Hummel-Königinnen durch Insektizide und weniger Blumenvielfalt gefährdet
In der Studie stand die Gemeine Östliche Hummel Bombus impatiens im Mittelpunkt. Im Bild eine Königin. Foto: Zerene Stacker/USGS Bee Inventory and Monitoring Lab, Public Domain
In einer Studie fanden Forscher heraus, dass sich Umweltbedrohungen für nistbildende Hummel-Königinnen häufen und sie stellen inzwischen den größten Stressfaktor dar. Die Belastung mit einem weit verbreiteten Insektizid und schlechte Ernährungsbedingungen gehen zulasten der Gesundheit. Das Abarbeiten der langen Aufgabenliste der Hummel-Königinnen wird dadurch gestört, was dramatische Folgen für eine ohnehin schwindende Bestäubergruppe haben könnte.
Hummeln sind die Arbeitspferde in der Welt der bestäubenden Insekten und spielen eine Schlüsselrolle in natürlichen und landwirtschaftlichen Ökosystemen. Kulturen wie Tomaten, Heidelbeeren und Rotklee hängen stark von ihren Bestäubungsleistungen ab. Hummeln sind sehr effizient beim Transport von Pollen von einer Blüte zur anderen.
Im Gegensatz zu Honigbienen, deren Völker über mehre Jahre leben, basieren Hummelkolonien jährlich aufs Neue ausschließlich auf dem Erfolg einer einzelnen Königin.
Nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf hat eine jede Hummel-Königin eine lange Aufgabenliste vor sich: Sie muss ein Nistplatz finden, ihn dann ausbauen, Eier legen, Larven wärmen und füttern. Insgesamt eine physiologisch anspruchsvolle Aufgabe, bei der der Erfolg des gesamten Volkes von einer einzelnen Königin abhängt.
„Die Königinnen sind wahrscheinlich bereits der Flaschenhals für die Populationsdynamik eines Hummelvolkes“, äußert sich Studienautorin Hollis Woodard. „Wenn eine Königin stirbt, weil sie von Menschen verursachten Stress ausgesetzt ist, dann wird ein Nest mit hunderten wichtigen Bestäubern einfach nie existieren.“
Frühere Studien haben Insektizide inklusive der weit verbreiteten Neonicotinoide mit einem Rückgang an Bestäubern in Verbindung gebracht. Neonicotinoide werden in großem Maße zur Saatgutbeize direkt auf Samen angebracht, wodurch sie den Boden kontaminieren. Genau dort überwintern Hummel-Königinnen; zudem gelangen die Giftstoffe in das Pflanzengewebe, einschließlich Pollen und Nektar.
Weiterer Stress für Hummeln ist die abnehmende Pflanzenvielfalt in ihren Lebensräumen.„Hummeln sind florale Generalisten, die Pollen von einer Vielzahl von Pflanzenarten sammeln, und es gibt Hinweise aus früheren Studien, dass eine Mischdiät die Entwicklung von Hummelkolonien besser unterstützt als eine einseitige Ernährung, bei der Pollen nur von einer einzigen Blume stammt“, erläutert Hollis Woodard.
Die Wissenschaftler testeten die Auswirkungen einer vorübergehenden und einer anhaltenden Exposition mit dem Neonicotinoid Imidacloprid und einer Ernährung nur aus einer Pollenquelle hinsichtlich Sterblichkeit, Aktivität und Fähigkeit der Königinnen, gesunde Nester zu etablieren.
Im Ergebnis stellten die Forscher bei Belastung der Hummel-Königinnen mit dem Neonicotinoid Imidacloprid fest, dass die Königinnen weit weniger aktiv waren und sechsmal wahrscheinlicher während einer längeren Belastung (über 37 Tage) mit dem Pestizid versterben; eine Belastung nur über 17 Tage mildert die Sterblichkeitsrate etwas ab. Die überlebenden, aber belasteten Bienen-Königinnen produzierten nur ein Drittel der Eier und ein Viertel der Larven gegenüber unbelasteten Königinnen.
Die Belastung durch das Pestizid überdeckt die Effekte einer einseitigen Pollen-Ernährung. Sie allein genügt aber, um die Brutproduktion der Hummel-Königin negativ zu beeinflussen.
„Unsere Studie ist die erste, die den Einfluss mehrerer Stressfaktoren auf Hummel-Königinnen in einer wenig erforschten, aber wichtigen Phase ihres Lebens untersucht. Die Studie schließt an die kleine, aber wachsende Zahl Ergebnisse an, die darauf hindeuten, dass es einzigartige Auswirkungen auf Königinnen gibt, die dramatische Konsequenzen für zukünftige Generationen haben können“, so Hollis Woodard.
Die Forscherin weist darauf hin, dass die Datenlage zu einem Überdenken der Verwendung von Neonicotinoid-Insektiziden in den USA führen sollte. In den Mitgliedstaaten der Europäischen Union sei man diesbezüglich schon weiter.
„Unsere Forschungsergebnisse legen nahe, dass es für den Einsatz von Insektiziden versteckte Kosten gibt, die nur zu beobachten sind, wenn man die Gesamtheit der Lebensgeschichte eines Organismus betrachtet. Dies ist eng mit dem menschlichen Wohlergehen verbunden, da die Bienengesundheit für die Nahrungsmittelproduktion, die Biodiversität und die Umwelt extrem wichtig ist“, schließt Hollis Woodard.