen dazu, sich an Orten mit wenigen geeigneten Lebensräumen in der Umgebung zu konzentrieren. Obwohl Honigbienen breit aufgestellte Generalisten und sehr mobil sind, zeigen sie eine ausgeprägte Nahrungsökonomie und wählen Nahrungsplätze nur dann aus, wenn sie von ausreichender Qualität sind (Garbuzov et al., 2014; Hennig & Ghazoul, 2011).
Im städtischen Umfeld können etwa blumenreiche Schrebergärten besonders wertvolle Nahrungsplätze darstellen und Honigbienen dazu veranlassen, sich dort zu konzentrieren.

Die Forscher konnten keinen signifikanten Einfluss der Imkereiintensität auf die Aufteilung der Nahrungsnischen finden. Das bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass eine urbane Imkerei keine Risiken für Wildbienen darstellt. Städtische Ökosysteme sind im Vergleich zu anderen Ökosystemen besonders dynamisch. Die städtische Imkerei ist eine relativ neue Aktivität in Städten, die in den letzten Jahren ein schnelles und unreguliertes Wachstum erfahren hat. In Zürich ist die Zahl der Bienenstöcke von etwa 530 im Jahr 2012 auf rund 1.100 im Jahr 2020 angestiegen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Blütenressourcen im gleichen Tempo wie die städtische Imkerei zugenommen haben.

Die Vermeidung einer hohen Dichte städtischer Honigbienenvölker, wie sie in anderen Städten zu beobachten ist, könnte es städtischen Ökosystemen ermöglichen, Wildbienen zu erhalten, während gleichzeitig ein gewisses Maß an Freizeitimkerei zugelassen wird.

Die Wissenschaftler empfehlen, dass Städte, ihre floralen Ressourcen überwachen, um die städtische Imkerei besser zu verwalten und städtische Bestäuber zu unterstützen.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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